Dorsten. „Hennamond”-Autorin Sonja Fatma Bläser hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Rechte der moslemischen Frauen.
Mit klaren Worten, doch ohne dabei Vorurteile zu schüren, verblüffte Sonja Fatma Bläser ihr Publikum im Perspektivhaus an der Molkerei. Anlässlich des Tages der Gewalt gegen Frauen hatten Gleichstellungsstelle, Frauenhaus und Perspektivhaus die Autorin eingeladen.
Die zierliche Frau kündigte schon vorweg ein Hin- und Herspringen zwischen den drei Reizworten „Gewalt”, „Zwangsheirat” und „Ehrenmord” an, denn die seien „nicht voneinander zu trennen”. Bekannt geworden ist die Tochter einer Kurdin und eines Türken mit dem zunächst unter einem Psseudonym veröffentlichten Buch „Hennamond”, in dem sie eigene Gewalt- und Unterdrückungs-Erfahrungen aufgeschrieben hatte. Heute ist Sonja Fatma Bläser als Migrationshelferin in Kindergärten, Schulen und Behörden unterwegs und leitet Fortbildungen bei Polizei und Justiz.
Ihr Vortrag war nicht nur eine Situationsbeschreibung wie es heute „in der dritten Generation der Migranten aussieht”, sondern auch düstere Bestandsaufnahme von Gewalt, Demütigung und Unterdrückung gegen Mädchen und Frauen in den eigenen Familien. „Ich habe gedacht, das war vor 20 Jahren so und ist heute vorbei, aber dem ist leider nicht so.” In ihrer Beratungsstelle in Leverkusen wird sie mit Zuständen in islamischen Familien konfrontiert, die sie ähnlich selbst erlebt hatte.
Sie hörte von Mädchen, die im Namen der „Familienehre” mit Gürteln, Stöcken, Besen, Kabeln und Aschenbechern geschlagen wurden. Zigaretten wurden auf ihrer Haut ausgedrückt, sie wurden gewürgt, bespuckt oder mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen „um ihnen die Flausen aus dem Kopf zu jagen”. Das islamische Rollenverständnis sehe die absolute Unterwerfung der weiblichen Familienmitglieder vor.
„Wie weit sind wir in Deutschland mittlerweile gekommen? Mädchen nehmen in Burkhinis (Mischung aus Burkha und Bikini) am Schwimmunterricht teil!” Der Fehler liegt nach Meinung von Sonja Fatma Bläser in einer falschen Auslegung der Religionsfreiheit. „Im Namen der Religion wird das Grundgesetz missachtet, werden Menschrechte mit Füßen getreten, das dürfen wir nicht zulassen”, forderte sie. Sie erschütterte mit Berichten über Zwangsverheiratungen – wohlgemerkt, in Deutschland – von zwölfjährigen Mädchen, die ein Geistlicher in der elterlichen Wohnung traut. „Nach außen streiten sie natürlich alles ab.”
„Wofür haben die Frauen hier in Deutschland eigentlich damals gekämpft?” Doch auch Männern gehe es nicht gut. „Denn wer nicht beherrschen oder herrschen will, der gilt als Schwächling und wird ebenfalls schlecht behandelt”, weiß sie von jungen Männern, die ihre Beratungsstelle aufsuchen. Ihren leidenschaftlichen Vortrag ergänzte Sonja Fatma Bläser durch die Lesung einzelner Episoden ihres ersten Buches: Sie machte klar, warum ihr diese Missstände so zu Herzen gehen: Sie hat alles selbst erlebt und es mit letzter Kraft geschafft, sich daraus zu befreien.