Drogenberatungsstelle Westvest legte Jahresbericht 2007 vor. Insgesamt ließen sich 385 Klienten von den Marler Experten beraten. Besonderes Projekt zur Jungenförderung ausgezeichnet.
Dorsten / Kreis RE. Nach wie vor gilt: Die meisten Menschen, die Rat bei der Drogenberatung suchen, haben Probleme mit Opiaten. 56 Prozent der Abhängigen, die 2007 die auch für Dorsten zuständige Beratungsstelle Westvest in Marl aufsuchten, konsumierten Heroin oder Methadon, berichtete Leiter Norbert Pfänder. Die Drogenlandschaft verändere sich aber merklich: "Es gibt einen Trend von Heroin zu Cannabis." 52 Prozent der Konsumenten, die sich erstmals an Westvest wandten, berichteten von Cannabiskonsum und nur noch 17 Prozent von Opiatkonsum. Immer beliebter wird außerdem das Rauchen von Shishas, sprich Wasserpfeifen.
Weiter angesagt sind Amphetamine und Kokain, auch das war eine Erkenntnis aus Gesprächen mit insgesamt 385 Klienten. Klar wurde zudem: Drogen sind ein Problem des männlichen Geschlechts (82 Prozent) und darüber hinaus vor allem eine Angelegenheit der 20- bis 24-Jährigen. Generell gelte: "Je früher der Konsum beginnt, desto wahrscheinlicher stellen sich psychische Störungen ein." Letzte, traurige Zahl: Im Kreis sterben bis zu zwölf Menschen jährlich an Folgen ihrer Sucht.
Nicht nur das wollen die Sozialpädagogen, Sozialarbeiter und Psychologen unbedingt verhindern. Sie stehen Konsumenten und Angehörigen aus Haltern am See, Marl, Dorsten und Gladbeck zur Seite. "Wir möchten, dass die Klienten Abstinenz als etwas Wertvolles erleben", sagt Psychologin Susanne Frankenstein. Es müsse sich lohnen, keine Drogen mehr zu nehmen. "Wer erkennt, dass die Partnerschaft wieder funktioniert oder die Beziehung zu den Eltern, dass es gut tut, wieder zur Schule zu gehen oder endlich mal Geld in der Tasche zu haben - der entwickelt die nötige Energie."
In der Beratungsstelle geht's auch um Sucht- und Aidsprävention sowie Therapie. Zwei Projekte hoben Pfänder und seine Kollegen beim Pressegespräch hervor: Zunächst bieten sie eine kostenfreie Beratung bei Führerscheinproblemen wegen Drogengeschichten an. "Wir erklären den Betroffenen, was bei der MPU, also der medizinisch-psychologischen Untersuchung, auf sie zukommt. Und dass sie nur Erfolg haben werden, wenn sie sich vorher mit ihrem Konsum beschäftigt haben", erklärt Frankenstein. "Es ist immer eine Frage eigener Verantwortung, wenn man den Führerschein verliert. Wer das versteht, kann etwas ändern."
Und dann gibt's da noch die Jungentrophy. Sozialarbeiter Christof Sievers, der im Alltag mit Acht- bis Zehntklässlern über Liebe, Sex und Aids redet, kümmert sich bei diesem Projekt nur um Jungen. "Weil sie immer häufiger Verlierer sind und wir nicht rechtzeitig mit ihrer Förderung begonnen haben." Noch immer gelte: "Alles, was hart ist und knallt, ist Männersache." Dazu passt der Griff zur Droge.
Die Jungentrophy ist ein Wettbewerb, bei dem Teamfähigkeit, Kommunikation und Konfliktlösung verlangt wird. Sie mache die Jungen stark und vermittle ihnen: "Nur wenn ich deutlich ausspreche, was mich bewegt, komme ich an mein Ziel."