Dorsten. Brandstiftung und Vandalismus sind einige der Anklagepunkte gegen einen inzwischen 20-jährigen Dorstener, der sich wegen seiner Taten heute vor dem Dorstener Jugendschöffengericht verantworten musste.

Gesucht habe er eigentlich nur ein Fahrrad, um - betrunken wie er war - schneller nach Hause zu kommen. Am Ende brannte im Juli 2007 das Auto in einer Garage in Wulfen völlig aus, die Garage wurde komplett beschädigt. Was treibt einen (damals noch) 18-Jährigen dazu, eine Straftat mit derart verheerenden Folgen zu begehen? Das fragte sich am Mittwoch bei der Verhandlung vor dem Jugendschöffengericht in Dorsten nicht nur der Staatsanwalt, sondern auch die zahlreichen Zuhörer.

Verhandelt wurde gegen den inzwischen 20-jährigen Freddy H., der aus der JVA Wuppertal vorgeführt wurde. Hier sitzt er seit dem 24. November wegen vier Pkw-Einbruchsdiebstählen, die er auch gestanden hat, in Untersuchungshaft. Um diese Pkw-Einbrüche ging es allerdings am Mittwoch nicht, da ist die Anklage noch in Vorbereitung. Verhandelt wurde gegen ihn wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung, Einbruch, Diebstahl, Betrug und Beförderungserschleichung, insgesamt sieben Fälle.

Am Beginn des Lebens Schulden ohne Ende

Was also treibt einen jungen Mann zu derartigen Straftaten, die Menschenleben in Gefahr bringen und dazu führen, dass er sich zu Beginn seines Berufslebens „Schulden ohne Ende auf den Buckel lädt”, so der Staatsanwalt. Eine Antwort auf diese Frage blieb der arbeitslose junge Mann schuldig. Auch nur ein Schulterzucken gab es auf die Frage von Richterin Hinkers, ob da einfach nur „blinde Zerstörungswut” im Spiel war. Der Alkohol spielte immer eine Rolle.

Hauptanklagepunkt war besagter Pkw-Brand im Juli 2007. Zuvor war er noch in eine Wohnung im Erdgeschoss eingedrungen, hatte zwei USB-Sticks gestohlen, ein paar Häuser weiter hatte er laut Anklage kurz vorher ein Gartenhaus aufgebrochen und mehrere hochwertige Elektrowerkzeuge im Wert von rund 5 000 € entwendet. Den Einbruch gab der 20-Jährige zu, den Diebstahl der Werkzeuge bestritt er und das Gericht wunderte sich über die Liste der gestohlen gemeldeten Gegenstände, die der junge Mann zu Fuß kaum hätte abtransportieren können.

Angeklagte bestreiten Vandalismus

Bestritten hat der 20-Jährige dann auch, gemeinsam mit zwei Mitangeklagten im November 2007 in ein einsam gelegenes Ferienhaus in Lembeck eingedrungen zu sein und es (so ein Zeuge) „komplett zerlegt” zu haben: 25 000 € Sachschaden. Auch den Einbruch und Vandalismus in eine einsame Jagdhütte in Rhade bestritten Freddy und seine beiden 19-jährigen ehemaligen Kumpel Daniel und Justin. Zugegeben haben alle drei den Einbruch in das Heim des Sauerländische Gebirgsvereins (SGV) in Endeln, bei dem die Polizei Daniel und Justin geschnappt hatte. Auf dem Gelände des SGV hatte sie in einer Gruppe von neun bis zehn jungen Männern und Frauen feucht fröhlich gefeiert und ein Lagerfeuer entzündet. Dazu benutzten sie erst das Feuerholz aus einem Schuppen, traten schließlich die Tür des Vereinsheims ein und verfeuerten Bücher und Stühle.

Wer nun bei welchem Einbruch dabei war, ob ein erstes und später widerrufenes Geständnis von Freddy, mit dem er auch seine beiden Mitangeklagten beschuldigt hatte, möglicherweise nur wegen der Drohungen seines Stiefvaters zustande kam, konnte gestern nicht geklärt werden. Auch nicht, ob es ganz andere, bislang unbekannte Täter gibt, wie Verteidiger Mankartz vermutet, weil die an einem der Tatorte gefundenen DNA-Spuren zu keinem der drei Angeklagten passen. Das alles soll beim Fortsetzungstermin in drei Wochen geklärt werden. Dann wird es weitere Zeugen und eine weitere Anklage wegen der Pkw-Aufbrüche geben.

Verhandlung geht im Februar weiter

Ungeklärt blieb bei der Verhandlung gegen den 20-jährigen Freddy H. auch, ob er einen rechtsradikalen Hintergrund hat, wie ihm von einer Zeugin vorgeworfen wurde. Bekleidet war der Angeklagte am Mittwoch auf jeden Fall mit dem Pulli einer Marke, die bei Neonazis beliebt ist. An einem der Tatorte hatte die Polizei 2007 auch Hakenkreuzschmierereien gefunden.