Frankfurt/Main. .
Keine Frage: Eine eigene Immobilie steht bei vielen Bundesbürgern hoch im Kurs. Schließlich verspricht sie Sicherheit. Günstige Kredite machen den Traum für viele zudem erschwinglich: Nach Angaben der FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main werden für Hypotheken-Darlehen mit einer Laufzeit von zehn Jahren derzeit durchschnittlich 1,02 Prozent Zinsen verlangt. Eine Finanzierung über 20 Jahre kostet im Schnitt 1,69 Prozent (Stand: 04.10.16). Dass die Zinsen bald wieder steigen, erwartet Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung nicht: „Dafür gibt es derzeit keine Anzeichen.“
Die Kehrseite der Medaille: Die Nachfrage steigt. Und das macht Immobilien immer teurer. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Pfandbriefbanken (vdp) stiegen die Preise für selbst genutztes Wohneigentum im zweiten Quartal dieses Jahres um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Preise für Eigentumswohnungen zogen dabei um 7,3 Prozent an, während der Anstieg bei den Ein- und Zweifamilienhäusern mit 5,9 Prozent etwas geringer ausfiel. Besonders in Ballungsgebieten wie Berlin oder München ist dieser Trend sichtbar.
Einige Experten beobachten diese Entwicklung inzwischen mit Sorge. „Der Immobilienboom nimmt immer mehr Züge einer Blase an“, befand kürzlich beispielsweise Ralph Solveen von der Commerzbank. Seiner Ansicht nach koppeln sich die Preise von anderen wichtigen Faktoren ab. So steigen die Immobilienpreise seit 2010 schneller als die Mieten, schneller als das allgemeine Preisniveau und schneller als die Einkommen der Privathaushalte. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung in Essen sieht ebenfalls die Gefahr, dass sich eine Immobilienblase bilden könnte.
Allerdings gibt es auch andere Stimmen: „Aktuell können wir nicht erkennen, dass der Immobilienboom durch eine expansive Kreditvergabe oder rein spekulative Motive getrieben wird“, sagt beispielsweise Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des vdp. Seiner Ansicht nach sind unter anderem ein wachsender Zuzug in den Metropolregionen sowie die positive Wirtschafts-, Einkommens- und Kaufkraftentwicklung die Ursache für die Entwicklung. „Das sind viele Variablen, die sich naturgemäß ändern können.“
Auch Hartmut Schwarz sieht die Situation eher gelassen: „Die Preise sind zwar in einigen Regionen stark gestiegen“, sagt der Immobilienexperte der Verbraucherzentrale Bremen. In anderen Regionen sind sie aber weitgehend stabil geblieben. Eine Blase habe sich noch nicht gebildet. Um einen möglichen Preisrückgang muss sich daher kein Käufer Sorgen machen. Ein wichtiger Grund: In Deutschland ist die Finanzierung meist sicher aufgestellt – im Unterschied zu anderen Märkten etwa in den USA, wo Preisrückgänge von Immobilien für große Verwerfungen gesorgt hatten. In Deutschland haben viele Käufer den Zinsvorteil genutzt. „In der Regel haben sie nach fünf Jahren schon so viel getilgt, dass sie niedrigere Preise nicht mehr fürchten müssen“, sagt Schwarz. Zumal viele Banken eine Mindesttilgung von zwei Prozent verlangen. Für eine Finanzierung sei außerdem meist Eigenkapital nötig, was zusätzlich für Sicherheit sorge.
Um nicht unrealistische Preise zu zahlen, rät Schwarz Interessenten: „Schauen Sie sich den Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses in Ihrer Region an.“ Dieser lasse sich meist über das Internet recht einfach finden. Dort können Interessenten erfahren, zu welchen Preisen Immobilien tatsächlich verkauft wurden. „Preise in der Anzeige sind ja immer Wunschpreise des Verkäufers“, so Schwarz.
Außerdem sollten Käufer sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Wenn ein Makler oder Verkäufer Druck macht, ist das kein gutes Zeichen“, sagt Schwarz. Wichtig sei es, einen realistischen Preis für eine Immobilie zu ermitteln. Und das brauche manchmal Zeit. Mitunter werde auch versucht, Käufer gegeneinander auszuspielen, weiß der Verbraucherschützer aus der Beratungspraktik. „Bei Besichtigungsterminen mit mehreren Interessenten sollen dann alle ihr Höchstgebot verdeckt auf einen Zettel schreiben“, rät Schwarz. „Das beste Angebot bekommt dann den Zuschlag.“
Eine gute Infrastruktur kann den Werteverlust verringern
Wer die Immobilie selbst nutzen will, sollte sich zusätzlich zum Preis auch über die Infrastruktur ein Bild machen. Eine gute Infrastruktur kann einen möglichen Wertverlust des Objektes verringern. Wichtig sind unter anderem eine gute Verkehrsanbindung, Geschäfte des täglichen Bedarfs und Schulen. Zudem könne die Frage „Passt das zu meinen Bedürfnissen?“ hilfreich sein, sagt Schwarz. Und nicht zuletzt müsse der Energieausweis vorliegen. Denn ob der Preis für eine Immobilie noch angemessen ist, hängt auch davon ab, ob der anstehende Modernisierungsbedarf groß ist.