Évian-les-Bains. Als Rechtsverteidiger sammelte Joshua Kimmich bei Bundestrainer Joachim Löw Punkte. Aber der Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes hat einen Vorteil.

Nach seinem ersten EM-Einsatz  gegen die Nordiren ist er mit dem zurückgetretenen Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm verglichen worden. Das ging Joshua Kimmich dann doch zu weit. „Das macht wenig Sinn“, sagte er. „Philipp Lahm war über Jahre hinweg der beste Außenverteidiger der Welt, und bei mir war es ein Spiel.“

Weil er seine Sache gut gemacht hatte, durfte er ein zweites Mal ran. Und Samstag im EM-Viertelfinale gegen Italien: Spielt Kimmich? Oder doch sein Schalker Konkurrent Benedikt Höwedes?

Nach zwei Spielen hatte Kimmich Höwedes abgelöst, um der Offensive mehr Dynamik zu verleihen. Ein Plan, der aufging, wie auch Höwedes sehr nobel einräumte: „Es war die richtige Entscheidung. Es ist vollkommen okay, wenn manche Spieler in manchen Partien mehr Einsatzzeit erhalten.“ Je nachdem, was gebraucht wird: die Offensivstärke von Kimmich, der die Linie entlang läuft, flankt, passt, Löcher reißt. Oder die defensive Verlässlichkeit von Höwedes, der fast nie entscheidende Fehler macht.

Da hilft Höwedes

Joachim Löw wird diese Entscheidung nicht sehr leicht fallen. Der Bundestrainer sagt: „Wir müssen unsere Stärken ins Spiel bringen.“ Kimmich war eine spielerische Stärke. Löw warnt aber auch: „Das sind nicht die Italiener, die man normalerweise kennt. Sie spielen nicht nur defensiv, sondern auch sehr, sehr gut nach vorne.“ Da hilft Höwedes.

Bislang ist die Nationalelf im Turnier noch ohne Gegentreffer. Das bedeutet, dass die Abläufe funktionieren. Fraglich deshalb, ob Löw das Konstrukt einreißt und als defensive Dreierkette (mit Höwedes innen plus Kimmich außen im Mittelfeld) wieder aufbaut. In dieser Formation hatte die Nationalelf im Frühjahr einen beeindruckenden Sieg gefeiert. 4:1 gegen Italien.