Évian-les-Bains. Mit 25,4 Jahren ist die deutsche Nationalmannschaft die jüngste Auswahl bei der EM. Gespielt hat noch keiner von Joachim Löws Emporkömmlingen.

Es war eine besondere Drucksituation, die Julian Weigl zu meistern hatte. Der 20 Jahre alte Dortmunder stand am Sonntagmorgen auf dem Trainingsplatz der deutschen Nationalelf und wollte angespielt werden. Erst passierte nichts, dann flogen von links und rechts gleich zwei Bälle heran. Weigl, dieser spektakulär maschinenartige Passakrobat, reagierte spektakulär akrobatisch: Erst den linken, dann den rechten Pass spielte er zurück – in einer einzigen, fließenden Bewegung. Dieser Strapaze war er also gewachsen.

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    Ob das auch für eine andere gilt – eine, die zugegeben noch ein bisschen strapaziöser ausfallen würde, da ist sich Joachim Löw nicht ganz so sicher. Der Bundestrainer hatte am Sonnabend viele Dinge ausgeführt, aber die bemerkenswertesten, weil etwas irritierenden Sätze von ihm galten Weigl und den anderen drei Jünglingen in seinem EM-Kader: Leroy Sané (20), Joshua Kimmich (21) und Jonathan Tah (20). „Für die ganz jungen Spieler ist das eine besondere Drucksituation bei so einem Turnier“, sagte Löw. Man müsse daher genau überlegen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen sei, ihnen einen EM-Auftritt zuzumuten. „Die jungen Spieler machen es gut im Training. Man spürt aber, es ist die Nationalmannschaft. Sie mussten sich erst an das Tempo und die Qualität gewöhnen. Sie mussten sich ein bisschen reinspielen“, sagte Löw. Von den Voraussetzungen brächten sie zwar alles mit, „aber ein Spiel, in dem es um so viel geht, ist noch einmal eine andere Situation“.

    Im zentralen Mittelfeld hat Löw volle Auswahl

    Überraschend ist das, weil der 56-Jährige ja nicht dazu überredet werden musste, die vier dem Teenageralter gerade Entwachsenen mit nach Frankreich zu nehmen. Er hat durch sie den jüngsten Kader aller EM-Teilnehmer (25,8 Jahre im Schnitt), aber dies dürfte nicht der erste Beweggrund gewesen sein. Löw hat die EM immer als Übergangsturnier auf dem Weg zur WM 2018 gesehen. In Russland will er den Weltmeistertitel verteidigen. Weigl, Tah, Kimmich und Sané sollen Spieler dafür sein – und sie werden dann mit der Erfahrung einer EM anreisen.

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    Nur, ob sie dann auch die Erfahrungen aus EM-Einsatzminuten mitbringen, ist nach Löws Aussagen eher zweifelhaft. Weigl hat das Problem, dass Bastian Schweinsteiger früher in Form gekommen ist, als gedacht. Im zentralen Mittelfeld hat Löw volle Auswahl. Der Leverkusener Tah besetzt als Spätberufener ohnehin nur die Planstelle „Ersatz vom Ersatz“ im Abwehrzentrum (Antonio Rüdiger). Kimmich hätte die größten Chancen, wenn Löw mal in einer Dreierkette verteidigen lassen würde, was er aber nur gegen Gegner mit zwei Sturmspitzen vor hat (Nordirland am Dienstag spielt nur mit einer). Bliebe noch Sané – und da handelt es sich um ein Exemplar, das Löw eigentlich schon in der Gegenwart sucht.

    In Deutschland fehle es an Eins-gegen-Eins-Spieler, die mit Dribblings Raum schaffen, um die offensive Stagnation wie beim 0:0 gegen Polen zu verhindern, sagte Löw. Der Schalker Sané jedoch ist genau so ein Spieler. Schnell, wendig, torgefährlich – und einer der wenigen im Löwschen Sortiment, der Überraschungen parat hat. Er könne nicht nur im Sturmzentrum, sondern auch links oder rechts spielen, hatte Sané kurz vor Turnierbeginn gesagt aber auch zugegeben, dass das Tempo bei der Nationalelf etwas höher sei als auf Schalke. Zutrauen würde er sich einen Einsatz aber dennoch: „Wenn der Trainer mich bringt, will ich da sein“, sagte der 20-Jährige.

    Sané traf in der Bundesliga für Schalke acht Mal

    Sané ist der größte, unter den bisher noch ungehobenen Schätzen im deutschen EM-Kader. In seiner nun zweiten, kompletten Bundesligasaison auf Schalke traf er acht Mal und bereitete sechs Tore vor, ohne den Blick für die eigenen Defizite zu verlieren: „Ich konnte die Saison völlig ohne Druck spielen. Das hat mir sicher geholfen. Aber manchmal sieht man natürlich auch, dass ich noch ziemlich unerfahren bin“, sagte Sané. Unerfahrenheit zieht bisweilen ja auch Unbekümmertheit nach sich. Und weil Sanés ehemaliger Schalker Teamkollegen Julian Draxler links nicht gerade überzeugen konnte, wäre seine Aufstellung vielleicht eine Überlegung wert.

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      Ob Leroy Sané in Frankreich spielt oder nicht, kann zudem den Transfermarkt noch einmal beeinflussen. Aber auch er hat längst gemerkt, dass der Angreifer ein zu hebender Schatz ist: Der FC Bayern hätte Sané gern, aber am liebsten erst in einem Jahr. Manchester City mit dem Sané-Verehrer Pep Guardiola soll schon jetzt viel Geld bieten wollen. Schalke könnte in diesem Sommer noch die Transfersumme frei verhandeln. Im nächsten besitzt Sané eine Ausstiegsklausel, die bei rund 40 Millionen Euro liegen soll. 40 Millionen Euro soll auch Paris St.-Germain für Julian Weigl zu zahlen bereit sein, heißt es. Weigl jedoch ist nicht interessiert.

      Fest steht bisher, dass allerhand über Löws Emporkömmlinge geredet wird bei dieser EM. Nur gespielt haben sie nicht.

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      Die deutsche Offensive biss sich an den Polen die Zähne aus.
      Die deutsche Offensive biss sich an den Polen die Zähne aus. © dpa
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      Die deutsche Offensive biss sich an den Polen die Zähne aus. © dpa
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      Die deutsche Offensive biss sich an den Polen die Zähne aus. © dpa
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      Die deutsche Offensive biss sich an den Polen die Zähne aus. © dpa
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