Sie haben vermutlich einen Terroranschlag auf ein populäres Radrennen in Hessen geplant. Nun sitzt ein Islamisten-Paar aus Oberursel in Haft. Ist die Gefahr damit gebannt?
Islamistischer Terror mitten in Deutschland? Die Ermittlungsbehörden in Hessen haben vermutlich den Terroranschlag eines Ehepaares auf den Radklassiker "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" vereitelt. Bis 2008 hieß das Radrennen noch: "Rund um den Henninger Turm".
Wie kamen die Ermittler den Verdächtigen auf die Spur?
Die Behörden wurden auf das Paar aufmerksam, nachdem die 34-jährige Türkin unter falschem Namen drei Liter Wasserstoffperoxid in einem Baumarkt gekauft hatte. Dieser Stoff ist zum Bombenbau geeignet. Der Kauf von Wasserstoffperoxid in einer bestimmten Menge ist meldepflichtig, der Baumarkt informierte die Polizei.
Wie die Ermittler die Verdächtigen trotz Angabe falscher Personalien aufspürten, will das Landeskriminalamt nicht mitteilen. Bekannt ist, dass der 35 Jahre alte Mann Verbindungen zur radikalislamistischen Szene im Rhein-Main-Gebiet hatte. Zudem war er wegen diverser Delikte polizeilich bekannt.
Wie hat sich dieser Verdacht erhärtet?
In der Wohnung des Paares wurden unter anderem drei Liter Wasserstoffperoxid gefunden. Zudem entdeckte die Polizei eine Rohrbombe, 100 Schuss Munition und Teile eines Sturmgewehrs G3. „Wir gehen davon aus, dass wir einen Anschlag dadurch verhindern konnten“, sagte der Leiter der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Albrecht Schreiber. Nach den Angaben hatte der Deutsch-Türke vor Jahren auch Verbindungen zur islamistischen Sauerland-Gruppe.
Vier ihrer Mitglieder waren 2012 wegen der Planung von Terroranschlägen verurteilt worden. Dem Vernehmen nach können Ermittler unter anderem Telefonverbindungen des Verdächtigen zur Sauerland-Gruppe nachweisen. Wie intensiv die Kontakte waren, wusste das Landeskriminlamt (LKA) am Freitag aber noch nicht.
Was hatte das Paar geplant?
Die Behörden sagten den Radklassiker sicherheitshalber ab. Sie sehen Überschneidungen beim Streckenverlauf des Radrennens und dem Bewegungsprofil der festgenommen Personen. „Unsere Ermittlungen konzentrieren sich auf das Radrennen, aber andere Ziele sind nicht ausgeschlossen“, sagt ein LKA-Sprecher am Freitag.
Warum soll eine Sportveranstaltung das Anschlagziel sein?
Sportveranstaltungen gelten als mögliches Ziel für Terroristen: „Man kann es nicht überwachen, ein Radrennen ist eine große Massenveranstaltung mit tausenden Teilnehmern und Zuschauern“, sagt Susanne Schröter, Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam. „Es ist ein so genanntes weiches Ziel, das eine super Angriffsfläche bietet.“
So töteten zwei Islamisten beim Marathon in Boston (USA) 2013 drei Menschen mit Sprengsätzen und verletzten fast 250. In Deutschland sind wegen befürchteter Terrorgefahr bereits mehrfach Veranstaltungen abgesagt worden, etwa im Januar in Dresden Demonstrationen von Anhängern und Gegnern der Pegida-Bewegung und im Februar der Karnevalsumzug in Braunschweig.
Gibt es Komplizen?
Das schließen die Ermittler nicht aus. Das Radrennen wurde auch deshalb abgesagt, weil das Duo möglicherweise nicht alleine handelte. Allerdings gebe es bisher keine konkreten Hinweise auf Verbindungen zu Terrornetzwerken wie Al-Kaida oder der Terrormiliz Islamischer Staat, hieß es am Freitag.
Besteht die Gefahr eines Anschlages weiterhin?
Das kann zumindest nicht ausgeschlossen werden. Deshalb durchkämmten auch am Freitag Beamte den Wald an der Strecke etwa auf der Suche nach Bomben. (we/dpa)