Athen. 70 Prozent stimmen seinem harten Kurs gegen die EU-Politik zu. Immerhin versucht Tsipras nun, die ersten Wogen wieder zu glätten.
Die Aufregung in Europa über den Konfliktkurs des neuen griechischen Premierministers Alexis Tsipras ist groß, dabei kommen die Auseinandersetzungen alles andere als unerwartet. Auch Eurogruppenchef Dijsselbloem, der sich in Athen vor laufenden Kameras von Finanzminister Varoufakis vorführen lassen musste, kann nicht wirklich überrascht gewesen sein. Tsipras setzt nur seine Ankündigungen aus dem Wahlkampf in Tagespolitik um.
Der Premier zerreißt die Kreditverträge, beendet den Sparkurs, dreht die Reformen zurück und setzt die Troika vor die Tür. Genau das hatte er seinen Anhängern versprochen. Kein Wunder, dass die meisten Griechen begeistert sind: In einer Umfrage bekommt Tsipras jetzt eine Zustimmungsquote von 70 Prozent. Die in Europa gehegte Hoffnung, er werde schon gleich nach Wahl Wasser in seinen Ouzo gießen, erscheint als blauäugiges Wunschdenken.
Tsipras steht vor einem Berg zerschlagenem Porzellan
Immerhin versucht Tsipras nun, die ersten Wogen wieder zu glätten. Er versicherte in einer am Samstag eilig herausgegebenen Erklärung seine Verhandlungsbereitschaft. Man wolle keinen Frontalzusammenstoß. Aber trotz dieses Versuchs der Schadensbegrenzung: Tsipras steht schon eine Woche nach seinem Wahlsieg vor einem Berg zerschlagenen Porzellans.
In Europa wartet man nun darauf, dass die neue Athener Regierung endlich ihre Pläne konkretisiert. Bisher hat Tsipras nur gesagt, was er nicht will: keine Troika, keinen Sparkurs, keine Reformen.