Schwerte. Die Pläne der Stadt Schwerte, Asylsuchende in einem ehemaligen Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald unterzubringen, sorgen für Protest und bundesweite Schlagzeilen an einer ähnlichen Idee in Augsburg stört sich niemand.

In Schwerte besichtigten gestern Mitglieder des Stadtrates und der Verwaltung die alte SS-Wachbaracke des damaligen Außenlagers des KZ Buchenwald - zu den Plänen für die Unterbringung wollten sie sich nicht äußern.

21 Asylsuchende will die Kommune auf dem Gelände des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerkes (EAW) Schwerte-Ost einquartieren. Der NRW-Flüchtlingsrat hatte den Plan als "bedenklich und befremdlich" bezeichnet. Eine alternative Lösung für eine Unterbringung sieht die Kommune nicht. Derzeit gebe es "kaum verfügbare Container auf dem Markt", hatte der Schwerter Stadt-Sprecher Carsten Morgenthal gesagt. Bundesweit haben verschiedene Zeitungen und Fernsehsender über den Fall berichtet.

Am Montagabend wurde die Online-Petition "Keine Flüchtlingsunterkunft in der Außenstelle des KZ Buchenwald" ins Leben gerufen. Initiatorin ist Nadine Hamaleser aus Stuttgart. "Da haben sich die Leute von der Stadt wohl nicht viel Gedanken gemacht. Die Petition ist ein symbolischer Akt, die ein Umdenken bewirken soll. Es geht nur um 21 Menschen, da muss doch eine Alternative zu finden sein", sagt Hamaleser.

Ähnliche Pläne wie in Schwerte gibt es auch im bayerischen Augsburg. Dort sollen ebenfalls Flüchtlinge in einem Gebäude untergebracht werden, das während der NS-Zeit ein KZ-Außenlager für rund 1000 Zwangsarbeiter war. "Ihr spinnt wohl", war der erste Gedanke von Augsburgs Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD), als er von dem Plan hörte. Aber nach der ersten Besichtigung setzte ein Umdenken ein.

"Die Örtlichkeit ist besser geeignet als andere. Und Flüchtlinge fragen nicht danach, ob dort einmal Zwangsarbeiter untergebracht waren. Ihnen ist wichtig, dass sie eine gute Unterkunft haben", sagt Kiefer. Protest gegen die Idee habe es nicht gegeben - Ende Januar soll der Plan vom Stadtrat abgesegnet werden. In Augsburg sei man sich der geschichtlichen Dimension durchaus bewusst. "Aber genau deshalb wollen wir einen Ort, der für Menschenverachtung stand, jetzt menschenfreundlich nutzen", so Kiefer.

Gedenksteine erinnern an Geschichte

Auch viele Schwerter verstehen die große Aufregung über die geplante Flüchtlingsunterkunft nicht. "Hauptsache ein Dach über dem Kopf", ist der Tenor vieler Diskussionsbeiträge im Internet.

Die baulichen Überreste des Lagers wurden 1985 unter Denkmalschutz gestellt. Auf Initiative des Schwerter Kulturamtes wurde vier Jahre später eine Gedenkstätte errichtet - Gedenksteine erinnern an die Geschichte des Ortes. Die Baracke wurde seit dem Krieg bereits als Flüchtlingsheim genutzt - später als Kindergarten und zuletzt als Künstlerhaus.

"Es ist richtig, dort jetzt Menschen zu helfen, damit sie einigermaßen vernünftig leben können", sagt Margarethe Wenzler. Sie hat als Künstlerin in dem Haus gearbeitet, in dem nun Flüchtlinge untergebracht werden sollen.

mit dpa