Selten war eine IAA so langweilig wie dieses Mal. Aber es gibt sie noch, die lustigen Dinge, auch auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt.

Warum die 65. IAA so todlangweilig ist, muss man nicht lange erörtern: Was sich Weltpremiere nennt wie der i3, ist schon seit Monaten in allen Details bekannt (beispielsweise, dass BMW eine unverschämte Aufpreispolitik bei dem Elektroauto betreibt und sich beispielsweise die Schnellladefunktion – ohne notwendiges Kabel – mit 1600 Euro bezahlen lässt). Oder Weltpremieren, die Mogelpackungen sind: Der Audi Nanuk stand bereits im März auf dem Genfer Automobil-Salon, nur ohne die Audi-Ringe im Grill als Parcour genannte Sportwagen-Studie von Italdesign.

Aber es sollte ja was zum Lachen geben. Lachhaft ist zum Beispiel der Auto Club von Europa. Der ACE, bekannt für manchmal eigenwillige wie provokante Thesen, hat pünktlich zur IAA die Nutzung von Navigationsgeräten und Internet während des Fahrens als eine Hauptunfallursache ausgemacht. Dabei ist die ACE-These, jeder vierte Rumms auf unseren Straßen gehe auf multimediale Ablenkung zurück, gänzlich unbewiesen. (Auch wenn es Leute gibt, die sich von ihrem Navi in Flüsse lenken lassen.)

Man könnte jetzt darüber sinnieren, wie viele Fahrer beim Herumwursteln mit einer vor Kurzem noch üblichen Straßenkarte den Überblick verloren haben, oder bei der Sendersuche per Hand. Tatsache ist einfach, der Mensch neigt dazu, sich abzulenken, auch am Steuer. Und in der Ausschaltung des menschlichen Unsicherheitsfaktors liegt die größte Chance für das autonome Fahren der Zukunft, bei dem das Auto zum selbstfahrenden Computer wird. Die Systeme sind technisch bereits sehr weit und schon relativ günstig. Diese Zukunft wird nicht lange auf sich warten lassen: Der Mensch sitzt im Fond und surft im Internet, das Auto fährt. Über entsprechende Gefahren informiert uns sicher der ACE.

Daimler streitet sich mit Frankreich. Die Franzosen be- und verhindern den Verkauf von Mercedes-Modellen, die aus Sicherheitsgründen noch mit dem bisherigen Kältemittel für Klimaanlagen ausgerüstet sind. Ist dies die kleine Rache von Daimler-Boss Dieter Zetsche? Bei der großen Mercedes-Show auf der IAA am Dienstag wurde die Simultanübersetzung in fünf Sprachen angekündigt (Englisch, Chinesisch, Koreanisch, Russisch, Portugiesisch), aber nicht ins Französische. „Un Homme qui mal y pense“ – das französische Motto des Hosenbandordens passt: „Ein Schuft, der Schlechtes dabei denkt“.

Aus Wolfgang Porsche (rechts) wurde bei dpa Martin Winterkorn. Daneben das Ehepaar Ursula und Ferdinand Piëch.
Aus Wolfgang Porsche (rechts) wurde bei dpa Martin Winterkorn. Daneben das Ehepaar Ursula und Ferdinand Piëch. © dpa

Zumindest schmunzeln konnte man auch über die Personenkenntnis der Redaktion der Nachrichtenagentur dpa. Die machte bei der Bildzeile zum Foto von der Volkswagen-Präsentation aus Wolfgang Porsche, dem entscheidenen Mann im Porsche-Clan, den Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. Dass bei Audis IAA-Veranstaltung wenige Minuten zuvor (Wo die drei auch zusammensaßen) bereits die ersten Vertreter der Generation der Ururenkel von Professor Porsche antraten, entging dpa dagegen. In der Audi-halle steht die Welt Kopf und Hochhäuser ragen von der Decke nach unten. Allerdings misstrauten die Audi-Planer der optischen Wirkung ihres eigenen Kunstgriffes, schließlich sieht die Fassade eines umgedrehten Bürohochhauses auch nicht viel anders aus. Deshalb wurde noch eine Bahnhofsuhr verkehrt herum an eines der Gebäude geklebt – was immer eine Bahnhofsuhr an einem Wolkenkratzer in schwindelnder Höhe zu suchen hat.

Eigentlich gar nicht lustig: manches Versprechen auf der IAA. So soll das neue S-Klasse Coupe als Hybrid mit an der Steckdose aufladbarer Batterie (Plug-in) trotz 440 PS nur drei Liter verbrauchen, behauptete Daimler-Boss Zetsche in Frankfurt – ein Märchen, bei dem der Stromverbrauch einfach nicht mitgerechnet wird. Ebenso vom blauen Himmel geholt ist die Angabe von VW, der ausschließlich elektrisch betriebene Kleinwagen E-Up würde nur Stromkosten von 3 Euro pro 100 Kilometer verursachen, der E-Golf von 3,24 Euro. In der Wirklichkeit sind es 50 Prozent mehr, aber so viel Realität wäre ja langweilig.

Ein Witz ist übrigens auch die Preisgestaltung: An den beiden Fachbesuchertagen vor der offiziellen Eröffnung am Samstag, 15. September, kostet die Karte 45 statt 15 Euro. Ob jemand tatsächlich Fachbesucher ist und irgendetwas mit der PS-Branche zu tun hat, wird jedoch gar nicht geprüft. Rein kommt jeder, der zahlt.