Hamburg. Die VW-Großraumlimousine "Sharan" wird seit 14 Jahren fast unverändert gebaut und ist immer noch beliebt. Ein Nachfolger kommt erst im Frühjahr 2010.
Ein alter Werbespruch für den legendären VW-Käfer lautete «Er läuft und läuft und läuft». Der Käfer ist seit 5 Jahren Geschichte, aber den alten Slogan könnte Volkswagen für ein anderes Auto wieder herauskramen: Als einziges Modell im Konzern und fast der ganzen deutschen Autowelt wird der VW Sharan seit 14 Jahren beinahe unverändert gebaut. VW-Mitarbeiter spotten bereits, die Großraumlimousine sei der einzige Oldtimer, der als Neuwagen verkauft werde. Doch mit fast 24.000 verkauften Sharan im Jahr hat der Wagen immer noch eine treue Fangemeinde. Erst 2010 kommt ein Nachfolger.
Für einen gigantischen Konzern wie VW mit einer Jahresproduktion von 6,2 Millionen Autos sind 24.000 Stück eine Mini-Größe. Doch die Sharan-Produktion ist attraktiv: Die Produktionsanlagen in Portugal sind längst abgeschrieben, außerdem wird kaum noch in das Auto investiert, etwa durch teure Werbung. So stieg die Marge enorm - und das schon seit Jahren.
Der Oldie muss noch ein bisschen durchhalten: Ein völlig neukonstruierter Nachfolger wird voraussichtlich erst im Frühjahr 2010 vorgestellt, wie ein VW-Sprecher jetzt der Nachrichtenagentur AP mitteilte. Damit die Konkurrenz nicht die ganze Nische der großen Familienvans besetzt, schiebt VW den Sharan in letzter Zeit mit kräftigen Rabatten an: Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer errechnete Nachlässe bis 23 Prozent. Das Einsteigermodell würde so rechnerisch vom Listenpreis 29.000 Euro auf 22.400 Euro fallen. Doch viele Rabatte stecken in Sonderausstattung und Finanzierungstricks, der ganz niedrige Preis wird nicht erreicht.
Zielgruppe junge Familien
Beliebt sind ohnehin eher gebrauchte Sharan, und zwar vor allem bei jungen Familien. Nach Beobachtung von VW werden große Vans interessant, wenn ein zweites Kind da ist. Kombis oder kleinere Vans wie der VW Touran oder der Opel Zafira zwingen mit zwei Kindern zu Kompromissen: Der Kofferraum wird knapp oder der Fahrer spürt die Knie größerer Kinder im Rücken. Bei Groß-Vans wie Sharan, Ford Galaxy oder Renault Espace ist Raumnot unbekannt. Der Sharan etwa ist 20 Zentimeter länger als sein kleiner VW-Bruder Touran.
Der Sharan kam 1995 auf den Markt und zählt zu den Pionieren unter den Vans in Deutschland. VW hatte sich mit Ford zusammengetan, beiden bauten eine Fabrik bei Lissabon. Identisch mit Ausnahme von Mini-Unterschieden im Blech wurde das Auto als VW Sharan, Ford Galaxy und später auch als Seat Alhambra verkauft. VW konnte damals rund 1.000 Euro mehr als die Konkurrenz für das völlig identische Auto verlangen. Selbst heute sind gebrauchte Galaxy noch billiger als vergleichbare Sharan.
Ford mit neuerer Konstruktion inzwischen vorn
1999 kündigte Ford den Vertrag und 2006 lief der letzte Galaxy in Portugal vom Band. Ford konstruierte einen Nachfolger, der in zwei Versionen vermarktet wird: Als kastiger Galaxy und als flotter geschnittener S-Max. VW blieb beim alten Auto, gönnte dem Sharan nur zwei Facelifts in den Jahren 2000 und 2003. Ergebnis: Ford hängt VW bei den Absätzen in der Klasse inzwischen meilenweit ab.
VW vernachlässigte den Sharan, weil die Entwickler in der Expansionsstrategie der vergangenen Jahre andere Modelle auf die Räder stellen mussten: den Geländewagen Tiguan oder den Renner Scirocco. Und dann kam Ende 2006 der Machtwechsel im VW-Vorstand mit einer Neuausrichtung des Designs, was die Überholung des veralteten Modells erneut zurückwarf.
Nach bisher rund 325.000 Einheiten des alten Sharan sind nun Arbeiten am neuen Modell voll im Gange. Einzelheiten will der Konzern noch nicht nennen. Die Premiere soll im Frühjahr 2010 stattfinden, bei den Händlern wäre das Auto dann wohl im Sommer/Herbst. (AP)