Der neue Citan ist der billigste Benz, wird aber nicht als Pkw angeboten. Doch als Kind-und-Kegel-Wagen ist der in Frankreich bei Renault gebaute Zwillingsbruder des Kangoo konkurrenzfähig zum VW Caddy.
Man möge bitte, sagt der Mann von Mercedes-Nutzfahrzeuge, der extra dafür in der Redaktion angerufen hat, den Wagen nicht nach den Maßstäben von A- oder B-Klasse messen. Der Citan sei, bitteschön, ein Nutzfahrzeug. Den Gefallen können wir ihm nicht ganz tun.
Zwar gibt es den billigsten Mercedes aller Zeiten tatsächlich nur bei den Nutzfahrzeughändlern mit Stern, aber eben auch in einer sogenannten Kombi-Version. Hinter dem aus Transporter und City zusammengesteckten Kunstwort (hätte also auch Tranci heißen können) steckt dann ein mit dem VW Caddy vergleichbares Autos, dass sich nicht nur an Handwerker & Co. richtet, sondern an Familienmenschen.
An Familienmenschen, die keinen echten Minivan (bezahlen) wollen, sondern mit einem domestizierten Kastenwagen bedient sind. Es ist kein Geheimnis: Der Citan ist das erste gemeinsame Fahrzeug aus der zukünftig weit reichenden Kooperation von Mercedes und Renault. Und: Der Citytransporter wird im gleichen französischen Werk wie der fast identische Kangoo gebaut, der in Deutschland als Nutzfahrzeug und Personenwagen vertrieben wird.
Wo sind die Unterschiede zwischen Citan Kombi und dem Kangoo-Pkw, außer das der „Deutsche“ einen ziemlich großen Stern im Kühlergrill trägt, mit dem er vielen Verwunderten auffällt? Der „Mini-Sprinter“ von Mercedes ist straffer abgestimmt als der Kangoo und reicht damit an die Maßstäbe setzenden Fahrwerksqualitäten des VW Caddy heran. Mit dem 90 PS starken, flotten wie sparsamen Renault-Diesel bereitet der Nutztierabkömmling sogar einen Hauch von fast schon frivolem Fahrspaß.
Der Mercedes-Innenraum macht jedoch mehr auf Baumarkt als auf Wohnzimmer – so wie der Kangoo als Erbe des legendären Renault R4. Die Verarbeitung des schwarzen Kunststoffeinerleis hinterlässt jedoch einen Benz-gemäßen guten Eindruck, und da scheint sich der Mann von Mercedes-Nutzfahrzeuge im Telefongespräch an die Stirn zu tippen, wenn er sagt: „Kontrollieren wir ja auch!“
Kein Ersatz für jämmerliche Hupe
Ob das einen Aufpreis von rund 1000 Euro für den guten Stern aus Maubeuge nahe der belgischen Grenze wert ist? Für 19 650 Euro gibt es den 90-PS-Citan inklusive Schleuderschutz ESP und sechs Airbags, aber ohne Klima (950 Euro), CD-Radio (440 Euro) und links angebrachte zweite Schiebetür (300 Euro). Auch für das Spritsparpaket darf extra gezahlt werden (320 Euro). Keinen regulären Ersatz nennt die Aufpreisliste für die jämmerliche französische Hupe, die so klingt, als würde man über einen Frosch fahren.