Schwalbach. Jaguar hat sich von biederer Eleganz verabschiedet. Der XF kommt mit ästhetischer Linienführung daher, mit edlem, teils innovativem Interieur und offenbart nur wenig Anlass zu Kritik.
Jahrzehntelang haben Jaguars Formengeber eine Designänderung bei ihren Luxuslimousinen wohl als eine Art Sakrileg betrachtet. Was immer auch geändert wurde, es sah eigentlich unverändert aus. Nun hat sich die britische Nobelmarke von biederer Eleganz entschieden verabschiedet. Der XF kommt mit ästhetischer Linienführung daher, mit edlem, teils innovativem Interieur und offenbart nur wenig Anlass zu Kritik.
Eine coupéhafte Linienführung, kurze Überhänge und hohe Flanken lassen den Jaguar XF dynamisch, aber nicht überbordend erscheinen. Mit seinen Abmessungen (4,96 Meter Fahrzeuglänge) platziert er sich weit vorne im Feld der mittleren Oberklasse. Entsprechend offeriert er seinen Insassen reichlich Raum, vorne wie hinten, und umschmeichelt sie mit hoher Qualität, mit Holz, Leder, Alublenden und Chromrahmen um die Instrumente. Erstaunlich gut harmonieren die phosphorblau leuchtenden Anzeigen und Tasten mit dem modern gestalteten Holz-Leder-Alu-Mix.
Winken schaltet Beleuchtung ein
Nettigkeiten wie beispielsweise der rot pulsierende Startknopf, der mit der Zündung ausfahrende Drehregler für das Automatikgetriebe oder die Lüftungsdüsen, die sich beim Ausschalten wegdrehen, komplettieren den avantgardistischen Gesamteindruck, ohne überfrachtet zu wirken. Eine weitere nette Spielerei: Die Innenbeleuchtung lässt sich berührungslos aktivieren, ein Winken in der Nähe der Lampen reicht aus. Das Handschuhfach schließlich kommt ohne Griff aus. Zum Öffnen muss nur ein kleines Logo berührt werden.
Das alles gestalteten und platzierten die Jaguar-Entwickler ergonomisch richtig. Lediglich die bei unharmonischen Lichtverhältnissen schlecht ablesbaren Rundinstrumenten und zu klein geratene Schaltflächen beim Touchscreen offenbaren Nachbesserungsbedarf. Auch der tiefe Kofferraum (420 Liter) ist zufriedenstellend. Für kleinere Transportaufgaben lässt sich die teilbare Rückbank umklappen. Das Fassungsvermögen wächst auf 960 Liter. Die schmale Luke stört allerdings beim Beladen.
Gute alte Markenwerte: Sportlichkeit und Luxus
So bietet der XF trotz der entschiedenen Abkehr vom traditionellen Retro-Design die guten alten Jaguar-Markenwerte, verbindet gediegene Sportlichkeit mit Luxus. Dem folgt auch das Kapitel Fahrdynamik. Stets benimmt sich der XF akustisch zurückhaltend, souverän und sicher. Die Lenkung verrichtet ihr Werk leichtgängig und präzise. Grundsätzlich untersteuernd ausgelegt, birgt der Jaguar keine unliebsamen Überraschungen und wird die Kurvenfahrt zu flott angelegt, greift das ESP sichernd ein. Will man auf einer kurvenreichen Landstraße wissen, was in der Sportlimousine steckt, so ist die Antwort höchst zufriedenstellend. Lediglich die Seitenneigung könnte etwas geringer ausfallen und nicht alle Querfugen ebnen Federung und Dämpfung ein. Dem Gesamtpaket entsprechen die fein dosierbaren Bremsen.
Geschaltet wird über eine Sechs-Gang-Automatik, die auch ambitionierte Fahrer mit ihrer Arbeit zufriedenstellt. Die Gangwechsel erfolgen beinahe so schnell wie bei einem Direktschaltgetriebe. Die einzelnen Gangstufen passen perfekt zum drehmomentstarken Motor. Ausreichendes Potenzial steht stets parat. Auf der anderen Seite wird aber auch verbrauchsreduziertes Fahren möglich. Eine Sieben vor dem Komma in der Verbrauchsanzeige ist bei längeren Etappen zumal auf den tempolimitierten Autobahnen des benachbarten Auslands keine Unmöglichkeit. Der Sechszylinder-Motor läuft in jedem Drehzahlbereich ruhig und kultiviert. Von dem harten Verbrennungsgeräusch eines Diesel-Direkteinspritzers bekommt man nur beim Start etwas mit.
Ein cooles Design, Qualität und Renommee - mit dieser Mischung avancierte der XF im vergangenen Jahr auf Anhieb zur meistverkauften Jaguar-Baureihe auf dem deutschen Markt. Wohldosierte Technik-Spielereien in einem übersättigten Markt der nahezu perfekten Hochpreis-Autos offenbaren eine Liebe zum Detail, die auf Gegenliebe stößt. (ddp)
Visitenkarte: Jaguar XF 2.7 V6 D Premium Luxury*
- Hersteller: Jaguar
- Modell: XF 2.7 D Premium Luxury
- Motor: Sechs-Zylinder-Turbodiesel
- Hubraum: 2720 ccm
- Leistung: 207 PS/152 kW
- Drehmoment: 435 Nm bei 1900 U/min
- Von 0 auf 100 km/h: 8,2 sek.
- Höchstgeschw.: 229 km/h
- Verbrauch: 8,2 l/100 km/Diesel
- CO2-Ausstoss: 199 g/km
- Kofferraum: 420 Liter
- Versicherung: HP: 21 / TK: 24 / VK: 28
- Grundpreis: 54 380 Euro
- Preis der Testversion: 65 580 Euro
*Herstellerangaben