Essen. Das Geschäft mit Benzin wird für Tankstellen immer unrentabler, deshalb überlegen sich die Mineralölkonzerne Alternativen. Bei Shell ist man auf die Idee gekommen, für einen bislang kostenlosen Service Geld zu nehmen: Luft. Angeblich seien die Autofahrer mit dem Pilotversuch sehr zufrieden.

An immer mehr Shell-Tankstellen müssen Kunden bezahlen, um ihren Reifen ein Quäntchen Luft zu verabreichen. Ein Euro ist für fünf Minuten Luft zu berappen. Seit 2011 testet der Mineralölkonzern dieses Modell an 20 Tankstellen in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Die Rückmeldung der Autofahrer sei ausgesprochen positiv, sagt Unternehmenssprecherin Cornelia Wolbert, deshalb werde das Projekt nun auf 120 Tankstellen mit Bezahl-Luft ausgeweitet.

"Die Autofahrer wissen funktionstüchtige und saubere Geräte zu schätzen", sagt Wolbert. Die alten, mobilen Geräte seien häufig beschädigt oder geklaut worden. Die neuen Geräte, die an den ausgewählten Teststationen installiert wurden, könnten nicht mehr geklaut werden, weil sie festmontiert seien. Zudem würden sie den Luftdruck präziser anzeigen. Ein Wartungsvertrag mit dem Hersteller stelle sicher, dass die Geräte schnell repariert würden, wenn sie einmal kaputt gehen.

Kritik, Shell setze mit der Forderung nach Geld für Luft die Sicherheit der Autofahrer aufs Spiel, weist das Unternehmen zurück. "Auch für uns steht die Sicherheit der Kunden an oberster Stelle", sagt Wolbert, doch die derzeitige Situation sei "nicht zufriedenstellend" gewesen. Sie weist daraufhin, dass Autofahrer weiterhin kostenlos den Luftdruck ihrer Reifen prüfen könnten. Erst das Hinzufügen von Luft sei kostenpflichtig. Sollte ein Kunde sich partout weigern zu zahlen, könne er "im Notfall" eine Wertmarke erhalten, die er statt des Euros in das Gerät einwerfen könne.

Esso testet Kombi-Paket aus Luftdruck und Staubsauger

Shell ist das erste Mineralölunternehmen in Deutschland, das auf Bezahl-Luft setzt. Konkurrent Esso kennt das Problem, das die Geräte häufig geklaut werden. Einer Pächterin in Kiel seien in einem Jahr 17 Geräte gestohlen worden, berichtet Unternehmenssprecher Karl-Heinz Schult-Bornemann. "Bei einem Preis von 500 bis 600 Euro ist das schon bitter." Esso testet deshalb jetzt an drei der 1100 Stationen ein Kombi-Modell: Für einen Euro können die Kunden Luft auffüllen und Staubsaugen. "Das kommt bislang sehr gut an", sagt Schult-Bornemann.

Bei Aral heißt es, man sehe im Luftdruck einen "sicherheitsrelevanten Service", den man auch künftig kostenfrei anbieten werde.

ADAC rät Kunden zum Tankstellenwechsel

Der ADAC ist über das Shell-Projekt nicht begeistert. "Autofahrer sollten wissen, dass die Luft immer die gleiche ist: ob sie aus einem Bezahl-Gerät kommt oder nicht", sagt Verbandssprecherin Jacqueline Grünewald. Letztlich müsse der Kunden entscheiden, ob er bereit sei, für Luft Geld auszugeben. Allerdings "wäre es doch toll, wenn Tankstellen Kunden, die für viel Geld tanken, einen im Zweifel lebenswichtigen Service kostenlos anbieten würden".

Auch Shell ist sich seiner Sache noch nicht hundertprozentig sicher. Bislang gebe es keine Bestrebungen, das Bezahl-Modell in näherer Zukunft auf weitere der insgesamt 2190 Shell-Tankstellen in Deutschland auszuweiten, sagt Unternehmenssprecherin Wolbert. "Darüber entscheiden wir nach Abschluss der Pilotphase im Sommer."

Ausgetankt

Die Shelltankstelle in Stahlhausen an der A 40 wird geschlossen. Foto: Udo Kreikenbohm
Die Shelltankstelle in Stahlhausen an der A 40 wird geschlossen. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Foto: Udo Kreikenbohm
Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Die Tankstelle öffnete 1957 die Zapfsäulen. Foto: Udo Kreikenbohm
Die Tankstelle öffnete 1957 die Zapfsäulen. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Lager- und Werkhalle. Foto: Udo Kreikenbohm
Lager- und Werkhalle. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Die letzte Kundin Andrea Gerlach. Foto: Udo Kreikenbohm
Die letzte Kundin Andrea Gerlach. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Das Team. Michel und Matthias Habelmann, Sarah Gerlach, Laura Gerlach, Wolfgang Kuhlmann und Volker Strauss. Foto: Udo Kreikenbohm
Das Team. Michel und Matthias Habelmann, Sarah Gerlach, Laura Gerlach, Wolfgang Kuhlmann und Volker Strauss. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
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Michel Habelmann demontiert die Handtuchhalter. Foto: Udo Kreikenbohm
Michel Habelmann demontiert die Handtuchhalter. Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Foto: Udo Kreikenbohm
Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
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Foto: Udo Kreikenbohm © WAZ FotoPool
Eine Aufnahme vom 6. Januar 1955. Die Tankstelle der Rheinpreußen-Kette (Haniel Konzern) am Ruhrschnellweg, Bundesstraße 1, in der Nähe zur Kreuzung mit der Wattenscheider Straße. Diese und die Tankstelle an der Auffahrt Stahlhausen gehörten zusammen. So etwas nennen Experten Doppeltankstelle. Bildnachweis: Stadt Bochum
Eine Aufnahme vom 6. Januar 1955. Die Tankstelle der Rheinpreußen-Kette (Haniel Konzern) am Ruhrschnellweg, Bundesstraße 1, in der Nähe zur Kreuzung mit der Wattenscheider Straße. Diese und die Tankstelle an der Auffahrt Stahlhausen gehörten zusammen. So etwas nennen Experten Doppeltankstelle. Bildnachweis: Stadt Bochum © Stadt Bochum, Presseamt
Ein Bild aus den 30er-Jahren. Heute befindet sich an dieser Stelle die Werkstatt des Hummer-Racing-Teams. Bildnachweis: Stadt Bochum
Ein Bild aus den 30er-Jahren. Heute befindet sich an dieser Stelle die Werkstatt des Hummer-Racing-Teams. Bildnachweis: Stadt Bochum © Stadt Bochum, Presseamt
Blick vom Gasometer auf dem Ruhrschnellweg, die Abfahrt Stahlhausen sowie das Werk des Bochumer Verein Höntrop im Jahr 1961. Links mitte ist die Tankstelle der Rheinpreußen-Kette (Haniel-Konzern) zu erkennen. Bildnachweis: Stadt Bochum
Blick vom Gasometer auf dem Ruhrschnellweg, die Abfahrt Stahlhausen sowie das Werk des Bochumer Verein Höntrop im Jahr 1961. Links mitte ist die Tankstelle der Rheinpreußen-Kette (Haniel-Konzern) zu erkennen. Bildnachweis: Stadt Bochum © Stadt Bochum, Presseamt
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