Essen. Der Auto Club Europa (ACE) wirft Fahrlehrern absichtlich eine schlechte Fahrausbildung vor. Der Branchenverband weist die Vorwürfe entschieden zurück. Die Studie sei eine Mogelpackung und absolut unseriös, sagt der Fahrlehrer-Verband NRW.

Hunderttausend Menschen rasseln jedes Jahr in Deutschland durch die Führerscheinprüfung. Der Auto Club Europa (ACE) macht dafür eine mangelnde Vorbereitung in den Fahrschulen verantwortlich.

Wenn fast jeder dritte Prüfling durchfalle, sei dies kein Zeichen für eine hoch qualifizierte Ausbildung, heißt es in einer ACE-Studie. In seiner Erhebung beruft sich der ACE auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes. Demnach fielen im Jahr 2011 bei der praktischen Pkw-Prüfung rund 30 Prozent der Prüflinge durch. Es könne ein Zusammenhang hergestellt werden zwischen der hohen Durchfallquote und der schlechten Ertragslage, unter der viele Fahrschulen leiden. So kämen 55 Prozent aller Fahrschulen auf einen jährlichen Umsatz, der unter 100.000 Euro liege.

Es sei nicht auszuschließen, dass „einige Institute auf eine hohe Durchfallquote spekulieren, um anschließend zusätzliche Fahrstunden abrechnen zu können“, heißt es in der Studie.

Infame Unterstellungen

„Diese Studie ist eine Mogelpackung und absolut unseriös“, erwiderte Friedel Thiele, Vorsitzender des Fahrerlehrer-Verbands NRW. Eine Fahrschule könne es sich gar nicht leisten, Schüler extra durchfallen zu lassen. „Fahrschulen werden durch Mund-zu-Mund-Propaganda weiterempfohlen. Wenn es dann heißt: Da fallen die Jugendlichen reihenweise durch, geht da doch keiner hin.“ Außerdem entscheide nicht der Fahrlehrer, ob ein praktischer Test bestanden sei oder nicht, sondern eine Prüforganisation. Auch die Bundesvereinigung der Fahrverbände kritisiert die ACE-Studie scharf: „Die Unterstellung, Fahrschulen und Prüforganisationen würden Fahranfänger bewusst abzocken, ist eine infame Unterstellung.“

Die jährliche Durchfallquote von knapp 30 Prozent ist für Friedel Thiele kein Grund zur Aufregung. „Diese Quote gab es schon, als ich 1971 den Führerschein gemacht habe.“ Trotz steigender Anforderungen stagniere die Quote seit Jahren. „Zum einen entwickeln sich die Prüfungsrichtlinien immer weiter, zum anderen sind die Schüler durch das Turbo-Abitur einer weiteren großen Belastung ausgesetzt.“

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Von Stephanie Weltmann

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Außerdem müsse bei der Durchfallquote auch die Verkehrsdichte des Prüfungsortes berücksichtigt werden. So betrage die Quote im Märkischen Kreis nur 22 Prozent. „Auf dem platten Land fallen weitaus weniger durch als in dicht besiedeltem Gebiet wie zum Beispiel in Dortmund.“

Tatsächlich haben sich die Durchfallquoten nach Daten des Kraftfahrtbundesamtes seit 2001 im Bundesdurchschnitt kaum verändert. Die Zahl der Prüflinge geht dagegen zurück. Allerdings gibt es große regionale Unterschiede. In Ostdeutschland fallen weit mehr Fahrschüler durch als im Westen. In NRW ist die Quote der nicht bestandenen Prüfungen in den vergangenen fünf Jahren allerdings leicht angestiegen (siehe Grafik).

Während Verkehrsexperten eine Verlängerung der Ausbildung fordern, befürchtet der ACE, dass der Führerschein bald nicht mehr erschwinglich sei. Schon heute koste ein Pkw-Führerschein im Durchschnitt 1800 Euro.