Gibt es ein Frauenauto? Muss der Schminkspiegel in einem solchen Auto besonders groß sein? Haben Frauen einen speziellen femininen Autogeschmack? Und wenn ja, wissen das auch die großen Autobauer? Eine Studie soll jetzt Antwort auf diese Fragen geben.
Soll er niedlich sein und richtig süß? Sollte der Schminkspiegel besonders groß sein? Und die Farbe zum eigenen Nagellack passen? Welche Autos lieben Frauen? Haben Frauen überhaupt einen eigenen Auto-Geschmack? Was Frauen auf der Straße lieben, sagt am besten ein Blick in die Verkaufsstatistik. Die Hochschule Niederrhein fand in einer Studie heraus, worauf Frauen bei Autos achten. Es ist nicht der Schminkspiegel, auch die nicht die Farbe der Poster. Es ist das Format. Sie fahren auf Kleine ab.
Die Top Ten der beliebtesten Frauen-Autos sind: VW up!, Nissan Micra, Fiat 500, Renault Twingo, Toyota Yaris, Opel Corsa, VW Polo, Mini, Fiat Panda und Ford Fiesta. Alles ganz normale Autos. Praktisch für die Fahrt ins Büro, zum Einkauf, zum Kindergarten. Autos mit einem vernünftig-geformten, leicht zugänglichen Kofferraum, und innen sollte es viele Ablagen geben. Auch Klimaanlage und Sitzheizung sind begehrte Extras. Neben den Kleinwagen schieben sich, gerade bei älteren Käuferinnen, immer mehr Geländewagen oder SUV in der Beliebtheit nach vorne. Grund: die meist höheren Sitze für leichteres Einsteigen und bessere Übersicht.
Große Autos braucht die Männerwelt
„Es gibt kein echtes Frauenauto“, stellt Doris Kortus-Schultes fest. Die Professorin leitet das Kompetenzzentrum „Frau und Auto“ an der Hochschule Niederrhein und befasst sich seit Jahren mit den automobilen Wünschen von Frauen. Die Autos, die die Männerwelt bevorzugt, sind klar definiert. Groß müssen sie sein, mit viel PS und viel Schnickschnack. Sie kommen aus Stuttgart, München oder Ingolstadt. Bei diesen Wagen ist der Frauenanteil am geringsten. Nur 24,4 Prozent der BWM-Kunden sind Frauen, bei Mercedes mit 17,3 Prozent noch weniger.
Anders bei VW: Hier sind 35,5 Prozent der Käufer Damen, bei Peugeot sogar fast 50 Prozent.
Auffallend ist, dass der Mini, der vom Charakter eigentlich ein typisches Frauenauto ist, mehr als 50 Prozent männliche Käufer hat. Ein „Schuss Maskulinität“, sagt ein BMW-Sprecher, schade nicht bei einem Auto: „Das kann bei Frauen sogar einen Kaufimpuls auslösen.“ Ein Auto dürfe auch mal „ein bisschen böse sein“.
Elegante Formensprache
Ein Porsche-Sprecher formuliert es so. „Der typische Kunde in erster Linie nicht Mann oder Frau, sondern ein Mensch, der viel Wert auf hochklassige Technik und Performance und elegante Formensprache“ lege.
Bei Audi heißt es ganz neutral, man entwickle „Fahrzeuge mit gewissen Eigenschaften für eine bestimmte Kundengruppe und richte deshalb keine gezielte Ansprache an den Mann oder die Frau“. Wirklich nicht? Ein VW-Sprecher gibt immerhin zu: „Bei Volkswagen haben Frauen in der Entwicklung maßgeblichen Einfluss auf Interieur und äußere Erscheinung.“
Vollgas statt schöner Sitze
Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer glaubt: Jährlich könnten in Deutschland 120.000 Fahrzeuge mehr verkauft werden, wenn Frauenwünsche verstärkt berücksichtigt würden. Seine Erkenntnis: „Die Modell -und Markenausrichtung der deutschen Autobauer scheint in der frühen Männerwelt hängenzubleiben.“ Das klingt dann doch eher nach Vollgas statt hübscherer Sitzstoffe.