Stuttgart. Kraftvoller Kühlergrill, Chrom statt Kunstoff und ein dynamisches Fahrverhalten: Bei der neuen A-Klasse von Mercedes ist alles anders als beim Vorgängermodell. Aus dem Van-artigen Familienwagen ist ein sportlicher Flitzer geworden.

Zauberei? Märchenstunde? Oder einfach nur Illusion? Nichts davon. Bei der Konstruktion der neuen A-Klasse haben die Mercedes-Entwickler ihr Können als Verwandlungskünstler offenbart und so ziemlich alles anders arrangiert als zuvor. Nur die Modellbezeichnung ist geblieben. Ansonsten aber hat die neue Generation mit dem Vorgänger nichts mehr gemeinsam. Das ehedem eher betulich wirkende Kompaktmodell hat sich von einer grauen Maus zu einem schmucken Hingucker entpuppt.

Aus dem fast van-artigen Familienwagen haben die Mercedes-Entwickler einen sportlich-dynamischen Flitzer gemacht. 18 Zentimeter weniger Höhe (1,43 Meter) und 40 Zentimeter mehr an Außenlänge (4,29 Meter) machen deutlich, wie sich das Konzept verändert hat. Der lange Vorbau mit einem kraftvollen Kühlergrill, ein geduckt wirkendes Passagierabteil oder die exakten Bügelfalten an den Flanken sollen laut Chef-Ingenieur Hans-Georg Engel einen Hinweise geben auf das wahre Vorbild des Junior-Mercedes, den SLS.

Mit spürbarem Wohlfühlfaktor

Der neue Hang zur Sportlichkeit ist auch im Innenraum der A-Klasse unübersehbar. Wo bisher oft eher einfacher Kunststoff die Szenerie beherrschte, findet man jetzt edle Materialien. Das gilt für die Verkleidung des Armaturenbretts und der Türen mit ihren großen Ablagefächern ebenso wie für die chromglänzenden Zierteile. Die sehen dank sogenannter Galvanisierung nicht nur metallisch aus, sondern fassen sich auch so kühl und glatt an, grade wie man es erwartet. Wie Triebwerksdüsen gezeichnete Lufteinlässe unterstreichen die sportliche Anmutung ebenso wie die silbern oder weiß unterlegten Rundinstrumente.

Der Wohlfühlfaktor an Bord wird durch die bequem und hoch geschnittenen Sitze zusätzlich gesteigert. Auf reichlich Platz für die Knie und eine tadellose Kopffreiheit muss keiner der Passagiere verzichten. Auf die erhöhte Sitzposition der bisherigen Generationen jedoch schon, da es keinen Sandwichboden mehr gibt. Wem das fehlt: Die B-Klasse bietet sich als Alternative an.

Mit ihr würde man auch einen Kritikpunkt am jüngsten Sternenträger umgehen. Durch das coupéhaft gezeichnete Dach besteht nämlich die Gefahr, sich beim Ein- oder Aussteigen durch die hinteren Türen den Kopf am Dachholm anzuschlagen. Hier gilt es selbst mit 1,70 Meter Körpergröße gut auf das eigene Haupt aufzupassen. Keinerlei Gedanken muss man sich hingegen um das Gepäck der Reisenden machen. Das Kofferraumvolumen ist mit 341 Litern klassenüblich (maximal 1.157 Liter) und das Abteil aufgrund der geraden Wände gut zu bestücken.

Dynamik auch beim Fahrverhalten

Je nach Ausstattungsversion beziehungsweise Optik-Paket, von denen drei eigens geschnürt wurden, bekommt der Innenraum ein individuelles Gesicht, so variabel war wohl noch nie ein Mercedes-Modell. Aber es geht ja schließlich um nichts weniger als um die Eroberung neuer Kunden, die sich bisher eher durch Angebote aus München oder Ingolstadt angesprochen fühlten. Bis 2021, so erwartet man bei Mercedes, werden sich 10,6 Millionen Käufer in der Kompaktklasse für ein Premiummodell entscheiden. Derzeit sind es knapp sechs Millionen und von diesem Zuwachs möchte man sich ein möglichst großes Stück sichern.

Dabei kommen nicht nur eine gelungene Optik und beste Ergonomie zum Tragen. Das neue Design der A-Klasse geht einher mit einem betont dynamischen Fahrverhalten des Viertürers, wie erste Fahreindrücke zeigten. Schon mit der Standardvariante des Fahrwerks ist das Handling frei von Kritik. Der Fronttriebler zieht sauber durch Kurven, schluckt Unebenheiten der Straße weg, bevor sie sich störend auf die Insassen auswirken, und sorgt selbst bei zügiger gefahrenen Strecken für große Gelassenheit. Mercedes bietet zur Markteinführung im September zudem ein deutlich strafferes Sportfahrwerk an, bei dem elektronisch geregelt drei Fahrmodi verfügbar sind.

Deutlich geringerer Verbrauch

Knapp 24.000 Euro stehen auf der Rechnung für das Einstiegsmodell, den A 180 (90 kW/122 PS). Im A 200 (27.000 Euro) leistet dieses 1.6-Liter-Aggregat 115 kW/156 PS. Aus der Diesel-Fraktion stehen der A 180 CDI (80 kW/109 PS; ab 26.480 Euro) und der A 200 CDI (27.787 Euro) zur Wahl. Dieser beeindruckend leise arbeitende und durchzugsstarke 1,8-Liter-Selbstzünder leistet 100 kW/136 PS. Trotz allgemein gestiegener PS-Zahlen spricht Mercedes von Verbrauchssenkungen um bis zu 26 Prozent. Die sparsamste Version begnügt sich demnach mit 3,8 Litern. Eine noch genügsamere Variante ist in Vorbereitung.

Klimaanlage, elektrische Fensterheber, beheizte und elektrisch verstellbare Außenspiegel, eine Audioanlage und das Multifunktionslenkrad gehören bei allen A-Versionen ebenso zur Serienausstattung wie ein Anti-Kollisionssystem (Collision Prevention Assist). Zudem finden sich - gegen entsprechende Aufpreise - alle anderen aus größeren Modellen bekannten Sicherheitssysteme in der neuen A-Klasse. Ob der langen Ausstattungsliste (25 Seiten) und der Vielzahl an Kombinationen und Optionen wünscht man sich alsbald wie im Märchen eine gute Fee, die einem die Qual der Wahl abnimmt - und die nötigen Finanzen beisteuert. (dapd)