Auf “ungewohnte und mitunter abenteuerliche Verkehrsbedingungen“ müssen sich Fußballfans einrichten, die mit dem Auto zur Fußball-Europameisterschaft (8. Juni bis 1. Juli) nach Polen und in die Ukraine reisen wollen. Darauf macht der Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart aufmerksam und gibt einige Tipps.

Stuttgart/München (dapd). Auf "ungewohnte und mitunter abenteuerliche Verkehrsbedingungen" müssen sich Fußballfans einrichten, die mit dem Auto zur Fußball-Europameisterschaft (8. Juni bis 1. Juli) nach Polen und in die Ukraine reisen wollen. Darauf macht der Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart aufmerksam und gibt einige Tipps.

So rät der Club - auch wenn es nach einem Klischee klingt - wegen der erhöhten Gefahr von Autodiebstählen in Polen bewachte Parkplätze anzufahren und Hotels mit einem entsprechenden Service auszuwählen. Die Gefahr sei besonders bei hochwertigen Fahrzeugen aus deutscher Produktion hoch.

Darüber hinaus sind die großen Entfernungen zwischen den Stadien und Städten zu berücksichtigen. Will etwa ein Fußballfan aus Köln alle Spiele mit deutscher Beteiligung bis zum erhofften Finale vor Ort erleben, muss er nach Berechnungen des ACE rund 7.800 Kilometer zurücklegen. Die Fahrzeit für diese Strecke ohne Pausen und eventuelle Pannen beläuft sich voraussichtlich auf 97,5 Stunden.

Gut ausgebautes Verkehrsnetz in Polen

Immerhin erwartet den Sportenthusiasten in Polen ein überwiegend gut ausgebautes Verkehrsnetz, das teils dem westeuropäischen Standard entspricht. So kann beispielsweise die Strecke von Warschau nach Posen zu zwei Drittel auf der Autobahn zurückgelegt werden. Von Frankfurt an der Oder bis nach Lodz ist die A 2 ausgebaut, nur die letzten 90 Kilometer bis Warschau fehlen. Hier ist laut ACE mit Verkehrsstörungen zu rechnen. In Südpolen ist die A 4 über Breslau bis Krakau durchgehend nutzbar. In Polen sind die Autobahnen für alle Nutzer mautpflichtig. Vor der EM hat das Land jedoch die Gebühren gesenkt, teilweise sogar halbiert. So kostet die Fahrt zwischen Konin und Strykow (Lodz) nur noch 9 Zloty (knapp drei Euro) statt 18 Zloty.

Der ADAC in München rät bei Nachtfahrten und Fahrten auf Landstraßen zu besonderer Vorsicht, weil viele Traktoren, Fuhrwerke und auch Fußgänger unterwegs und die Fahrzeuge teilweise nur unzureichend beleuchtet seien. Kleine Landstraßen seien oft schlecht bis gar nicht markiert und zuweilen parkten dort unbeleuchtete Fahrzeuge bis hin zum Mähdrescher. Ernst nehmen sollte man Hindernisse wie hohe Bordsteinkanten, durch mehrmaliges Überteeren versenkte Gullideckel und Bahnübergänge, bei denen die Schienen hoch aus der Straße ragen. Geschwindigkeitsbegrenzungen können ein Hinweis auf solche Gefahrenstellen sein. Sie sollten daher eingehalten werden, auch wenn sich ihr Sinn nicht sofort erschließt.

Sich an die Fahrweise der polnischen Bevölkerung anzupassen, sei keine geeignete Methode, um sich auf die Gegebenheiten im Land einzustellen: Laut ADAC betrachteten viele Einheimische Verkehrsschilder mit Geschwindigkeitsbegrenzungen oder einem Überholverbot eher als unverbindliche Empfehlung. Die Verkehrspolizisten allerdings seien da anderer Ansicht - Bußgelder sind stets bar zu begleichen.

In Polen muss man generell mit Licht fahren. Wer mit einem fremden Auto unterwegs ist, hat die Ermächtigung des Halters vorzuweisen. Für einen Pkw gelten folgende Geschwindigkeitsbegrenzungen: innerorts 50 km/h, außerorts 90 km/h, auf den Schnellstraßen 120 km/h und auf den Autobahnen 140 km/h. Neben den Verkehrsregeln ist auch die Promillegrenze strikt einzuhalten. Sie liegt in Polen bei 0,2 Promille.

Abenteuerliche Straßenverhältnisse in der Ukraine

In der Ukraine wird keine Maut erhoben, aber dort ist mit einem deutlich schlechteren Verkehrsnetz als in Polen zu rechnen. Es gibt "einige gravierende Lücken" in der Verkehrsinfrastruktur, wie der ACE betont. Lediglich um die Hauptstadt Kiew herum existierte ein nennenswertes Netz an Autobahnen. Bei Überlandfahrten prägen Schlaglöcher, unebene Wege und nicht gesicherten Verkehrswege die Reise. Daher rät der Club zur Vorsicht und zu einer defensiven Fahrweise. Nachtfahrten sollten vermieden werden.

Die ukrainischen Behörden haben für die Zeit der EM eine vereinfachte Abfertigung an der Grenze angekündigt. Derzeit ist aber noch mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Und: Laut ACE könne man bei manchen ukrainischen Grenzbeamten nicht unbedingt auf zügige Abfertigung hoffen, wenn man nicht entsprechend in die Tasche greife. Bei der Einreise mit dem Auto wird neben einem mindestens einen Monat gültigem Reisepass die Grüne Versicherungskarte verlangt. Mit dem Pkw dürfen in der Innenstadt 60 km/h, auf Landstraßen 90 km/h, auf Schnellstraßen 110 km/h und auf den Autobahnen 130 km/h gefahren werden. Die Promillegrenze in der Ukraine liegt bei 0,0 - es darf also kein Alkohol trinken, wer noch fahren will.

dapd