„Im Jahr 2004 habe ich einen Audi 80 (Baujahr 1987) von meinem verstorbenen Onkel geerbt. Vielleicht keine Schönheit und eine kleine Diva mit der ein oder anderen Macke, aber er hat mir viel bedeutet. Nicht nur weil ich durch die Erbschaft eine sentimentale Bindung an diesen Wagen hatte.

Es waren auch die hervorragenden Fahreigenschaften. Mit knapp eine Tonne Gewicht, 75 PS aus 1,7 Liter Hubraum, habe ich den ein oder anderen BMW an der Ampel alt aussehen lassen.

Auch wenn es schon in einem etwas betagteren Alter war und die Unterhaltskosten immer weiter in die Höhe gegangen sind, war es mein Traum ihn so lange zu fahren bis er sich das Oldtimer-Kennzeichen redlich verdient hatte. Doch leider kam es nicht dazu.

Wenn die Oldtimer-Grenze nicht irgendwann von 25 auf 30 Jahre hoch gesetzt worden wäre, dann hätte ich es wahrscheinlich noch schaffen können. Mit knapp 24 Jahren kam das Aus für meinen geliebten Audi. Es kam schleichend. Dass das Auto sehr viel Öl verbraucht hat, war mir schon lange bekannt. Spätestens nach drei Monaten musste ich immer einmal komplett nachfüllen. Doch gegen Ende war das Kühlwasser in regelmäßigen, immer kürzer werdenden Abständen vollkommen verbraucht.

Bei einem Werkstattbesuch, etwa ein halbes Jahr zuvor, konnte der Mechaniker keine Ursache dafür finden und riet mir, immer etwas Wasser nachzufüllen. Auf einer Fahrt nach Essen kam es dann zum großen Knall. Mir tut es immer noch leid, dass meine Schwester die Panne hatte und nicht ich. Sie war völlig aufgelöst. Im üblichen Stop-and-Go-Verkehr auf der B224 ging die Kühlertemperatur immer weiter nach oben, bis es aus dem Armaturenbrett anfing zu qualmen.

Die erste Diagnose: Durch die hohe Hitzeentwicklung war der Wärmetauscher der Heizung, der direkt mit dem Kühlsystem in Verbindung steht, geplatzt. Wäre zu dem Zeitpunkt noch Kühlwasser da gewesen, hätte sich meine Schwester die Beine komplett verbrüht. Zum Glück ist das nicht passiert.

In der Werkstatt sagte man mir, dass alleine die Reparatur der Heizung an die 1000 € kosten würde. Da ich zu dem Zeitpunkt, es war Anfang Mai, zumindest für den Sommer keine Heizung mehr brauchte, habe ich zusammen mit meinem Bruder die Heizung ,abgeklemmt’. Doch leider war das nicht alles. Zu Anfang ging es eigentlich ganz gut. Nur leider verbrauchte der Wagen auch auf den kürzesten Strecken beinahe das komplette Kühlwasser.

Nach längerem hin und her habe ich mich dann doch noch dazu durchgerungen, den Wagen in die Werkstatt zu bringen. Dort sagte man mir, dass auch die Motorinnenkühlung defekt sei. Zusammen mit ein paar anderen kleineren Reparaturen, die sich im Laufe der letzten Monate angehäuft hatten, musste ich satte 700 € dafür berappen. Nach kurzem Überlegen habe ich der Reparatur dann doch noch zugestimmt, obwohl ich zu dem Zeitpunkt nicht gerade viel Geld übrig hatte. Meine Schwester und ich waren schon irgendwie auf das Auto angewiesen, da wir sonst kein Auto mit grünem Umweltkennzeichen zur Verfügung hatten. Also stimmte ich Zähneknirschend der Reparatur zu.

Wenn ich gewusst hätte, was an dem Tag noch passiert, hätte ich es nicht gemacht. Keine zwei Stunden später standen meine Großeltern im Wohnzimmer und sagten mir, dass sie sich ein neues Auto kaufen wollten und ich ihr ,altes’(VW Golf IV, Baujahr 2003) haben kann. In dem Moment fiel mir der Gedanke verdammt schwer, meinen geliebten Audi gegen den VW zu tauschen. Nicht nur, weil ich kurz zuvor so viel Geld für die Reparatur ausgegeben hatte. Auch weil ich sehr an dem Wagen gehangen habe. Im Endeffekt habe ich den Golf dann doch genommen.

Etwa eine Woche später habe ich den guten alten Audi dann zu einem Exporthändler gebracht. Die Reparaturkosten habe ich zwar nicht mehr zurück bekommen, aber eine Verschrottung hätte mir das Herz gebrochen. So kann ich wenigstens mit dem Gedanken leben, dass der Wagen noch etwa 20 Jahre lang in Russland oder Afrika durch die Gegend fährt.“