Essen. Der “Car-Freitag“ ist in Nordrhein-Westfalen glimpflich verlaufen. Fast überall gelang es der Polizei, illegale Autorennen zu verhindern. Unter den Tausenden von Auto-Tunern gab es allerdings zahlreiche Raser. Andere wurden alkoholisiert am Steuer erwischt oder hatten ihre Wagen bis zur Verkehrsuntauglichkeit umgebaut.
Mit viel Präsenz und striktem Vorgehen hat die Polizei in NRW den sogenannten "Car-Freitag" weitgehend ausgebremst. Der Freitag vor Ostern ist in der Autotuner-Szene ein Termin für illegale Autorennen. In Herten soll es nach Zeugenaussagen Rennen gegeben haben, allerdings nicht mehr, nachdem die Polizisten eingetroffen war. Ansonsten registrierte die Polizei in NRW vor allem Fahrten mit überhöhter Geschwindigkeit und zahlreiche Autos, die vor lauter Tuning nicht mehr verkehrstüchtig waren. So rückte wiederholt der Abschleppwagen an.
"Bei uns war es sehr ruhig", erzählt am Morgen danach ein Sprecher der Polizei Duisburg. Die Zahlen, die folgen, lassen allerdings erahnen, was ohne die Polizeipräsenz geschehen wäre: 41 Verwarnungsgelder, 16 Ordnungswidrigkeiten, drei Strafanzeigen und eine Blutprobe - all das bei 18 "szenetypischen Fahrzeugen", wie die getunten Wagen in Amtsdeutsch heißen.
Zeugen berichten von Rennen in Herten
Der Einsatz in Duisburg dauerte von 18 Uhr am Karfreitag bis 1 Uhr am Karsamstag Morgen. Er konzentrierte sich auf die Duisburger Straße in Hamborn, ihre Nebenstraßen und die Parkplätze der Filialen von Burger King und Mc Donald's.
In Herten war es das Gelände der ehemaligen Zeche Ewald, das die Tuning-Szene anlockte. Rund 300 Autofahrer kamen und sollen sogenannte Beschleunigungsrennen veranstaltet haben. Dabei versuchen die Fahrer, eine vorher festgelegte, kurze Strecke in wenigen Sekunden zurückzulegen. "Bei Eintreffen der Polizei waren keine Rennen feststellbar", teilte das Präsidium in Recklinghausen mit. Allerdings sei erkennbar gewesen, dass solche Rennen vorbereitet worden waren.
1700 Wagen in Wattenscheid kontrolliert
Viel zu tun hatte auch die Polizei in Bochum. In Wattenscheid trafen sich auf dem Geländer an der Autobahnabfahrt Dückerweg rund 2000 Tuner und Schaulustige. 1700 Wagen wurden kontrolliert, davon rund 300 beim sogenannten "Tuning Treff". Hier stellte die Polizei 56 Ordnungswidrigkeiten fest. 13 Fahrer mussten ihre Wagen zunächst stehen lassen, weil sie nicht verkehrstauglich waren.
Rennen habe es bei dem Treffen in Wattenscheid nicht gegeben, sagte eine Polizeisprecher am Samstag Morgen. Bei den Geschwindigkeitskontrollen rund um das Treffen habe man aber 47 Raser erwischt. Ein Fahrer sei ohne Führerschein unterwegs gewesen. Der Einsatz dauerte von 10 bis 22 Uhr
250 getunte Autos in Oberhausen-Sterkrade
Auf dem Parkplatz am Sterkrader Tor in Oberhausen trafen sich am Freitagabend um die 250 Tuning-Fans. "Die meisten Fahrzeugführer verhielten sich verkehrsgerecht und es blieb überwiegend bei Gesprächen. Darüberhinaus wurden jedoch auch diverse Ordnungswidrigkeiten durch die Einsatzkräfte festgestellt und geahndet (per Verwarnungsgeld bzw. durch eine Ordnungswidrigkeitenanzeige)", bilanzieren die Polizisten des Verkehrsdienstes, die das Treffen beobachtet haben.
3000 Autofahrer kamen nach Paderborn
Besonders groß war die Zahl der angereisten Autofahrer in Paderborn: 3000 Menschen hatten sich bis Freitag Nachmittag dort versammelt, die örtliche Polizei wurde durch Hundertschaften aus Dortmund unterstützt. Neun Autos wurden wegen Sicherheitsmängen sofort stillgelegt und abgeschleppt, für 46 Wagen wurden sogenannte Mängelkarten ausgestellt. Das bedeutet, dass die Halter einige Tage Zeit haben, das Auto wieder verkehrstüchtig zu machen.
Zum Einsatz gehörte auch das Vorgehen gegen Raser. Gegen 438 Autofahrer, die zu schnell in Richtung Paderborn oder in der Stadt unterwegs waren, schritten die Beamten ein. Zehn der Fahrer müssen nun mit Fahrverboten rechnen. Auf dem Paderwall in der Innenstadt stoppte die Polizei einen 23-Jährigen aus dem Kreis Höxter, der seinen getunten Golf auf über 100 km/h beschleunigt hatte. Konsequenz: 280 Euro Bußgeld, vier Punkte in Flensburg und zwei Monate Fahrverbot.
Motorradfahrer versuchte der Polizei zu entkommen
Ein Bußgeldbescheid über 680 Euro, vier Punkte und drei Monate Fahrverbot kommen auf einen Autofahrer zu, der mit 145 km/h untwerwegs war, wo nur 70 erlaubt sind. Autorennen gab es aber keine, betonte Einsatzleiter Friedrich Husemann: "Es gab weder Verkehrsunfälle noch sonst gefährliche Situationen und vor allem keine Verletzten."
In Bielefeld war die Zahl der Angereisten zwar deutlich geringer, doch auch hier erwischte die Polizei einige Raser. Ein Motorradfahrer versuchte, mit mehreren waghalsigen Fahrmanövern der Polizei zu entwischen. Als er schließlich gefasst wurde, bekam er gleich aus mehreren Gründen Ärger: wegen überhöhter Geschwindigkeit, Fahren unter Alkoholeinfluss und weil seine Kawasaki so umgebaut war, dass sie nicht mehr verkehrstüchtig war.