Rüsselsheim.. In den letzten Jahren hörte man nicht viel Gutes von Opel. Das Mittleklasse-Modell Insignia könnte den Konzern aus dem Sumpf aus negativer Presse ziehen. Denn beim Test wies der Wagen kaum Mängel auf und erfuhr nur wenig Kritik. Ob das auch die Verbraucher überzeugt, bleibt abzuwarten.

Opel kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Von Produktionsdrosselungen ist die Rede, von Werksschließungen, von Personalabbau. Dabei gibt es an den Fahrzeugen mit dem Blitzemblem wenig zu mäkeln, jedenfalls nicht beim Mittelklasse-Modell Insignia. Mit ihm hat Opel durchaus wieder aufgeschlossen zum etablierten Kreis der Konkurrenten vom Schlag eines Mazda6, Ford Mondeo, Renault Laguna oder VW Passat.

Als Einstiegsvariante gibt es den Insignia ecoFlex mit einem 2.0-CDTI-Motor in einer auf Sparsamkeit getrimmten 130-PS-Version. Das richtige Auto für Pragmatiker. Der Vierzylinder-Turbodiesel-Motor mit Common-Rail-Direkteinspritzung überträgt seine Kraft per Sechsgang-Schaltgetriebe an die Vorderachse. Eine längere Gesamtübersetzung sorgt für eine Senkung des Drehzahlniveaus und damit des Verbrauchs. Die Schaltpunktanzeige informiert den Fahrer, wann die Motorsteuerung für möglichst sparsames Fahren das Hochschalten empfiehlt. Der erste und zweite Gang sind kürzer übersetzt, um keine Abstriche bei der Beschleunigung aus dem Stand zu machen.

Neben diversen Aerodynamik-Feinheiten spendierten die Opel-Entwickler dem Insignia eine Start-Stopp-Technik, um den Verbrauch vor allem im Stadtverkehr zu senken. Unter dem Strich stehen so 6,2 Liter auf der Verbrauchsanzeige, ein erfreulicher Wert, zumal man sich nicht untermotorisiert fühlt. Jedoch geht der Selbstzünder etwas brummig zu Werke und nagelt vernehmbar.

Schaltung punktet besonders auf langen Strecken

Das Sechsgang-Getriebe lässt sich leicht schalten: Die Schaltwege sind kurz. Allerdings agiert die Kupplung ziemlich unvermittelt und verlangt deshalb eine gefühlvolle Betätigung. Eine Stärke des Insignia ist sein gediegenes, gut zwischen Sportlichkeit und Komfort austariertes Fahrwerk. Zusammen mit der direkten, aber gleichwohl leichtgängigen Lenkung, dem Diesel und angenehmen Sitzen ist das Mittelklasse-Modell für lange Strecken geradezu prädestiniert.

Der positive Gesamteindruck im Kapitel Verarbeitungsqualität setzt sich im Innenraum fort. Dort, wo es nicht sofort auffällt, wird allerdings Hartplastik eingesetzt, beispielsweise an den Flanken des Mitteltunnels. Der hochgesetzte Monitor des Infotainmentsystems ist gut ablesbar, von den Rundinstrumenten lässt sich dies nicht so sagen. Sie sind arg klein geraten. Die Fülle der Tasten und Bedienelemente unterhalb des Monitors erfordert eine Lernphase und im täglichen Betrieb eine gewisse Zielgenauigkeit etwa des Zeigefingers. Das wiederum lenkt vom Straßengeschehen ab.

Rückenfreundliche Ladehöhe

Mit seinem flotten Design macht der seit November 2008 gebaute Insignia eine gute Figur. Doch die ansehnliche Optik hat ihren Preis: Die Sicht wird vor allem zur Seite durch die dicken Dachpfosten und nach hinten durch die C-Säulen eingeschränkt. 540 Liter fasst der Kofferraum, da hat mancher Konkurrent mehr zu bieten. Die Kofferraumklappe lässt sich leicht bedienen und mit 73 Zentimetern besitzt die Ladekante eine rückenfreundliche Höhe.

Von Nachteil aber ist der weit nach hinten herausragende Stoßfänger. Man muss sich sehr weit ins Innere beugen, um an Gepäck nahe der Rücksitze zu kommen und verschmutzte Beinkleider sind kaum zu vermeiden. Als Hoffungsträger war der Insignia angetreten. Gut möglich, dass er für das Unternehmen Opel als Auslaufmodell endet, denn offenbar mangelt es bei manchem Autokäufer an Vertrauen in die Zukunft der Marke. (dapd)