Selbstbewusstsein hat er, der Iceman der Formel 1: „Ich glaube nicht, dass ich an Speed verloren habe“, sagt Kimi Räikkönen (32) vor dem Saisonstart in Melbourne. Er ist einer der markantesten Fahrer in der Formel 1 – in der Vergangenheit und auch heute. Meist einsilbig bis fast autistisch, mit stahlblauem Blick, nur selten lächelnd präsentierte er sich von 2001 bis 2009 als der Iceman der Formel 1.

In diesem Jahr ist Kimi zurückgekehrt und geht mit einem Lotus ins Rennen. „Ich habe die Zweikämpfe vermisst und je länger ich von der Formel 1 weg war, desto stärker ist die Sehnsucht danach geworden“, begründet der Finne sein Comeback 2012.

Mit dem ehemaligen Renault-Werksteam Lotus F1 ist Kimi Räikkönen jetzt zurückgekommen. Wird er an erfolgreiche Zeiten anknüpfen können? Melbourne war sicherlich noch kein Maßstab: Startplatz 18 für den Ex-Weltmeister, den hatte Kimi aber nicht selbst verschuldet – die Absprache im Team stimmte während des Qualifying nicht. Und der neue Lotus ist schnell, so fuhr sein Teamkollege Romain Grosjean auf Startplatz 3. Im Rennen hatte Kimi Räikkönen die Nase vorn und belegte Platz 7 – immerhin sechs WM-Punkte.

„Der neue Schumacher“

Rückblende: Nur wenige Fahrer sind mit soviel Talent gesegnet in die Formel 1 gekommen. Schon nach 23 Autorennen brachte ihn Peter Sauber 2001 in die Formel 1. Nach wenigen Rennen war McLaren-Boss Ron Dennis überzeugt, dass Kimi mindestens der neue Schumacher war, mit dem er die Ferrari-Dominanz dieser Jahre zerstören würde. McLaren kaufte Räikkönen für einen zweistelligen Millionen-Betrag aus dem Sauber-Vertrag und die Rechnung schien aufzugehen: Schon 2003 wäre der Räikkönen fast Weltmeister geworden. In den folgenden Jahren allerdings litt er unter den Problemen des Teams. Seinen großen Erfolg, den WM-Titel, feierte er 2007. Nachdem er von McLaren zu Ferrari als Schumacher-Nachfolger wechselte.

Als er dann mit diesem Titel seine Karriere krönte, schien sein Lust auf die Formel 1 zu versieden. Nichts liebt er so sehr wie seine persönliche Freiheit. Und die schien ihm in der durchreglementierten Formel 1 abhanden zu kommen. Eher lustlos spulte er die Rennen herunter. Die Konsequenz: Ferrari zahlte ihn für 2010 aus; das Cockpit war für Fernando Alonso frei.

Lehrgeld bei der Rallye-WM

Anschließend wollte Kimi Räikkönen in der Rallye-WM auftrumpfen. In diesen zwei Jahren auf Schotter-, Schnee- und Eispiste zahlte er viel Lehrgeld – der Erfolg blieb aus. Insgesamt absolvierte er 2010 elf Rallyes. Am Ende der Saison belegte er mit 25 Punkten den zehnten Platz in der Fahrerwertung. 2011 holte er bei sechs WRC-Rallyes Punkte und verteidigte den zehnten Platz in der Fahrerwertung. Das Abenteuer Rallye war damit abgehackt. Immer größer wurde die Sehnsucht nach der Formel 1.

Mit Räikkönen sind erstmals in der Geschichte der F1 sechs Weltmeister (Button, Alonso, Vettel, Schumacher, Hamilton) am Start. Der Finne steigt zum richtigen Zeitpunkt wieder ein, sagen F1-Experten. Hintergrund: Ende 2012 laufen einige Fahrerverträge bei Topteams aus: Derzeit sind für 2013 folgende Cockpits zu besetzen: ein Platz bei Ferrari, einer bei McLaren, einer bei Mercedes und einer bei Red Bull. Sollte es Kimi schaffen, in dem eher mittelmäßigen Lotus gute Leistungen herauszufahren, empfiehlt er sich für einen Platz.