München. . Als günstige Alternative zum VW Golf ist der Kia Cee'd seit 2006 im Handel erhältlich. TÜV-Autoexperten stufen den Fünftürer als “solides Fahrzeug“ ein. Auch als Gebrauchtwagen macht der Kia anderen Kompaktklassewagen noch Konkurrenz - allerdings drohen Mängelerscheinungen am Fahrwerk.

Auf den ersten Blick ist der Kia Cee'd nicht der aufregende Herausforderer im Feld der Golf-Konkurrenten. Der TÜV-Report 2012 belegt aber, dass sich das Kompakt-Modell des koreanischen Herstellers als solide Alternative zum Marktführer Golf etabliert hat.

Seine Besitzer rühmen das Preis-/Leistungsverhältnis, das beim Neuwagen rund 6.000 Euro unter dem VW-Niveau liegt. Rechnet man die höheren Rabatte ein, die die Koreaner in der Regel gewähren, geht die Schere noch weiter auf. Und wie ist es um die technische Qualität und die Langlebigkeit bestellt? Diese Frage wird beim Blick in den TÜV Report 2012 nicht eindeutig beantwortet: "Der Cee'd ist ein solides Fahrzeug und schneidet bei der Hauptuntersuchung ordentlich ab", sagt der TÜV-Süd-Autoexperte Philip Puls in München.

Mängelhäufung kritisch verfolgen

"Kritisch muss man verfolgen, wie sich Mängelhäufung am Fahrwerk entwickelt", schränkt Puls ein und spricht damit den Umstand an, dass bei dem kompakten Koreaner bereits bei der ersten Vorführung zur Hauptuntersuchung weit überdurchschnittlich ausgeschlagene Gelenke und Antriebswellen an der Vorderachse festgestellt werden.

Weiter eingetrübt wird die Bilanz des Cee'd durch eine häufig mangelhafte Einstellung der Scheinwerfer sowie eine bisweilen einseitig ziehende Feststellbremse. Ebenso zeigen sich bei den älteren Modellen des seit 2007 verkauften Kia-Modells Undichtigkeiten der Bremsanlage. Außerhalb der Auffälligkeiten bei der Hauptuntersuchung beklagen sich Kia-Fahrer in einschlägigen Foren über abplatzenden Lack.

Ein weiteres Ärgernis ist Falzrost an den hinteren Türen sowie der Heckklappe. Laut Kia wurde dieses Problem inzwischen aber ebenso behoben wie die anfänglich lückenhafte Konservierung der Hohlräume. Auf diese potenziellen Schwachstellen sollten Gebrauchtwagenkäufer beim Check jedoch unbedingt achten.

Absolut familientauglich

Ansonsten gibt es viel Lob für den Kia. Obwohl der Wagen etwas kleiner als der Golf ist, ist der Fünftürer absolut familientauglich. Und selbst für die Urlaubsfahrt findet sich genügend Stauraum. Serienmäßig an Bord sind sechs Airbags, CD-Radio, elektrische Fensterheber vorn und Zentralverriegelung. Aufgrund des harmonisch abgestimmten Fahrwerks lässt sich das Auto sicher und angenehm durch kurviges Geläuf steuern. Die Langstreckenqualitäten sind sehr gut.

Einzig die etwas störrische Schaltung stört da etwas. Motorseitig hat sich der 1,6-Liter-Diesel mit 115 PS als meistgewählte Motorvariante etabliert. Mit dieser ist man zwar nicht sportlich unterwegs, aber die Fahrleistung ist solide. Bis 2009 war der 1,6-Liter-CRDi nur mit Fünf-Gang-Schaltgetriebe zu haben, der fehlende sechste Gang machte sich negativ beim Benzinverbrauch bemerkbar.

Geringer Verbrauch durch Sechs-Gang-Getriebe

Hier haben die Koreaner mit Erfolg nachgelegt: Genehmigte sich das Fünf-Gang-Modell im Dauertest einer großen Automobilzeitschrift noch 6,8 Liter, so lässt sich der Verbrauch durch das Sechs-Gang-Getriebe auf unter sechs Liter drücken.

Wie immer bei Fahrzeugen von Herstellern, bei denen das Image nur eine untergeordnete Rolle spielt, lohnt sich beim Kia Cee'd der Blick auf junge Gebrauchte ganz besonders: Steht der 1,6-Liter-CRDi als Neuwagen mit rund 21.000 Euro in der Liste, wird für Modelle des Jahres 2010 mit etwa 25.000 Kilometern gerade mal die Hälfte aufgerufen. Spätestens da wird der Cee'd dann doch zum aufregenden Herausforderer im Golf-Revier. (dapd)