Rüsselsheim. Wirklich schön ist er nicht. Aber für Aufsehen sorgt der Chevrolet HHR auf jeden Fall. Der 4,48 Meter lange Kompakt-Van kommt im Retro-Look der 50er Jahre daher und hebt sich damit deutlich vom Erscheinungsbild der heutigen Auto-Generation ab.
Mit seiner hohen Dachlinie, kleinen Fenstern sowie ausladenden Radhäusern und mächtigem Kühlergrill orientierten sich die Designer des Chevrolet HHR am Chevy Suburban. Der sorgte 1949 als Limousine in Lieferwagen-Optik für Furore. In den USA bereits ein Verkaufserfolg, spricht der HHR trotz seines günstigen Preises bei uns wohl mehr Individualisten und Anhänger des «American Way of Life» an.
An vergangene Zeiten erinnert aber nur die wuchtige Karosserie. In puncto Technik und Komfort ist der US-Nostalgiker auf der Höhe der Zeit. Fahrer-, Beifahrer- und Seitenairbags sowie ESP und Traktionskontrolle gibt es serienmäßig. Die Ausstattung ist unter anderem mit Klimaanlage, Bordcomputer, CD-Radio mit AUX-Buchse für einen MP3-Player, Nebelscheinwerfer, Tempomat und Ledersitzen ebenfalls nicht zu verachten.
Billig wirkende Kunststoffe, lieblos bearbeitete Kanten
Platz für bis zu fünf Passagiere, die sehr komfortable, aber kaum Seitenhalt bietende Sitze vorfinden, gibt es ebenfalls reichlich. Dem Fahrer steht ein elektronisch verstellbarer Sitz zur Verfügung, so dass man einschließlich des in der Höhe verstellbaren Lenkrads die richtige Position schnell gefunden hat. Die Instrumente sind übersichtlich, ebenso ist es die Bedienung. Zahlreiche, groß dimensionierte Ablagen und der leicht zugängliche Kofferraum, der sich durch müheloses Umklappen auf 960 Liter vergrößern lässt, zeigen, dass die US-Autobauer dazugelernt haben. Nur in zwei Punkten leider nicht: Bei der Qualität der Materialien und deren Verarbeitung. Teils billig wirkende Kunststoffe und Chrom-Applikationen sowie einige sehr lieblos bearbeitete Kanten passen nicht so recht zur feudalen Lederausstattung.
Das Vierzylinder-Triebwerk arbeitet bis zu Geschwindigkeiten von 80, 90 km/h erfreulich leise und ist bis dahin so durchzugsstark, dass auch bei niedrigen Drehzahlen flott beschleunigt werden kann. Bei höherem Tempo lässt das Temperament dann jedoch rapide nach. Will man dennoch weiter flott vorankommen, müssen die Gänge des gut auf den Motor abgestimmten Fünfganggetriebes fleißig betätigt werden. Das geht zu Lasten des Verbrauchs, der dann auf über 10 Liter/100 Kilometer hochschnellt.
Schnelle Kurven sind seine Sache nicht
So stellt sich schnell heraus, dass der HRR mehr ein gemütlicher Cruiser, denn ein fahraktives Mobil ist. Auf der Autobahn kann man aber mühelos im Strom mitschwimmen - und in der Stadt ist der HRR trotz seines recht großen Wendekreises von über zwölf Metern ebenfalls bestens aufgehoben. Das Fahrwerk ist angenehm straff ausgelegt. Die Federung schluckt selbst größere Unebenheiten gut und gibt kariöse Straßenverhältnisse nur im geringen Umfang an die Passagiere weiter. Doch vor allem schnelle Fahrten auf kurvenreicher Strecke sind seine Sache nicht. Die US-typische leicht schwammige Lenkung, eine starke Wankneigung und ein recht deutliches Untersteuern verderben den Fahrspaß. (ddp)
Visitenkarte: Chevrolet HRR
- Hersteller: Chevrolet
- Modell: HHR 2.4 LT
- Motor: Vierzylinder-Ottomotor
- Hubraum: 2399 ccm
- Leistung: 170 PS/125 kW
- Drehmoment: 222 Nm bei 4800 U/min
- Von 0 auf 100 km/h: 9,1 sek.
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Verbrauch: 8,6 l Superbenzin/100 km
- CO2-Ausstoss: 207 g/km
- Kofferraum: 430 Liter
- Versicherung: HP: 19 / TL: 18 / VK: 24
- Grundpreis: 22 990 Euro Preis
- Testversion: 23 480 Euro