Essen. Polizeidirektor Dietmar Hoga will mit der ganzen Härte des Gesetzes für mehr Verkehrssicherheit in Essen sorgen. Erster Akt: Die Beamten kontrollieren Fußgänger auf Ampeltreue und Fahrräder auf das Vorhandensein einer Klingel.

Die Unfallzahlen für 2011 sind raus, mit den bekannten Ergebnissen. Das gute Wetter im vergangenen Jahr, besonders im Vergleich zum verwinterten 2010, haben zu mehr Unfällen, Verletzten und Toten geführt. Darauf muss natürlich reagiert werden. Bloß wie?

NRW-Innenminister Ralf Jäger will deshalb den Blitz-Marathon wiederholen. Dass die Unfallursache „überhöhte Geschwindigkeit“ auch 2011 wie im gesamten Jahrzehnt laut Statistischem Bundesamt rückläufig ist, spielt da keine Rolle. Dass NRW im Vergleich zu allen anderen Bundesländern abseits der Stadtstaaten sehr gut dasteht, auch nicht.

Auch vor Ort wird natürlich mit den Zahlen jongliert. „Als Fußgänger lebt es sich schon sehr, sehr gefährlich in Essen“, behauptet Polizeidirektor Dietmar Hoga und führt als Beleg an, dass die zahl der verunglückten Zu-Fuß-Geher über dem Landesdurchschnitt liege. Das ist zweifellos so, weil es für alle Großstädte gilt, dass mehr Fußgänger verunglücken, so wie umgekehrt die Rate der Getöteten gemessen an der Einwohnerzahl geringer ist. Der Tod, er lauert eben besonders gerne auf der Landstraße. Dort wird schneller gefahren als in der Stadt und die Rettung dauert viel länger.

Eine Fußgänger- und Radfahrerkontrolle gab es am vergangenen Mittwoch auf der Rüttenscheider Straße in Essen. Foto: Jan Dinter
Eine Fußgänger- und Radfahrerkontrolle gab es am vergangenen Mittwoch auf der Rüttenscheider Straße in Essen. Foto: Jan Dinter © WAZ FotoPool

Die Essener Polizei will deshalb an Ampeln verstärkt Fußgänger kontrollieren und zur Kasse bitten, wenn sie bei Rot die Straße queren: zehn Euro Buße. Damit hat man gleich auf der belebten Rüttenscheider Straße begonnen. „Wir werden in diesem Jahr kein Auge zudrücken“, gab Hoga zu Protokoll. Bei Radfahrern wird neben der Beleuchtung auch die Klingel kontrolliert, sonst: siehe oben.

Vielleicht muss man die Funktion einer Klingel auch definieren. Stimmt das Geräusch, ist es laut genug? Wird man bei einer rostigen Schnarre ein Ohr zudrücken? (Wahrscheinlich nicht). Ist ersatzweise das Imitieren eines Klingelgeräusches erlaubt? Gibt es schon eine Klingel-App fürs iPhone, und wird sie anerkannt? Will die Essener Polizei einen Klingel-Marathon durchführen, und werden die Kontrollstationen vorher veröffentlicht oder blitzartig eingerichtet?

Hoffentlich wird 2012 ein gutes Jahr für die Verkehrssicherheit mit viel Regen im Frühjahr und Schnee ab Nikolaus. Wenn die Unfallzahlen dann sinken, dann können wir uns jetzt schon freuen auf die folgenden Erklärungen von Jäger, Hoga und Co.