Krefeld. Kinder und Jugendliche beeinflussen den Autokauf mehr, als die Industrie zu wissen scheint. Das fand das Kompetenzzentrum Frau und Auto der Hochschule Niederrhein in Krefeld in einer qualitativen Studie heraus.

Neben einem großen Platzangebot und höchstmöglicher Sicherheit wünschten sich Eltern zum Beispiel per Funk zu öffnende Autotüren und ein Entertainment-Paket, um längere Autofahrten möglichst quengelfrei zu überstehen. Aber auch der Nachwuchs bestimme mit. Damit sich die Kinder bei ihren Freunden für das Aussehen der Familienkutsche nicht schämen müssten, würden sie insbesondere bei Farbwahl und Inneneinrichtung in die Kaufentscheidung einbezogen.

Rund 12,3 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern gibt es in Deutschland. «Das Marktpotenzial von Vätern und Müttern, die mit ihren Kindern mobil sein möchten, ist beachtlich», stellt Professorin Doris Kortus-Schultes fest. Mit der Geburt des ersten Kindes ändere sich nicht nur der eigene Fahrstil, sondern ebenfalls die generelle Denkweise, hat die Leiterin des Kompetenzzentrums beobachtet. Das Verantwortungsgefühl wachse. Statt Lifestyle, schicker Felgen und stylischer Formen wünschten sich Eltern in der Werbung mehr Realitätstreue und in den Autos mehr Anpassung an die Bedürfnisse von Familien - quer durch alle Altersgruppen. «Bei den ganz Kleinen bis zu sieben Jahren gehören dazu etwa Seitenairbags auf den Rücksitzen, ein besonderer Kopfschutz, Anschnall-Warnsignale für alle Sitze und eine elektrische Kindersicherung», sagt Kortus-Schulte. Die Sitzbezüge wünschten sie sich hell und trotzdem pflegeleicht.

Langeweile trübt Fahrgenuss

Langeweile und der oft daraus resultierende Streit unter Geschwistern trüben den Fahrgenuss - für alle. Bei Eltern als Gegenmaßnahme erprobt: gemeinsam Musik oder Geschichten hören, gemeinsam singen oder «Teekesselchen» spielen. Bei den größeren Kindern zwischen acht und zwölf Jahren steigen die Ansprüche an Unterhaltung. Sie wünschen sich im Fond Befestigungen und Anschlüsse für DVD-Player, Radios und Kopfhörer. Als Technik-Kids hätten sie zudem die Kindersicherungen schnell durchschaut. Die, so der Wunsch der Eltern, müssten deshalb intelligenter sein. Gemütliche, am Gurt zu befestigende Kissen ließen darüberhinaus die Kinder bei langen Fahrten angenehmer schlafen. Besonders im Sommer sollte der Fond besser zu belüften sein.

Ab dem zwölften Lebensjahr steigen dann noch einmal die Ansprüche an das «Mama-und-Papa-Mobil», fanden die Krefelder Wissenschaftler heraus. Sportausrüstung, Musikinstrumente und Fahrräder seien zu transportieren. Und der Begriff «Sicherheit» bekomme eine neue Bedeutung, denn die 16- und 17-Jährigen würden unmittelbar vor dem eigenen, vorerst noch begleiteten Fahren stehen. «Mehr als alle anderen Altersgruppen werden sie bei der Wahl des Autotyps in die Kaufentscheidung mit einbezogen», weiß Doris Kortus-Schulte. Denn: «Es wird ja auch ihr erstes Auto.» (ddp)

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