Rüsselsheim. Verbrauchsgünstig, kostensparend, schadstoffarm, so lauten die Vorzüge gasbetriebener Personenwagen. Der Nachteil: wenig Temperament. Von diesem Manko ist beim Opel Zafira ecoFlex Turbo nichts mehr zu spüren.
Verbrauchsgünstig, kostensparend, schadstoffarm, so lauteten bislang die Vorzüge gasbetriebener Personenwagen. Der Dreiklang war gerade in Zeiten stark gestiegener Benzin- und Dieselpreise für viele preis- und umweltbewusste Autofahrer der Grund zum Kauf eines Erdgasautos. Sie nahmen dafür in Kauf, dass der alternative Antrieb zumeist nicht soviel Temperament entfaltete und weniger Fahrspaß bot. Von diesem Manko ist beim Opel Zafira ecoFlex Turbo nichts mehr zu spüren.
Der neu entwickelte Turbo-Motor des Erdgasautos leistet satte 150 PS. Zum Vergleich: Der weiterhin angebotene, gleichgroße 1,6-Liter-Saugmotor liefert nur 94 PS. Die Kraftspritze verleiht dem Kompaktvan ein überraschend starkes Durchzugsvermögen und macht den flexiblen Zwei- bis Siebensitzer zu einem flotten, fast leichtfüßigen Familienflitzer.
Power-Version toppt den bisherigen Gas-Antrieb mehrfach
Mit mehr Dynamik und Fahrspaß, verknüpft mit finanziellen Vorteilen, ist der erste Serien-Gas-Van mit Turboaufladung auch eine günstige Alternative zum Zafira-Turbodiesel 1.9 CDTI. Dieser kostet, vergleichbar ausgestattet, 780 Euro mehr. Schon der bisherige Zafira CNG (Compressed Natural Gas) ist mit 16.000 Verkäufen das meistverkaufte Erdgasauto in Deutschland. Die aufgeladene Power-Version, die seit Mitte März zu Einstiegspreisen ab 25.430 Euro bei den Händlern steht, toppt den bisherigen Gas-Antrieb mehrfach und dürfte dem Absatz neuen Schwung verleihen. Zudem kostet der CNG-Zafira 190 Euro Kfz-Steuer weniger als ein gleichstarker Diesel und punktet mit günstigeren Versicherungseinstufungen.
Der Leistungsschub durch die Turboaufladung schraubt das Drehmoment von 133 Newtonmetern (Nm) bei 4200 Umdrehungen je Minute beim 94-PS-Sauger auf 210 Nm. Die liegen im Bereich von 2300 bis 5000 Touren an. Als Spitzenleistung sind mit einer Overboost-Funktion kurzzeitig sogar bis 240 Nm erreichbar. Dabei wirkt der Turbo nicht übermäßig angestrengt, arbeitet angenehm leise und ohne Leistungsloch. Da Erdgas sauberer, aber deutlich heißer verbrennt als Benzin, wurden Zylinderkopf, Auslassventile und Ventilsitze des CNG-Vierzylinders für eine bessere Wärmeableitung modifiziert, um ihn, so Opel, «standfest wie einen Benziner zu machen». Gekoppelt mit einem exakt arbeitenden Sechs-Gang-Schaltgetriebe, sprintet der Zafira-Gas-Turbo in 11,5 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und laut Datenblatt weiter bis zu 200 Stundenkilometern. Der normale 1,6-Liter-Gas-Sauger mit einem Gang weniger braucht für den Sprint 5,5 Sekunden mehr und erreicht seine Spitze bei 165 km/h.
Großes Raumangebot bleibt trotz Gastanks erhalten
Der Turbo-Zafira ist vorrangig für den Betrieb mit Erdgas, Biomethan oder Mischungen aus beiden ausgelegt. Der Treibstoff findet in vier hochfesten Stahltanks unter dem hinteren Wagenboden Platz. Sie fassen zusammen 21 Kilogramm/122 Liter und ermöglichen nach Werksangaben 400 Kilometer Reichweite. Für den Fall der Fälle ist ein 14-Liter-Benzintank an Bord. Mit dieser Reserve kommt man noch 150 Kilometer weiter, falls keine Gas-Tankstelle in der Nähe ist.
Durch die Tank-Anordnung unter dem Boden bleiben die Zafira-Vorteile wie Raumangebot und Variabilität des Flex-Sieben-Sitzsystems erhalten. Dieses erlaubt ohne aufwändigen Sitzausbau die Umgestaltung vom Sieben- bis zum Zweisitzer. Nach ADAC-Test sind Gasfahrzeuge wie der Zafira ebenso crash- und brandsicher wie konventionelle Autos. Den Normverbrauch des CNG-Power-Antriebs beziffert Opel auf 5,3 Kilogramm pro 100 Kilometer, nur 0,3 Kilo mehr als beim Sauger. Damit liegt der CO2-Ausstoß des Gas-Turbos bei umgerechnet 144 Gramm je Kilometer. Rechnet man mit einem Gas-Kilopreis von 98 Cent, ergeben sich Kosten von 5,19 Euro für 100 Kilometer. Auch bei den aktuell niedrigeren Dieselpreisen kann der genügsame Selbstzünder-Zafira (6,1 Liter im Drittelmix) da nicht mithalten, ganz zu schweigen bei Literpreisen um 1,30 Euro.
Allerdings sind Gas-Zapfstellen in manchen Regionen noch immer recht dünn gesät - obwohl ihre Zahl bundesweit inzwischen auf rund 830 gestiegen ist. Um die Routenplanung zu erleichtern, bietet Opel optional ein Navigationsgerät, das auch alle Erdgas-Stationen an der Strecke auflistet. Bei Testfahrten zwischen Rüsselsheim und einer Vorführ-Tankstelle in Limburg wurde jedoch keine weitere Erdgas-Quelle im Umkreis von gut 60 Kilometern angezeigt. (ddp)