Stuttgart. Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Diesel höchstens für die Traktoren der Sportwagenschmiede taugte. Die gab es nämlich bis Anfang der 60er Jahre. Von nun an wird Porsches Geländegänger Cayenne von einem Selbstzünder angetrieben.
«Wir prüfen das Thema» - so lautete jahrelang die offizielle Sprachregelung der Porsche-Verantwortlichen, wenn die Frage nach einem Diesel im Portfolio gestellt wurde. Die neueste Modellvariante des Cayenne zeigt, dass die Prüfung mittlerweile zu einem anderen Ergebnis als in der Vergangenheit geführt hat: Der Geländegänger wird von nun an von einem Selbstzünder angetrieben.
Vorbei sind also die Zeiten, in denen ein Diesel höchstens für die Traktoren der Sportwagenschmiede taugte. Die gab es nämlich bis Anfang der 60er Jahre. Mittlerweile hat diese Antriebstechnologie aufgrund der niedrigen Verbrauchs- und Emissionswerte bei den Kunden eine derart hohe soziale Akzeptanz gefunden, dass auch Porsche an der immer größeren Nachfrage nicht mehr vorbeischauen konnte und wollte. Dazu kommt in zahlreichen europäischen Ländern eine Steuergesetzgebung, die derartige Aggregate begünstigt. Unter anderem werden sich die Zyprioten über die neue Motorisierung des Allradlers freuen. Sie können bis zu 13 600 Euro bei der Anschaffung eines Cayenne Diesel an Steuern sparen. Doch selbst in Finnland sind es gut 3000 Euro und die Franzosen freuen sich wahrscheinlich auch über 1700 Euro Nachlass.
Dieseltriebwerk mit modernster Technik
Bei einem Einstiegspreis von 56 436 Euro (V6-Benziner 55 090 Euro) sind das überzeugende Argumente. Die allerdings in Deutschland nicht zum Tragen kommen. Hier müssen andere Dinge in die Waagschale geworfen werden. Porsche wäre nicht Porsche, wenn das nicht gelänge. So hat vor allem die Möglichkeit, modernste Technik zu verbauen, den Entschluss erleichtert, umzudenken und einen Diesel ins Angebot zu nehmen.
Dem bei Audi schon lange bewährten Dreiliter-Sechszylinder haben die Zuffenhausener Ingenieure die haustypischen Gene eingehaucht. Seien es die Sensorik der Abgasanlage mit Dieselpartikelfilter, Modifikationen der Kabel, Leitungen und Schläuche oder die Anpassung der Stabilitätskontrolle (PSM) an den veränderten Drehmomentverlauf - jedes noch so kleine Detail wurde überarbeitet. Mit gezielt eingesetztem Leichtbau ist es gelungen, das Triebwerk gerade mal 70 Kilo schwerer als den vergleichbaren Ottomotor zu konstruieren.
Durchzugsfreude ohne wahrnehmbare Arbeitsgeräusche
Feintuning an der Einspritzanlage des Triebwerks hat zudem dazu geführt, dass der Diesel auch im Vergleich zum bisherigen Einsatz im Audi Q7 oder VW Touareg um 0,3 Liter weniger verbraucht. Nach Angaben des Herstellers soll das Aggregat mit durchschnittlich 9,3 Litern auf 100 Kilometern (244 Gramm CO2 pro Kilometer) zufrieden sein. Eine Optimierung, die auch den beiden genannten Konzerngeschwistern künftig zugute kommt.
Dem Fahrspaß hat diese «Magerkur» nicht geschadet. Ganz im Gegenteil: Obwohl der Cayenne mit dem 240 PS (176 kW) starken Diesel gegenüber einem herkömmlichen Benziner (290 PS/ 213 kW) oder gar einem «S» (385 PS/283 kW) fast untermotorisiert erscheint, steht er ihnen in Sachen Durchzugsfreude in nichts nach. Schon bei 2000 Touren liegt das maximale Drehmoment von 550 Newtonmetern an. Nach 8,3 Sekunden ist der Selbstzünder bei der Tempo-100-Marke. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 214 Stundenkilometern erreicht.
All das geschieht gänzlich ohne Anstrengung und ohne wirklich wahrnehmbare Arbeitsgeräusche. Fast meint man, der Motorblock sei in ein dickes Federbett eingepackt worden, so leise brummelt er vor sich hin. Vielfahrer und Vieltelefonierer werden dies zu schätzen wissen. Ebenso dürfte die Aussicht, dass sich der Mehrpreis für den Cayenne Diesel bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 20 000 Kilometern im Jahr amortisiert, gut bei den Kunden ankommen. (ddp)