Wolfsburg. . Der VW Golf Cabrio hat sich optisch verbessert: In der neuen Version fehlt der Überrollbügel. Doch auch sonst haben die Designer von Volkswagen gute Arbeit geleistet - außer beim serienmäßigen Komfort.
Der ehemals mächtige Überrollbügel, der dem Golf Cabrio den Beinamen "Erdbeerkörbchen" beschert hatte, ist passé. Wenn sich das elektrisch zu bedienende Dach nach knapp neun Sekunden geöffnet hat und alle Seitenscheiben in der Versenkung verschwunden sind, stört nichts mehr den Blick des Betrachters. Ohne Frage ist den Designern die offene Version des Kompaktwagens besonders gut gelungen.
Der mit geschlossenem Verdeck gerade einmal 1,42 Meter hohe Zweitürer (sechs Zentimeter flacher als ein normaler Golf) wirkt langgestreckt und richtig elegant. Klare Linien und ruhige Flächen lassen die 4,25 Meter lange Karosserie wie aus einem Guss wirken. Die flach nach hinten gezogene A-Säule verleiht dem Cabriolet zudem eine dynamische Optik. Die Neigung der A-Säule wirkt sich entsprechend auf die Frontscheibe aus.
Doch selbst groß gewachsene Passagiere kommen weder beim Einsteigen noch beim Sitzen in Konflikt mit ihr. Im Gegenteil: Sie sorgt für besten Windschutz, ohne dass der Eindruck verloren geht, in einem offenen Wagen unterwegs zu sein. Selbst bei Tempo 120 müssen Fahrer und Beifahrer nicht um ihre Frisur fürchten, sitzen gut geschützt - selbst bei herbstlichen Temperaturen - und können getrost auf das Windschott (315 Euro Aufpreis) verzichten. Auf den beiden bequemen Einzelsitzen hinten lässt es sich bis zu 80 km/h noch gut aushalten.
Die Basis-Motorisierung macht Spaß
Bequem ist es für die Passagiere in der zweiten Reihe auch dann, wenn sich das Dach nach elf Sekunden wieder geschlossen hat - dies ist wie das Öffnen bis zu Tempo 30 möglich. Es mangelt weder an Kopf-, Ellbogen- oder Kniefreiheit. Einer Reise zu viert in einem noch dazu in jeglicher Hinsicht tadellos verarbeiteten und gestalteten Innenraum steht also nichts entgegen. Nicht mal das Kofferraumvolumen: 250 Liter sind zwar nicht die Welt, aber absolut ausreichend für einen Wochenendtrip.
Und immerhin bleiben die Staumöglichkeiten selbst dann komplett erhalten, wenn das Dach geöffnet ist, da es in einer eigenen Kassette verschwindet. Die Lehnen der Rücksitze können umgelegt werden. Die dann entstehende Durchladeöffnung ist etwa 50 Zentimeter breit und ermöglicht den Transport von Skiern oder Ähnlichem. Ist alles verstaut, kann die Reise beginnen. Und trotz aller Schwärmerei kann man beim Antrieb durchaus die Vernunft ins Spiel bringen - und sich mit der Einstiegsmotorisierung begnügen.
Käfer-Treffen
Denn es ist ein wahrlich munteres Aggregat, das sich da unter der Haube befindet. Dessen 105 PS überzeugen auch bei schnellen Überholmanövern und zügiger Fahrweise auf der Autobahn. Einzig bei langen Steigungen geht dem Triebwerk etwas die Luft aus. Dafür arbeitet es bei jeder Geschwindigkeit akustisch zurückhaltend. An der Ampel muss man schon zweimal hinhören, um zu registrieren, ob die Stopp-Start-Automatik des Blue-Motion-Technology-Pakets den Motor tatsächlich vorübergehend abgeschaltet hat oder nicht. Je häufiger diese indessen aktiviert ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Bordcomputer einen Wert um sechs Liter für den Verbrauch anzeigt.
Das Fahrverhalten ist tadellos
Das Zusammenspiel von Federn und Dämpfern ist über jede Kritik erhaben. Das Fahrwerk haben die VW-Techniker sehr gekonnt etwas straffer abgestimmt als beim Serienbruder. Um die Karosserie der offenen Version zusätzlich steif und fest genug zu machen, wurden zahlreiche Verstärkungen vorgenommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Selbst auf holprigen Wegstrecken dringt kein Knistern oder Knacken aus den Tiefen der Karosserie.
Das Fahrverhalten ist tadellos. Der Wagen reagiert prompt auf jeden Lenkbefehl und bleibt jederzeit sauber in der Spur. Auch das trägt wesentlich zur Alltagstauglichkeit des Cabrios bei. Zum Lieferumfang ab Werk gehört ein umfassend geschnürtes Sicherheitspaket, in dem auch zwei hinter den Rücksitzen verborgene Überrollbügel enthalten sind. In Bruchteilen von Sekunden schnellen sie im Fall eines Überschlags aus der Versenkung hervor.
Erst bei der Frage nach dem serienmäßigen Komfort gehen dem Liebhaber des offenen Vergnügens die Argumente für den VW aus. Zwar umfasst die Grundausstattung Klimaanlage mit kühlbarem Handschuhfach, Easy-Entry-Funktion der Vordersitze, Komfortsitze mit Höhenverstellung sowie ein Multifunktionsdisplay. Ein Radio beispielsweise aber fehlt. Das günstigste Gerät kostet 655 Euro. Und selbst die Textilfußmatten vorne und hinten müssen mit 97 Euro extra bezahlt werden. Es war eben noch nie billig, ein Golf Cabriolet zu fahren. (dapd)