Stockholm. . Die Hoffnung auf eine Rettung des angeschlagenen Autobauers Saab sinkt. Das Unternehmen steht vor dem Aus, nachdem ein Gericht den Antrag auf Gläubigerschutz abgelehnt hat. Die Richter bezweifeln, dass Saab wieder auf die Beine kommt.

Das Aus des schwedischen Traditionsautobauers Saab ist nach monatelangem Siechtum so gut wie besiegelt: Ein schwedisches Bezirksgericht wies am Donnerstag den Antrag auf ein kontrolliertes Konkursverfahren zurück und zerstörte damit die Hoffnungen von 3600 Beschäftigten auf den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Mit dem Antrag auf Gläubigerschutz hatte der Konzern die Schlinge um seinen Hals aus hoher Verschuldung, nicht bezahlten Löhnen und offenen Lieferantenrechnungen lockern und das Vertrauen der Gläubiger zurückgewinnen wollen.

Das Bezirksgericht von Vanersborg in Westschweden bezweifelte allerdings, ob eine Restrukturierung des Konzerns Aussicht auf Erfolg habe. „Insgesamt findet das Gericht, dass unklar ist, wie das Unternehmen seine Liquiditätskrise überwinden und die Geschäftstätigkeit fortführen will,“ sagte eine Gerichtssprecherin. Saab habe nur sehr allgemein über seine Verhandlungen mit chinesischen Investoren informiert. Die niederländische Saab-Mutter Swedish Automobile kündigte Einspruch gegen den Gerichtsentscheid an. Das Unternehmen wolle am Freitag über die weitere Entwicklung informieren.

Gewerkschaft erwägt Insolvenzantrag

Die einflussreiche Gewerkschaft IF Metall erklärte, sie erwäge einen Insolvenzantrag für Saab. Dies hatten die Gewerkschaften bereits zuvor für den Fall angekündigt, dass die Rettung von Saab unwahrscheinlich würde. Mit einem Konkursverfahren wollen die Arbeitnehmer staatliche Gelder für die Zahlung der Löhne anzapfen. „Saab ist mehr oder weniger am Ende und befindet sich nun in der Hand der Gewerkschaften“, sagte Tom Muller, Analyst des Finanzhauses Theodoor Gilissen in Amsterdam.

Swedish Automobile hatte für Saab eine Sonderform des schwedischen Konkursverfahrens beantragt, bei der unter Aufsicht des Gerichts eine freiwillige Restrukturierung absolviert wird. Damit vermeidet das Unternehmen eine vollständige Pleite, für die Gläubiger läuft es jedoch weitgehend auf das Gleiche hinaus.

„Lage fast aussichtslos“

Experten wie der Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer sehen keine Zukunft mehr für Saab, die mehr als 60 Jahre als Kultmarke galt und schon einmal vor dem Aus stand. 2010 hatte die damals noch unter Spyker firmierende Swedish Automobile Saab vor der Schließung durch General Motors bewahrt: „Es ist nicht möglich, für Saab eine Lösung zu finden, weil das Unternehmen zwischen allen Stühlen sitzt. Es ist weder mit BMW , Audi oder Volvo wettbewerbsfähig noch kann es sich mit Kleinserienherstellern wie Ferrari oder Rolls-Royce messen“, sagte Dudenhöffer, der das CAR-Institut an der Uni Duisburg-Essen leitet.

Sein Kollege Stefan Bratzel vom Center of Automotive in Bergisch-Gladbach fügte hinzu: „Die Lage für Saab ist fast aussichtslos. Jetzt muss im Zuge einer Insolvenz gesehen werden, ob sich in den nächsten Monaten ein Käufer für die Reste von Saab findet.“ Dabei gehe es insbesondere um die Technologie und die Marke.

Mitarbeiter warten auf Lohn

Von dem Gläubigerschutz hatte sich Swedish Automobile erhofft, dass der schwedische Staat bei der Zahlung der Gehälter für die Mitarbeiter einspringt. Außerdem wollte das Unternehmen weiter Zeit gewinnen, damit chinesische Investoren die Genehmigung für einen Einstieg bei Saab erhalten.

In seinem Kampf ums Überleben hatte Saab die Konzernmehrheit an den chinesischen Autohändler Pangda und das Unternehmen Zhejiang Youngman Lotus Automobile verkaufen wollen. Dadurch sollten 245 Millionen Euro in die Kassen von Saab gespült werden. Die Vereinbarung musste aber noch von den Behörden in China genehmigt werden. Medien hatten zuletzt berichtet, dass Youngman keine Erlaubnis der chinesischen Behörden für einen Einstieg bei Saab erhalten werde. Der staatliche Autokonzern SAIC oder der Sportwagenbauer Great Wall Motor würden als eher geeignet angesehen. China will die Schlagkraft seiner Automobilindustrie erhöhen und strebt eine Konzentration auf wenige größere Unternehmen an.

Ihre Löhne für Juni und Juli hatten die Saab-Beschäftigen erst erhalten, nachdem das Unternehmen Firmenimmobilien verkauft hatte. Auf ihre August-Gehälter warten sie noch immer.

Die Produktion von Saab stand seit April weitgehend still, weil die Zulieferer auf offenen Rechnungen sitzenblieben und keine Teile mehr schickten. Im ersten Halbjahr verneunfachte sich der Verlust bei Saab, die Nettoverschuldung schwoll auf 284 Millionen Euro Ende Juni an. (rtr)