Göteborg. Beim Volvo V60 Plug-in-Hybrid, der im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll, soll der Fahrer per Knopfdruck darüber entscheiden können, wie er unterwegs sein möchte: rein elektrisch, im Hybridmodus oder konventionell.
Ein Elektroauto für den kurzen Weg in die Stadt, einen Hybrid für die längere Tour am Wochenende, einen Kombi für die Kinder, einen sportlichen Diesel für den Fahrspaß und einen Allradantrieb für den Winter. Dafür mussten bislang mindestens drei Autos in der Garage stehen. Volvo will Ende 2012 diese Feature in nur ein Fahrzeug packen. Der Name des Alleskönners: V60 Plug-in-Hybrid. Der schicke Schweden-Happen könnte dann eines der weltweit ersten Modelle sein, das einen Plug-in-Hybridkonzept mit Dieseltechnik präsentiert. Per Knopfdruck hat der Fahrer dann die Wahl, wie er unterwegs sein möchte: rein elektrisch, im Hybridmodus oder konventionell.
Äußerlich ist an dem Prototypen, den Volvo für einen kurzen Fahrtest auf seinem Werksgelände in Göteborg zur Verfügung stellte, so gut wie nicht zu erkennen, welch aufwändige Technik unter dem mattweißen Blechkleid steckt. Lediglich die zweite Tankdeckelklappe am linken vorderen Kotflügel deutet auf die Besonderheit hin. Dahinter verbirgt sich die Steckdose zum Laden der Batterie. 'Wer täglich 20 bis 25 Kilometer zur Arbeit und wieder zurück nach Hause fährt, benötigt keinen Tropfen Diesel, sondern fährt mit Strom aus seiner heimischen Steckdose', sagt Paul Gustavsson, Vice-Chef bei Volvo und verantwortlich für die alternativen Antriebe.
Ökobewusste Kunden
Und selbst wenn der Selbstzünder gelegentlich ins Geschehen eingreift, soll der V60 auf den ersten 100 Kilometer nach EU-Norm nur 1,9 Liter Diesel verbrauchen, was einem CO2-Ausstoß von 49 g/km entsprechen würde. Mit dem Plug-in-Hybrid will Volvo vor allem in Europa ökobewusste Kunden gewinnen. Hier liebt man Kombis, hier fährt man Diesel. Und sollten eines Tages die Kommunen ihre Innenstädte für konventionelle Autos sperren, ist der doppelmotorige V60 auch dafür bestens gerüstet. Denn bis zu 50 Kilometer kann er rein elektrisch fahren.
Im Cockpit zeigt ein Display stets die verbleibende Akku-Kapazität an. Wird ein bestimmter Wert unterschritten oder beispielsweise für einen Überholvorgang - plötzlich viel Leistung abgerufen, springt der Dieselmotor augenblicklich an und übernimmt den Vortrieb. Zwar lief diese Prozedur bei der Probefahrt noch ein wenig unkultiviert ab, doch Produktmanager Hans Nielsson verspricht spätestens für die Serienversion einen geschmeidigeren Umschalten zwischen den Betriebsarten. Schon 2008 haben die Schweden begonnen, das Plug-in-Projekt zu verfolgen.
In nur 6,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100
Weil man damals schon wusste, dass die Mutter Ford Verkaufsabsichten hegte, entschlossen sich die Volvo-Strategen, auf einen selbst entwickelten Motor als Basis für das Hybridkonzept zurückzugreifen. Dies ist der Grund, warum es keinen Benziner, sondern den 2,4-Liter-Fünfzylinder-Diesel (D5) mit 158 kW/215 PS gibt. Weitere 51kW/70 PS kommen ins Spiel, wenn der auf der Hinterachse sitzende Elektromotor beim Kavalierstart hilft. Wer es darauf anlegt, prescht mit dem V60 Plug-in-Hybrid in nur 6,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, trotz rund 300 Kilogramm Mehrgewichts gegenüber dem Standardfahrzeug.
Knapp vier Stunden dauert es, die Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von 12 kWh an der Steckdose wieder aufzuladen. Die Kosten dafür belaufen sich laut der Beispielrechnung des Herstellers auf weniger als zwei Euro. Stammt der Strom auch noch aus regenerativen Quellen, wird Volvos Zukunftskombi im Kurzstreckeneinsatz sogar zum komplett klimafreundlichen Null-Emissionsauto. In der späteren Serienversion kann der Kunde zudem den Ladevorgang über ein App auf seinem iPhone steuern. Das Plug-in-Prinzip bietet darüber hinaus den Vorteil, im Winter den Innenraum des Wagens auf mollig warme Temperatur zu bringen und trotzdem mit voller Batterie los zu fahren.
Verkaufspreis von unter 50 000 Euro angestrebt
Mit Preisangaben hält sich Volvo mehr als ein Jahr vor der Markteinführung verständlicherweise zurück. Vice-Chef Paul Gustavsson lässt jedoch durchblicken, man strebe einen Verkaufspreis von unter 50 000 Euro an. Was in Anbetracht der alternativen Technik fast ein Schnäppchen wäre. Denn als Vergleichsmodell müsste man den V60 D5 mit Allradantrieb, Automatik und in der Ausstattung 'Momentum' heranziehen, der mit rund 43 000 Euro in der Preisliste steht.
Über die wesentlich geringeren Fahrkosten und die je nach Land zu Buche schlagenden Vergünstigungen wie Steuerfreiheit, Entfall der City-Maut (London) oder staatliche Zuschüsse, reduziert sich dieser Mehrpreis erheblich. Schon nach wenigen Jahren soll nach Volvos Berechnungen der Hightech-Schwede günstiger fahren als seine konventionell angetriebenen Brüder. (mid)