Düsseldorf.. Wenn die IAA mitte September in Frankfurt eröffnet, werden die Autohersteller dank prächtiger Umsätze strahlen. Dies liegt nicht zuletzt an den SUV, die mittlerweile weit mehr als ein Trend sind. Mehr als 50 Modelle gibt es allein in Deutschland.

Mitte September schaut die Automobilwelt wieder einmal nach Frankfurt. Unter dem Messeturm eröffnet die wichtigste europäische Leistungsschau ihre Tore. Trotz zunehmender Rezessionsängste strahlen die Autohersteller Dank prächtiger Umsätze mit den gleißenden Scheinwerfern um die Wette. Die SUV-Welle scheint nicht zu stoppen. Insbesondere die Sport-Utility-Vehicle (kurz: SUV) liegen auf der IAA 2011 (15. bis 25. September) voll im Trend. Weltweit gibt es derzeit kein anderes Segment, was derart nachhaltig wächst.

Mehr als ein Trend

Längst kann man schon von keinem Trend mehr sprechen. Zu viele Jahre drücken die zunehmend urbaner werdenden Geländewagen der Automobilindustrie ihren Stempel auf. Kaum ein Autohersteller kann es sich noch erlauben, auf diese Fahrzeugklasse zu verzichten. Starteten Hersteller und Importeure Ender der Neunzigerjahre in den oberen Klassen noch zaghaft mit einem einzigen Modell, so bieten Premiumfirmen wie Audi oder BMW mittlerweile ebenso mehrere Modellreihen mit Geländegenen an, wie Volumenhersteller wie Renault-Nissan oder Mitsubishi.

Gigantische Wartezeiten

Selbst Porsche, weltweit führende Sportwagenmarke, hat ihr finanzielles Seelenheil nicht zuletzt der Erfindung des Luxus-SUV namens Cayenne zu verdanken. Der entsteht seit Jahren auf einer Linie mit den Schwestermodellen Audi Q7 und VW Touareg. Die Verkäufe laufen bestens, die Wartezeiten sind gigantisch. In den Klassen darunter sieht es kaum anders aus. 'Wir haben bei unserem Kia Sportage derzeit einen Bearbeitungsstand von 60.000 Fahrzeugen', erklärt Benny Oeyen, oberster Produktplaner von Kia, 'die arbeiten wir erst einmal ab. Unsere Händler müssen lernen, mit solchen Wartezeiten umzugehen.'

SUV statt Kombi für Familien

So wie bei Kia sieht es derzeit auch bei vielen anderen Firmen aus. BMW hat von den drei deutschen Premiumherstellern bei den Crossovern die Nase vorn. Mit BMW X3 und X1 sind gleich zwei Modelle unter den Besten der SUV-Zulassungsstatistik vertreten. Audi wird mit dem neuen Q3 bald aufholen, der dann den ebenfalls prächtig positionierten Q5 unterstützt. In den letzten beiden Jahren haben immer mehr Hersteller in der Mittelklasse ein SUV positioniert. Familien, die früher überzeugt in einem Van oder Kombi unterwegs waren, entscheiden sich längst für einen Crossover. Die hohe Sitzposition, das gute Platzangebot und der (optionale) Allradantrieb sind dabei die am häufigsten genannten Kaufgründe.

Fahrer wollen sich von der breiten Masse abheben

Ein weiterer, oft ungenannter, ist der Wunsch, sich von der breiten Masse abheben zu wollen. Kein Wunder, dass BMW die aktuellen Modelle X1, X3, X5 und X6 nicht genug sein lassen will und an einem besonders sportlichen BMW X4 werkelt. Das wäre Modell Nummer fünf ohne Mini. Doch sich von der Masse abzuheben, ist mit einem SUV in den letzten Jahren zunehmend schwerer geworden. Wer auf die Straße blickt, sieht mittlerweile SUV jeder Größe und fast jeder Marke. Wer sich hier in Szene setzen will, muss etwas mehr Gehirnschmalz verwenden oder sich in die gut unterrichteten Arme eines Autoverkäufers begeben. Denn insbesondere ein Fahrzeug wie der anfangs mit Kopfschütteln bedachte BMW X6 zeigt, dass es beim Kauf eines SUV längst nicht um Praktikabilität gehen muss. Der BMW X6 bietet weit weniger Nutzen als sein Bruder X5, doch er ist mit seinem Coupedesign einfach anders. Das kommt an. Kein Wunder, dass Mini im nächsten Jahr eine zweitürige Version des Countryman nachlegt und auch bei Mercedes und Audi kräftig an einer Symbiose aus luxuriösem Crossover und Coupe getüftelt wird.

Über 50 Modelle allein in Deutschland

Der deutsche Markt ist dabei ein Spiegelbild internationaler Trends. Weit über 50 SUV-Modelle gibt es hierzulande und das von fast jedem Hersteller. Der Marktanteil liegt in manchen Monaten um die 15 Prozent Tendenz steigend. Daran haben auch Schadstoff- und Benzinkostendiskussionen nichts geändert. Wenn ein Sportwagenhersteller wie Porsche so erfolgreich den Cayenne verkaufen kann und bald einen kleineren Cajun nachlegt, dann sind sowieso alle Dämme gebrochen. (mid)