Die tolle Siegesfahrt von Lewis Hamilton auf dem Nürburgring am vergangenen Wochenende ist ein glänzender Stern am Horizont, aber längst noch keine Wende im WM-Kurs.
Die Fakten sind zu deutlich: Sebastian Vettel führt die Fahrer-WM auch nach seinem vierten Platz beim GP Deutschland weiterhin an; sein WM-Konto von 216 Punkten distanziert die Konkurrenz klar. Der Abstand zum Zweitplatzierten Mark Webber (Red Bull) mit 139 Punkten ist groß. Erst auf den folgenden Plätzen geht es eng zu. Durch seinen Sieg rückt Hamilton (McLaren Mercedes) auf Platz drei vor. Allerdings sind seine 134 Punkte kein großes Polster auf Fernando Alonso (Ferrari), der schon 130 WM-Zähler hat.
Nach dem spannenden Rennen in der kühlen, verregneten Eifel sind die Fahrer heiß auf den Hungaroring nahe Budapest. Dort ist es meist sehr warm. Ein Wetter, das nach den trüben WM-Läufen in England und Deutschland den Formel-1-Tross freuen wird.
„Nach meinem Sieg am Nürburgring kann der Ungarn Grand Prix für mich gar nicht schnell genug kommen“, fieberte Lewis Hamilton bereits am Freitag dem Rennen entgegen. „Das Wetter ist wesentlich besser als am Ring und auch der Charakter der Strecke ist anders“, so Hamilton.
Keine Zeit zum Ausruhen
„Der Hungaroring ist eine enge und kurvenreiche Rennstrecke, mit hohem Abtrieb ähnlich wie in Monaco. Und wir Fahrer haben keine Gelegenheit uns auszuruhen. Wir müssen hinter dem Lenkrad permanent arbeiten, von daher ist es körperlich sehr anstrengend.“
Und der amtierende Weltmeister Vettel ergänzt: „Wir verlieren viel Flüssigkeit während des Rennens. Auf der Strecke gibt es eine Menge Bodenwellen, die uns gut durchschütteln. Weil der Kurs kaum Geraden hat, kann man sich so gut wie kaum ausruhen. Das macht den Ungarn Grand Prix so anstrengend.“
Der Hungaroring ist ein Kurs, den die Teams gut kennen. Eine eher langsame Strecke mit zahlreichen langsamen und mittelschnellen Kurven, die sehr fließend ineinander übergehen und keine Stop-and-Go-Charakteristik haben. Diese Rennstrecke polarisiert, man mag sie oder nicht.
In diesem Jahr könnte es auch deshalb interessant werden, weil dort erstmals seit Kanada wieder die weiche und die extra weiche Reifenmischung von Pirelli zur Verfügung stehen werden. „Diese Reifen sollten dort gut funktionieren. Meistens sind die Temperaturen beim Grand Prix in Ungarn hoch und entscheiden darüber, wie die Reifen funktionieren und wie man das Auto abstimmen muss. In der Vergangenheit war das Überholen noch schwieriger, aber Qualifying und Rennstrategie sind dort auch heute noch besonders wichtig“, erläuterte James Key, Technischer Direktor bei Sauber F1, im Gespräch.
Und Lewis Hamilton schwärmt: „Ich mag den Kurs, weil er noch einer der guten alten Schule ist. Mit seinen Hügeln, Bodenwellen und wechselnd abfallenden Kurven ist er traditionell und hat ungemein viel Charakter. In Deutschland lagen McLaren, Ferrari und Red Bull eng beieinander. Ich bin gespannt, welches Team hier die Nase vorn hat.“ Doch Hamilton glaubt, „dass der WM-Titel bereits vergeben ist.“
Der 4,381 Kilometer lange Hungaroring zählt mit einem Durchschnittstempo von 180 km/h zu den langsamsten WM-Läufen des Jahres und mit 70 Runden ist der Grand Prix in Ungarn lang. McLaren-Mercedes-Pilot Jenson Button erläuterte vor dem Rennwochenende: „Der McLaren MP4-26 war vor ein paar Monaten in Monaco recht konkurrenzfähig. Und ich hoffe, dass es an diesem Wochenende ähnlich sein wird, denn der Hungaroring stellt zum großen Teil die gleichen Anforderungen.“
Zwei Jubiläen in Ungarn
Button, Weltmeister von 2009, startet in Ungarn bei seinem 200. Grand Prix. „Ich kann es nicht glauben, dass ich schon so viele Formel-1-Starts auf dem Buckel habe, denn ich fühle mich keinen Tag älter als bei meinem Debüt im Jahr 2000,“ sagt der 31-jährige Brite.
Auch Nico Rosberg feiert ein Jubiläum: „Der Grand Prix in Ungarn ist mein 100. Grand Prix, was irgendwie verrückt ist, wenn man bedenkt, dass mein Vater in seiner gesamten Karriere 114 Rennen bestritten hat. Es ist eine schöne Zahl, aber die Statistik ist für mich nicht so wichtig. Ich mag den Hungaroring sehr und freue mich deshalb auf ein besseres Wochenende in Budapest als 2010, als ich leider nicht ins Ziel kam.“ Der smarte Rosberg ist stets guter Hoffnung und loyal seinem Team gegenüber. Doch mit dem Formel-1-Mercedes wird er kaum aus eigener Kraft auf einen Podestplatz fahren können.