Essen. Immer weniger Menschen zahlen ihr Auto bar. Hinter den meisten Privatwagenkäufen steckt ein Drei-Wege-Kredit.
Es war einmal im Autohaus: der Barzahler. Im Neuwagengeschäft ist er eine aussterbende Art, nur beim Gebrauchtkauf unter Privatleuten wechseln noch überwiegend Geld- gegen Fahrzeugscheine. Autokauf auf Pump ist längst der Normalfall, die Ballonfinanzierung dabei das Erfolgsmodell.
Drei-Wege-Finanzierung ist der andere Begriff dafür: In der Regel 20 Prozent Anzahlung, für die oft das alte Auto eingebracht wird. Dann meist über den Zeitraum von drei Jahren niedrige Raten, und am Ende ein dicker „Ballon” mit einer festgesetzten Restschuld. Zu der Summe kann das Auto garantiert übernommen werden. Der Kunde hat aber auch uneingeschränktes Rückgaberecht an den Händler. Dann kann man sich höchstens noch streiten, ob der Wagen „vertragsgemäß” benutzt wurde.
Kaum jemand entscheidet sich mehr für den klassischen Ratenvertrag
Die Kombination aus geringem Eigenkapitalbedarf und Risikolosigkeit ist das Erfolgsgeheimnis des ständig steigenden Ballon-Anteils. Bei der VW-Bank, Europas größtem Autofinanzierer, werden 70 Prozent der Privatverkäufe finanziert, und das überwiegend mit dem Drei-Wege-Modell. Nur wenige entscheiden sich noch für einen klassischen mehrjährigen Ratenvertrag.
Dass Barzahler besser fahren sei ein Märchen von früher – behaupten zumindest die Autobanken. Tatsächlich versuchen alle, Kunden ein Rundum-sorglos-Paket zu verkaufen und diese nach dem Kauf im „After-Sales”-Bereich nicht mehr aus den Fingern zu lassen. Das kann sich die Bank natürlich beim Einstieg ins Geschäft etwas kosten lassen.
Oft steckt in den niedrigen Zinsen ein Rabatt
Wie bei allen Kreditgeschäften und im Gegensatz zum Leasingvertrag muss bei der Ballonfinanzierung ein effektiver Jahreszinssatz ausgewiesen werden. Den halten die Banken der großen Pkw-Bauer aus kosmetischen Gründen gering.
Zudem steckt in niedrigen Zinsen oft ein versteckter Rabatt. Keine drei Prozent verlangt die VW Bank für die Finanzierung eines Golf. Zum Vergleich: Bei Gebrauchtwagen verlangen die VW-Banker im Schnitt acht Prozent.
Aber es gibt zwei Punkte, die ein Risiko für den Ballon-Fahrer bergen. Im Falle eines Totalschadens kann (wie beim Leasing) ein „Gap”, eine Lücke, entstehen. Dies geschieht, wenn die Versicherung weniger zahlt, als die Restschuld beim Totalverlust noch beträgt. Dieses Risiko lässt sich, ebenso wie Arbeitslosigkeit und Todesfall, zusätzlich günstig absichern. Der Kreditschutzbrief für einen 16 000 Euro teuren Polo kostet über drei Jahre hinweg zehn Euro im Monat.
Ballonfinanzierung ähnelt dem Leasing
Zum Streitpunkt kann bei Fahrzeugrückgabe die Frage werden, ob vertragsgemäßer Gebrauch vorliegt oder eben nicht. Da der Händler meist das Restwertrisiko trägt, wird er ein verbeultes „Möhrchen” nicht akzeptieren, wenn er ein normal gepflegtes dreijähriges Gebrauchtauto erwarten darf. Die vertraglich vereinbarten Gesamtkilometer sollten nicht oder nur unwesentlich überschritten sein.
Insgesamt ähnelt die Ballonfinanzierung dem Leasing. So heißt sie zum Beispiel in den Niederlanden „Privat Lease”. Wirklich privates Leasing im Autobereich ist etwas für Menschen, die gern rechnen. Nicht zuletzt wegen des fehlenden effektiven Zinssatzes sind Angebote schwerer zu vergleichen. Hier muss je eine Gesamtkostenbilanz über die Laufzeit erstellt werden. Gängig ist ein Kilometervertrag mit festgesetzter Laufleistung.
Wer vom Spekulieren immer noch nicht genug hat, kann einen Leasing-Restwertvertrag abschließen. Liegt der tatsächliche Restwert am Ende über dem vertraglichen Ansatz, erhält der Kunde 75 Prozent des Mehrwertes. Umgekehrt haftet er aber voll für einen Minderwert.