Von heftigem Regen und langen Safety Car Runden hat die Formel 1 einstweilen genug.
Das letzte Rennen im kanadischen Montreal hatte auch die Zuschauer auf eine harte Probe gestellt. Rund fünf Stunden dauerte der Grand Prix, der wegen heftiger Regenfälle eine zweistündige Zwangspause einlegen musste – einer der längsten in der Formel-1-Geschichte. Dennoch war es ein sehr spannendes Formel-1-Rennen, das Michael Schumacher bis auf die zweite Position nach vorne spülen konnte. Am Ende belegte der siebenfache Weltmeister einen hervorragenden vierten Platz und verpasste somit nur knapp einen Podiumsplatz.
„Nach einem ermutigenden Wochenende in Kanada, ist es schön, wieder in Europa zu sein, wo wir in die Sommer-Saison starten. Valencia ist eines der ungewöhnlicheren Rennen im Kalender, auf einem Straßenkurs, der aus meiner Sicht für beide Seiten, Fahrer und Fans, sehr attraktiv ist“, sagte der Mercedes-Benz-Werksfahrer nach seiner Ankunft in Valencia.
Der 5,419 km lange Straßenkurs im Yachthafen von Valencia weist mit seinen langen Geraden und langsamen Kurven viele Gemeinsamkeiten zur Strecke in Montreal auf – hoffentlich aber nicht das diesjährige schlechte kanadische Wetter.
Ein kleiner Fehler reicht und der Fahrer rast in die Wand
Gleichzeitig bietet der Kurs eine interessante Herausforderung, da er schneller und viel offener als ein typischer Stadtkurs ist. Hier kommt der Traktion eine große Bedeutung zu, aber auch der Stop-and-Go-Charakter einiger Sektoren kann für die Bremsen sehr fordernd sein. Aufgrund der ebenen Oberfläche bietet der Kurs guten mechanischen Grip. Der Fokus wird vor allem auf Bremsstabilität in langsamen Kurven und auf Traktion liegen. Typisch für einen Stadtkurs sind die fehlenden Auslaufzonen. Schon der kleinste Fehler und man endet in der Wand oder den Leitplanken.
In Valencia wird es mit den Reifen eine große Unbekannte geben: Pirelli setzt hier erstmals eine neue mittelharte Mischung ein, die die Teams schon in Kanada testen konnten. Dort jedoch auf einer Strecke mit einer völlig anderen Charakteristik und wahrscheinlich auch bei ganz anderen Temperaturen.
In Valencia ist mit hohen Asphalttemperaturen zu rechnen, „dann muss man besonders gut auf die Reifen aufpassen. Seine Tücken hat der Streckenabschnitt mit der Brücke. Dort kann man viel Zeit verlieren oder gewinnen. Traditionell war das Überholen auf diesem Stadtkurs nicht einfach, aber dank verstellbarem Heckflügel und KERS sollte es für die Zuschauer und auch für uns ein spannendes Rennen werden“, freut sich Sauber-Pilot Kamui Kobayashi auf den Renn-Sonntag in Valencia.
Überholen ist in Valencia generell schwierig, eine gute Möglichkeit gibt es in Kurve zwölf. Zudem verlangt die Aerodynamik eine effektive Abstimmung: In den Kurven benötigt der Fahrer viel Flügel und auf den langen Geraden weniger.
„Die Strecke ist eine Mischung aus einer echten Rennstrecke und einem Straßenkurs. Deshalb kommen die Autos den Mauern sehr nahe und man muss in jeder der 25 Kurven hoch konzentriert sein“, weiß Mercedes-Fahrer Nico Rosberg zu berichten. Obwohl dies ein Stadtrennen ist, fällt die Streckenführung untypisch für einen Stadtkurs aus. Sie ist vollkommen anders als beispielsweise in Monte Carlo.
„Die Strecke ist vergleichsweise breit und eben, ohne große Bodenwellen. Es gibt verschiedene Kurven von lang und schnell bis kurz und langsam, mehr oder weniger das ganze Programm also“, erläuterte Norbert Haug, Mercedes-Benz Motorsportchef, in einem Gespräch.
Für einen spannenden 8. WM-Lauf ist gesorgt, schon deshalb weil der Vorsprung von WM-Leader Sebastian Vettel auf 60 Punkte geschmolzen ist. Nach dem Grand Prix von Europa folgen weitere elf F1-Rennen, in denen noch sehr viel passieren kann.
Auch wenn das Punktekonto von Vettel mit 161 Zählern sehr fürstlich ist, bleiben Jenson Button (McLaren Mercedes) und Red Bull Team-Kollege Mark Webber dem Weltmeister auf den Fersen. Durch seinen spektakulären GP-Sieg in Kanada konnte Button (101 Punkte) mächtig aufholen und seinen McLaren Teamkollegen Lewis Hamilton (85 Punkte) hinter sich lassen.
Hamilton will an die Spitze
Dennoch gibt sich Hamilton in Valencia kämpferisch: „Das ist der dritte Stadtkurs in Serie und hoffentlich erlaubt er es mir, das Pech der letzten zwei Rennen abzuschütteln. Wir hatten bei den letzten drei Rennen wohl das schnellste Auto. Das ist wirklich ermutigend, denn ich weiß, dass ich damit an der Spitze landen sollte, wenn ich das Auto bestmöglich einsetze.“
Soll heißen, nicht ins Aus zu fahren und den McLaren nicht zu beschädigen. Auch Teamkollege Button ist hoch motiviert: „Ich freue mich auf Sonntag. Ich hatte letztes Jahr ein gutes Rennen und die Strecke in Valencia verbindet einige Eigenschaften von Montreal und Monaco. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir dort wieder konkurrenzfähig sein werden.“
Wer in Valencia ein schnelles Auto hat, der fährt an die Spitze, so beträgt der Volllastanteil auf einer Runde 69 Prozent wie auch in Montreal.
Schwerstarbeit für die Fahrer: Hier müssen sie die Gänge rund 3650 mal wechseln, der fünfthöchste Wert der gesamten Rennsaison 2011.