Ruhrgebiet. 90 Autos können auf dem Schotter stehen. Theoretisch mehr. Einen Euro kostet die Stunde, einen Fünfer der ganze Tag, 28 Euro im Monat. Die Angestellte Milka Oreskovic kassiert. Das Unternehmen Parkplatz ist ein lohnendes Geschäft.

. „So, junger Mann, das macht dann zwei Euro.“ Milka Oreskovic schiebt ihre Hand durch die Wohnwagen-Luke. Die Parkplatzwächterin kennt fast jeden Kunden – samt Kennzeichen. Seit 14 Jahren hockt sie Tag für Tag in dem Caravan, Modell Knaus Südwind, und bewacht den kleinen Duisburger Parkplatz an der Kardinal-Galen-Straße.

90 Autos können auf dem Schotter stehen. Theoretisch mehr, „aber Sie sehen ja, wie die hier parken.“ Neben dem Fenster hängt die Preisliste der „Gesellschaft für Park- und Verkehrsüberwachung.“ Die Firma betreibt Park-, aber auch Verkehrsübungsplätze. Einen Euro kostet die Stunde, einen Fünfer der ganze Tag, 28 Euro im Monat. Nur einen Kilometer weiter kostet das Parken wesentlich mehr – nämlich 1,50 Euro die Stunde. Die Angestellte Milka Oreskovic kassiert. Das Unternehmen Parkplatz ist ein lohnendes Geschäft.

Früher wollten die Kunden ihr Auto einfach nur irgendwo abstellen. Heute wollen sie sich, bitte schön, wohlfühlen, sagen die Betreiber großer Parkhäuser. Dann seien die Autobesitzer auch bereit, höhere Gebühren pro Stunde zu zahlen. „Wir Betreiber leben von Gründen, warum die Menschen in die Stadt fahren“, sagt Thomas Grüttner, Geschäftsführer der Firma Q-Park. Er zählt auf: „Arbeiten, Theater, Shoppen, Gastronomie.“

Ein Haus an der Kö, eins am Limbecker Platz

Q-Park gehört zu einer niederländischen Unternehmensgruppe und zählt zu einer der größten Betreiberfirmen in Deutschland. Von Düsseldorf aus betreibt der deutsche Ableger 110 Park-Immobilien. In der Landeshauptstadt beispielsweise ein Haus an der Kö, in Essen das Parkhaus am Limbecker Platz. Interessant, so Grüttner, seien vor allem Städte, in denen viele Menschen wohnen, viele Arbeitsplätze sind, es Shoppingmöglichkeiten gibt und die gut mit dem Auto zu erreichen sind.

Für das Ruhrgebiet gilt dies vor allem für die Großstädte Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund. Mindestens 250 Buchten muss es in einem Haus geben, damit ein Standort für Q-Park lukrativ ist.

„Sie brauchen regelmäßige Frequenz, ein Parkhaus darf nicht nur einmal in der Woche etwa bei einer Veranstaltung voll sein“, sagt Gerhard Trost-Heutmekers, Geschäftsführer des Bundesverbandes Parken e.V. In dem Branchenverband organisieren sich mehr als 200 Parkhausbetreiber, die gemeinsam mehr als 907 000 Stellplätze vermieten.

Auch Luxus-Varianten

Zwischen 30 000 und 40 000 Euro koste der Bau eines einzelnen Parkplatzes in einer Tiefgarage. Multipliziert mit der Anzahl der Stellflächen kommt schnell eine hohe Summe zusammen, rechnet Trost-Heutmekers vor. 2,30 Meter muss ein Abstellplatz breit sein, so steht’s in der NRW-Verordnung „über Bau und Betrieb von Sonderbauten.“ In ihr ist auch geregelt, wie steil die Kurven sein dürfen und welche Breite die Durchfahrt haben muss.

Es gibt auch die Luxus-Variante. Die meisten Parkhausbetreiber lassen den Autofahrern 2,50 Meter Platz. „Das ist bequemer, sonst stößt man ständig mit der Tür an Wand oder Pfosten“, sagt Q-Park-Chef Grüttner.

Dank zahlreicher Kundenbefragungen weiß er, was sich die Benutzer wünschen: Es soll sauber sein, darf nicht miefen und frau muss sich sicher fühlen. Außerdem kann man sich in seinen Häusern kostenlos Schirme oder Kinderwagen leihen. Das Kassieren übernimmt in großen Häusern zwar der Automat, doch ein paar Mitarbeiter trifft man auch noch an. Sie machen sauber oder fragen einfach mal nach, ob bei den Besuchern alles in Ordnung ist. Damit es nicht so schummerig ist, kommen helle Birnen in die Lampen. Vorgeschrieben sind 20, sie nehmen 75 Lux.

Gemütlich im Wohnwagen

Drei Stunden Parken am Limbecker Platz kosten 3,50 Euro, an der Düsseldorfer Kö 7,50 Euro. Wer nur shoppen will, parkt im Schnitt zwei Stunden. Je nach Standort, wird ein Platz bis zu fünf Mal pro Tag vermietet.

In den Gebühren stecken zahlreiche Posten: Energie- und Personalkosten zum Beispiel, Geld für Wartungsarbeiten und Sauberkeit. Nicht zu vergessen Rücklagen für größere Reparaturen. Wie viel unterm Strich von einem Euro Gebühr übrig bleibt, will Grüttner nicht verraten.

„Wenn’s billiger ist, laufen die Menschen auch gerne zehn Minuten in die Stadt“, hat Milka Oreskovic aus ihrem Wohnwagen beobachtet. Sie hat es sich nett gemacht in dem alten Vehikel – mit grünen Gardinen am Fenster und einer rosafarbigen Seidenorchidee auf dem Tisch. Auf einem Sims stehen Bücher, Utta Danella oder „Das 1x1 der Persönlichkeit“ von Lothar Seiwert, für ein bisschen Ablenkung zwischendurch. „Es macht mehr Spaß, wenn man viel zu tun hat. Das freut den Chef. Und mich auch.“