Köln.. Mit einem A-Modell fing alles an: Seit 80 Jahren werden bei Ford im Kölner Norden Autos produziert. Bis heute sind am Rhein knapp 15 Millionen Autos vom Band gelaufen. Gebaut werden sie von einer echten “Multi-Kulti-Truppe“.

Ausnahmsweise stehen bei Ford in Köln bald für einen kurzen Moment die Bänder still. Dann knallen die Korken - und das aus gutem Grund: Vor genau 80 Jahren hat am Standort im Kölner Norden die Automobilproduktion mit einem A-Modell begonnen, das es mit seinem 3,3-Liter-Vierzylinderreihenmotor und rund 30 kW/41 PS immerhin auf eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 104 km/h gebracht hat.

Die Geschichte von Ford Deutschland, die damit ihren Anfang genommen hat, liest sich wie eine typisch amerikanische Erfolgsgeschichte. Seit Beginn der Fertigung in Köln am 4. Mai 1931 haben bis heute knapp 15 Millionen Autos in Köln die Hallen verlassen. Angefangen hat die "Ford-Saga" in Deutschland allerdings schon einige Jahre früher.

"Think Big" in Köln

Im Berliner Westhafen haben Arbeiter ab 1926 importierte Teile zum legendären T-Modell zusammengeschraubt, besser bekannt unter dem Kosenamen "Tin Lizzie". Nur wenige Jahre später haben die dortigen Kapazitäten nicht mehr ausgereicht. Mit Blick auf die wachsende Bedeutung des europäischen Automarktes musste ein neuer Standort her. In typisch amerikanischer Manier und getreu dem Motto "Think Big" ist die Wahl letztendlich auf Köln gefallen, das sich beim Blick auf die Landkarte, zumindest nach US-Maßstäben, im Herzen Europas befand.

Beflügelt ist diese Entscheidung neben der Nähe Kölns zum stahlproduzierenden Ruhrgebiet und die verkehrsgünstige Lage am Rhein nicht zuletzt durch das Engagement des damaligen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer worden. Er hatte dafür gesorgt, dass sich seine Heimatstadt gegen Neuss und Frankfurt durchsetzt hat, die sich ebenfalls um die Ford-Fabrik bemüht hatten.

Henry Ford kam höchstpersönlich vorbei

Firmengründer Henry Ford senior kam am 2. Oktober 1930 höchstpersönlich nach Köln-Niehl, um gemeinsam mit Adenauer den Grundstein für das neue Werk - und eine prosperierende Zukunft der Marke zu legen. "Ich weiß, dass die Leute in Deutschland etwas Gutes draus machen werden," soll Unternehmensgründer Henry Ford dabei gesagt haben. Womit er Recht behalten sollte. Die Ford Werke GmbH gilt heute mit einem Jahresumsatz von fast 17 Milliarden Euro als das umsatzstärkste deutsche Unternehmen mit einer amerikanischen Muttergesellschaft.

Das hatte beim Produktionsstart im Jahre 1931 allerdings noch keiner ahnen können. Bereits drei Wochen nach seiner Eröffnung hatten Teile- und Finanzknappheit infolge der Weltwirtschaftskrise eine vorübergehende Stilllegung des Werkes erzwungen. Mit vereinten Kräften und weitgehend von Hand sind dort in den Anfangstagen sage und schreibe 60 Einheiten pro Tag fertiggestellt worden.

Rheinische Jungs für alle Welt

Heute gehört das Fiesta-Werk in Köln zu den größten und effizientesten Automobilproduktionsstätten in ganz Europa. Foto: Ford
Heute gehört das Fiesta-Werk in Köln zu den größten und effizientesten Automobilproduktionsstätten in ganz Europa. Foto: Ford © Unbekannt | Unbekannt

Lang ist's her. Handarbeit war gestern. Heute laufen von den Produktionsstraßen des hochmodernen Ford-Werks in Köln-Niehl täglich 1.770 Fahrzeuge vom Band, allen voran der Fiesta. Vom Kleinwagen-Klassiker sind seit Herbst 1979 im rheinischen Stammwerk über sechs Millionen Einheiten vom Band gelaufen. Neun von zehn der in Köln montierten Fahrzeuge sind für den Export in 70 Länder der Erde bestimmt. Unter den Bestimmungsorten gibt es so exotisch anmutende Autonationen wie Usbekistan, Neuseeland oder Tahiti.

Konzipiert, montiert und vertrieben werden die Fahrzeuge, wie das Unternehmen unter Bezugnahme auf seine in den Unternehmensrichtlinien verankerte "Diversity"-Strategie gern betont, von 17.300 Mitarbeitern unterschiedlichster Herkunft. In Köln arbeiten, wie sich das für die weltoffene Rhein-Metropole gehört, Menschen über 50 verschiedener Nationalitäten erfolgreich zusammen.

Insofern ist der Fiesta nicht nur ein waschechter "Kölsche Jung", sondern auch ein echter Multi-Kulti-Typ. Wenn also in Kürze ein Containerschiff beladen mit brandneuen Fiestas an Bord den Südsee-Inselstaat Tahiti erreicht, werden viele Kölner Jungs und Mädchen Hand an sie gelegt und "gute Arbeit" geleistet haben. Und Henry Ford I hätte sicher seine helle Freude daran. (mid)