Essen/Dortmund. .

Die Zukunft der Stadtbahnen sieht düster aus. Der VRR kündigt bis 2015 einen Investitionsbedarf von 800 Millionen Euro an. Sollten Land und Bund den Kommunen nicht beispringen, drohen demnach Streckenstilllegungen und sogar der Umstieg auf Busse.

Ein düsteres Bild zeichnet der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) für die Zukunft. Allein in den nächsten vier Jahren müssten laut Vorstand Dr. Klaus Vorgang 800 Millionen Euro in die Stadtbahnsysteme im Revier investiert werden. Hinzukommen demnach noch jährlich etwa 300 Millionen Euro, um die Anlagen in der Region auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. Eine Summe, die kaum zu stemmen ist.

„Mit diesen enormen Kosten sind Verkehrsunternehmen oder Kommunen finanziell überfordert“, betont Dr. Vorgang gegenüber DerWesten. Denn während Anschaffung und Bau der Stadt- und U-Bahn-Anlagen im Gebiet des VRR in der Regel zu 90 Prozent von Bund und Land finanziell gefördert werden, werden für den Erhalt keine Fördergelder bereit gestellt.

VRR: Die meisten Anlagen müssen erneuert oder saniert werden

„Viele Anlagen in der Region haben ein Alter von 30 Jahren und mehr erreicht“, erklärt der VRR-Vorstand. Nach einer solchen Nutzungsdauer müssten die meisten Anlagen nun komplett erneuert oder zumindest grundlegend saniert werden. Das bestätigt auch Bernd Winkelmann von den Dortmunder Stadtwerken. „Der Sanierungsbedarf wird erheblich ansteigen. Innerhalb der nächsten 20 Jahre gehen wir von rund 2,2 Milliarden Euro für die Anlagen und Fahrzeuge aus.“

Verkehrsunternehmen wie die EVAG in Essen befürchten, dass eine Finanzierung nur noch über die Aufnahme von Krediten möglich sein wird. Und das werde natürlich letztendlich die Kommunen belasten. Handlungsbedarf besteht in Essen insbesondere bei den Schienenfahrzeugen. 27 neue Straßenbahnen hat das Verkehrsunternehmen bestellt, die ab 2013 ausgeliefert werden. Aber auch die Instandhaltung der älteren Bahnen ist für die EVAG ein großer Kostenfaktor. Für den Zeitraum von 2007 bis 2016 haben die Essener einen Investitionsbedarf von 350 Millionen Euro errechnet.

Streckenstilllegungen oder Umstieg auf Busse drohen

Eine Bushaltestelle der DSW21 in Dortmund. Archiv-Foto: Franz Luthe
Eine Bushaltestelle der DSW21 in Dortmund. Archiv-Foto: Franz Luthe © WR/Franz Luthe

Deutliche Worte für die Zukunft der Stadtbahnen im Revier findet der VRR: „Langfristig würde es ohne Gegensteuern zu deutlichen Qualitätseinbußen kommen“, erklärt Dr. Vorgang. Es drohen Streckenstilllegungen oder gar ein Ausweichen auf günstigere Verkehrsmittel, wie zum Beispiel Busse.

Um Kosten zu sparen und Synergieeffekte zu nutzen, haben die Verkehrsunternehmen in der Region die Initiative Spurwerk.NRW gegründet. „Letztendlich können durch die Zusammenarbeit nur begrenzte Summen eingespart werden, die für die anstehenden Maßnahmen bei weitem nicht ausreichen werden“, erklärt der VRR.

„Wir brauchen ein klares Bekenntnis zu Bus und Bahn bei Bund und Land und eine mittelfristige Verkehrspolitik, die den Nahverkehr in Deutschland nachhaltig fördern will“, fordert die EVAG. Dazu gehöre eine kontinuierliche Beteiligung an den Nahverkehrskosten, „damit der ökologische Umbau gelingt und die Fahrpreise stabil und niedrig bleiben.“