Essen. Neuer Premium-Mini fürs junge Publikum: Audi versucht mit dem A1, endlich im Kleinwagensegment Fuß zu fassen. Die Qualität stimmt, der Preis leider nicht. Und mit dem Mini von BMW hat der A1 einen Konkurrenten, der schon zum Kultauto geworden ist.

A1 im Citytest

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    Zugegeben, schick sieht er ja aus, der neue Kleine aus dem Hause Audi. Ist aber auch nicht sonderlich schwer. Der letzte aus Ingolstadt, der versuchte, den Markt für Kleinwagen aufzurollen, hatte dafür auch einfach nicht das richtige Blechkleid. Dabei zielt der neue A1 auf eine ganz andere Kundschaft als der mittlerweile zum modernen Klassiker mutierte und damals etwas glücklose A2. Der A1 ist Audis Antwort auf den bayrischen Briten, den Mini von BMW. Er soll junge Käufer ansprechen.

    Dabei beschreitet der A1 einen ganz anderen Weg als der Mini. Er will nicht mit Retro-Chic überzeugen, sondern setzt auf ein modernes Äußeres im Sinne der neuen Audi-Designlinie. Allenfalls die ganz in Silber gehaltenen Dachholme und die C-Säule erinnern wegen ihrer Andersfarbigkeit an die Konkurrenz aus München. Dabei haben die beiden Bayern noch etwas gemein. Sie setzen auf Premium in einer Fahrzeugklasse, in der bislang vieles über den Preis entschieden wurde.

    Günstig, so viel ist sicher, ist der A1 nämlich nicht. Mindestens 15.800 Euro werden für den Audi fällig, der von uns getestete Diesel mit 105 Pferdestärken kostet sogar 3000 Euro mehr. Mit Navi (2650 Euro) und allerlei technischem Schnickschnack werden daraus schnell 25.000 Euro. Zu viel für ein gerade einmal 3,99 Meter langes Auto?

    Wertiger Innenraum, kinderleichte Bedienung

    Eigentlich schon, sagt der Verstand. Sieht aber toll hier drin aus, sagt das Auge. Der A1 will nämlich nicht nur außen Premium sein, er ist es auch im Innenraum. Audi verzichtet fast ganz auf billigen Kunststoff, das Armaturenbrett macht einen wertigen Eindruck. Und muss sich nicht hinter den großen Brüdern aus der Audi-Familie verstecken. Das gilt im Übrigen auch für die Bedienung. Das Cockpit ist aufgeräumt. Navigation und Radio lassen sich mit ein wenig Einarbeitungszeit schnell und einfach bedienen – bei dem Preis sollte das allerdings auch eine Selbstverständlichkeit sein.

    Auch das Heck des A1 macht einen tollen Eindruck.
    Auch das Heck des A1 macht einen tollen Eindruck.

    Der (einzig verfügbare) Diesel macht richtig Spaß. Das 1,6-Liter-Aggregat beschleunigt den 1,2 Tonnen schweren A1 in fixen 10,5 Sekunden auf Tempo 100. Bei 190 Sachen ist allerdings Schluss. Dafür ist der A1 äußerst spurtreu und überzeugt mit kinderleichtem Handling. Der Kleine ist eine richtige Sportskanone – und gibt sich beim Verbrauch äußerst bescheiden. Trotz flotter Fahrweise genehmigte sich der Diesel nicht mehr als 5,5 Liter. Wer’s gemächlicher angeht, der bekommt bestimmt auch 4,5 bis 5 Liter hin.

    Drei Mineralwasserkästen werden zum Problem

    Allenfalls beim Raumangebot geizt der A1. Vorn sitzt man zwar komfortabel, für die Fondspassagiere werden lange Fahrten allerdings zur Qual, vor allem, wenn vor ihnen jemand Platz genommen hat, der die 1,80 Meter überragt. Und auch beim Kofferraum wäre mehr sicher besser gewesen. Drei Mineralwasserkästen werden schon zum Problem. Da hilft nur noch das Umklappen der Rückbank. Ein Familienlaster verspricht aber auch der viertürige A1-Kombi „Sportback“ nicht zu werden.

    Auch bei der Zielgruppe hat sich Audi verkalkuliert. Eigentlich sollte der A1 ja ein junges Publikum ansprechen. Doch dem dürfte der Mini-Audi einfach zu teuer sein. Stattdessen greifen Ältere zu – weil sie haben, was den jungen Käufern fehlt: das nötige Kleingeld. Den Verkaufszahlen hilft das nicht. Die bleiben bislang hinter den Erwartungen zurück. Bis Ende November wurden 45.000 A1 gebaut – aber europaweit nur 20.000 zugelassen. Das können die anderen Bayern besser. Der BMW-Mini hat nämlich etwas, was dem A1 (bislang) fehlt: Kultstatus.