Berlin. . Die Tankstellen bleiben auf der Benzinsorte E10 sitzen. Die Branche noch diese Woche eine Drosselung der Biosprit-Produktion. Sollte der Verkauf weiter schleppend laufen, würden Tankstellen damit beginnen, wieder die bisherige Super-Sorte anzubieten.

Wegen der Absatzflaute der neuen Benzinsorte E10 erwartet die Branche noch diese Woche eine Drosselung der Biosprit-Produktion. Sollte der Verkauf weiter schleppend laufen, würden Tankstellen damit beginnen, wieder die bisherige Super-Sorte anzubieten, teilte der Mineralölwirtschaftsverband mit.

„Das steht kurz bevor“, sagte Hauptgeschäftsführer Klaus Picard am Mittwoch in Berlin. Dies würde aber nicht nur der Biokraftstoff-Strategie der Regierung zuwiderlaufen, sondern auch den Preis des Benzins nach oben treiben.

70 Prozent weichen aus

„Die erste Raffinerie wird am Freitag beginnen müssen, die Produktion schrittweise herunterzufahren“, kündigte Picard ein. Während die Branche erwartet habe, dass E-10 an den Zapfsäulen am meisten gefragt sein werde, seien gut 70 Prozent auf die teureren Super Plus Sorten ausgewichen. Etwa die Hälfte der Tankstellen in Deutschland hat das bisherige Super E5 durch E10 seit Jahresbeginn ersetzt.

E10 hat einen Anteil von bis zu 10 Prozent Bioethanol, den unter anderem Firmen wie Cropenergies oder Verbio produzieren. Die Mineralölwirtschaftsbranche ist verpflichtet, ab diesem Jahr eine Quote von 6,25 Prozent an Biosprit mit dem herkömmlichen Treibstoff zu verkaufen. Andernfalls drohen Strafzahlungen. Diese würden nach Angaben der Branche wiederum dann das herkömmliche Super-Benzin um rund 2 Cent pro Liter verteuern.

Verunsicherung bei Autofahrern drückt Biosprit-Absatz

Zwar vertragen nur knapp 10 Prozent der Autos den E10-Sprit nicht. Wegen der Unsicherheit tanken die Fahrer aber lieber die Super-Plus-Sorten, obwohl sie zwischen 5 und 8 Cent pro Liter mehr kosten. Hier gibt es mittlerweile sogar Lieferschwierigkeiten, während die Biokraftstoff-Produzenten auf vollen Lagern sitzen. Tankstellen und Mineralölwirtschaftsverband sowie die Bundesregierung werfen sich gegenseitig vor, die Verbraucher nicht genügend informiert zu haben. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) hatte in einem Brief an Parlamentarier der Branche vorgeworfen, weder die Kunden noch sich selbst vorbereitet zu haben.

Picard sagte, niedrigere Preise bei E10, um den Absatz anzukurbeln, seien kaum möglich. Raffinerien würden die Produktion dann eher einstellen. Zudem sei die Spanne zum Super Plus schon jetzt sehr groß. Zusätzlich das bisherige Super anzubieten, sei technisch schwierig, da es für mehr Sorten weder Tanks noch Zapfsäulen an den Stationen gebe. Allerdings sei die Bereitschaft bei den übrigen Tankstellen nun gering, auch auf E10 umzustellen.

Die Branche will jetzt gemeinsam mit dem ADAC die Autofahrer besser informieren und deutlich machen, dass fast alle E10 bedenkenlos tanken könnten. Die Bundesregierung und die EU wollen mit den Biosprit-Quoten die Abhängigkeit vom Erdöl reduzieren und den Klimaschutz vorantreiben. (Reuters)