München (dapd). Die Preisentwicklung an den Tankstellen ist im Januar für die Autofahrer alles andere als erfreulich verlaufen. Laut der monatlichen ADAC-Auswertung der Kraftstoffpreise kostete Superbenzin im Monatsdurchschnitt 1,480 Euro je Liter. Damit setzte sich der Höhenflug der Tankstellenpreise fort. Von den historischen Höchstwerten im Juni 2008, als Superbenzin im Schnitt 1,521 Euro kostete, ist der Ottokraftstoff damit nur noch 4,1 Cent entfernt. Und Entwarnung ist nicht in Sicht.

Allerdings könne jeder Autofahrer mit einer bewussten Fahrweise seine Spritrechnung minimieren, betont der TÜV Süd in München. Mit umweltschonender Fahrweise, Tanken mit Köpfchen, einer cleveren Tourenplanung oder einer Umrüstung auf Gas lassen sich die Auswirkungen der jüngsten Preiserhöhungen auf den Geldbeutel zumindest eindämmen.

Leichtlaufreifen, Leichtlauföl, Zylinderabschaltung, Rekuperationssysteme - die Zahl der technischen Spritsparhilfen ist lang, und die Möglichkeiten sind längst noch nicht ausgereizt. Doch der entscheidende Faktor bleibt der Mensch. "Mit einer neuen Fahrkultur lässt sich der Kraftstoffverbrauch dauerhaft um bis zu 20 Prozent verringern", sagt Martin Kraus, Entwicklungsingenieur bei der Sachverständigenorganisation Dekra.

"Mit einem Testverbrauch von 11,7 Litern auf 100 Kilometern sind auch die Trinksitten lobenswert." So streichelte das Fachmagazin "auto, motor und sport" den Autobianchi A 111, ein Kompaktmodell mit einem 1,4-Liter-Motor und 70 PS. Das war vor 40 Jahren. Heute würde der Wagen mit seinem einst beispielhaften Verbrauch kein Lorbeerblatt mehr gewinnen.

"Bei den Neuwagen verbrauchte im Jahr 2000 der Durchschnittsbenziner noch 8,1 Liter je 100 Kilometer. Im vergangenen Jahr lag der Durchschnitt bei nur 6,6 Liter", hat Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen ausgerechnet. Und die Autos würden noch sparsamer. "Die neue Generation der kleinen Benziner mit Dreizylinder-Motoren wird in den nächsten Jahren bei fast allen Autobauern zum Modellprogramm gehören. Hinzu kommen immer mehr Start-Stopp und Hybridfunktionen", prophezeit Dudenhöffer.

Volker Blandow, Energie-Experte beim TÜV Süd-Partner-Unternehmen Ludwig-Bölkow-Systemtechnik, geht von langfristig steigenden Benzinpreisen aus: "Dass selbst die offiziellen Prognosen zur Ölpreisentwicklung der Internationalen Energie Agentur (IEA) ständig nach oben korrigiert werden müssen, zeigt, dass hier eher zu niedrig kalkuliert wird. Schaut man auf die globale Nachfrage- versus Angebotsentwicklung und Verfügbarkeit zusätzlicher Fördermöglichkeiten, sieht es zusätzlich schlecht aus für sinkende Öl- und Benzinpreise."

Ein Stück weit unabhängig von dieser Entwicklung können sich Autofahrer aber machen, wenn sie die eigenen Fahrgewohnheiten unter die Lupe nehmen, und schauen, was sich daran ändern lässt. Durch das Vermeiden von Kurzstrecken und das Zusammenlegen von Touren lassen sich die jüngsten Preissteigerungen durchaus ausgleichen.

"Wer dazu ein Spritspartraining absolviert, senkt die Kosten an der Tankstelle sofort um bis zu zehn Prozent", wirbt Philip Puls von TÜV Süd für eine Fortbildung. Ansonsten heißt es, clever fahren: früh hochschalten, untertourig fahren, selbst bei kurzen Stopps den Motor ausschalten, bergab runterschalten und die Motorbremse nutzen.

Die Liste der Tipps zum spritsparenden und umweltschonenden Fahren ist lang. Viele Ratschläge werden jedoch von eingeschliffenen Fahrgewohnheiten konterkariert. So lohnt sich Abschalten bei modernen Motoren schon unter zehn Sekunden. Wer die Sache professionell angeht und per Spritspartraining das Autofahren feinfühlig neu erlernt, der kann den Posten "Sprit" im Haushaltsplan sofort verkleinern. Und es gibt einen zusätzlichen Effekt, sagt Fachmann Puls: "Feinfühliges Fahren vermeidet Verschleiß. Reifen, Bremsen und Kupplung halten länger." Auch das senkt die Kosten für die individuelle Mobilität.

Zu den fragwürdigen Spritsparaktionen zählt, im Internet nach der günstigsten Tankstelle im Umkreis suchen. Einen oder fünf Kilometer zurücklegen für billigeren Sprit? Wer genau kalkuliert, weiß, dass diese Rechnung nicht aufgeht. "Tanken immer direkt an der Wegstrecke und möglichst mit warmem Motor", empfiehlt Puls.

Gut überlegt werden sollte auch der individuelle Einsatz von Gas. Selbst wenn günstige Gaspreise locken, lohnt sich der Umstieg nicht für jeden. So haben unter anderem Streckenart und Fahrweise enormen Einfluss auf den Sparerfolg. Beispielsweise lohnt sich der Gasantrieb auf Autobahnen kaum, weil der Verbrauch anders als beim Benziner bei hohen Geschwindigkeiten exponentiell ansteigt. "Auch wer nur wenige tausend Kilometer im Jahr mit einem sparsamen Otto-Motor fährt, ist mit herkömmlichem Benzin günstiger unterwegs", betont der TÜV-Fachmann.

dapd