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Mit dem Countryman als vierter Mini-Variante entfernt sich BMW so weit wie noch nie vom Original. Walter Buchholz und Sven Frohwein fuhren den Herrn vom Land.
Fans des klassischen Mini treibt er Tränen in die Augen: Denn dieses Auto wird seinem Namen nicht mehr gerecht. Hohe Bodenfreiheit, dicke Schweller, bulliges Heck – als habe man ihm Botox gespritzt. Der Countryman ist ein Maxi-Mini. Und bereits der dritte Streich, die Modellpalette der zu BMW gehörenden Marke weiter aufzufächern.
Der Clubman-Kombi, das Cabrio und der allradgetriebene Countryman sind aber nur der Anfang. Die gerade vorgestellte Studie Paceman ist quasi ein Countryman mit nur zwei Türen. Und dann gibt es ja noch das auf die Länge des Originals von drei Metern verkürzte Coupé und den Roadster, ein umgeschnipseltes Cabrio. Die voraussichtlich 2011 beziehungsweise 2012 in Serie gehen.
Als der neue Mini 2001 in Serie ging, war er das richtige Auto zum rechten Zeitpunkt. VW setzte vor allem in Nordamerika mit dem Käfer-Wiedergänger New Beetle Zeichen, Chrysler gelang mit dem PT Cruiser auch in Deutschland ein Achtungserfolg.
Aus einer mach sechs oder sieben gute Ideen
Der neue Mini setzte ebenfalls voll auf den Retrotrend. Zuverlässige BMW-Technik in einem modernen Blechkleid, das aber noch genügend Rückschlüsse auf den Austin-Vorgänger zuließ. Doch im Gegensatz zu der erwähnten Konkurrenz konnte sich der BMW-Mini in den vorderen Rängen der Neuwagen-Anmeldungen festsetzen. Und das trotz eines Preises, der für ein Auto seiner Größe auf den ersten Blick überzogen wirkt.
Der anhaltende Erfolg des Mini ist aber auch Ausdruck einer konsequenten Weiterentwicklung der Modellpalette. Aus einer Idee mach sechs oder sieben gute Ideen. Mit einem positiven Nebeneffekt: Nebenbei helfen die Mini-BMW dem Autokonzern, den Flottenverbrauch zu senken. Keine schlechte Sache, wenn die Europäische Union eben das verlangt.
Mini-Designchef Gert Hildebrand gab bei der Vorstellung der Studie Paceman die Stoßrichtung vor: „Wir müssen überlegen, wie wir mehr aus diesem Auto machen können.“ Um die sportliche Note der Marke zu unterstreichen, strebt Mini deshalb jetzt auch an, die Rallye-Welt aufzumischen. 310 PS leistet der getunte Countryman, der in der World Rallye Championship ab Mai 2011 antritt. Auch hier sind Vergleiche zum alten Austin-Mini durchaus gewollt. Vor fast 50 Jahren reichten dem allerdings rund 100 PS, um der Konkurrenz bei der Rallye Monte Carlo das Fürchten zu lehren.
Auch bei der Rallye Dakar tritt der Countryman an
Auch bei der Rallye Dakar soll ein über 300 PS starker Countryman antreten. Dessen 3,0-Liter-Diesel sucht man in den Serienautos aber vergeblich. Eigentlich ist er ja auch ein BMW X1 im gewachsenen Blechkleid des Countryman. Leistung wie auf der Rallyepiste muss auch nicht sein. Dem Straßen-Countryman reichen bereits 112 Diesel-PS und Allradantrieb, um sich durchzubeißen. Auf schneeverwehten Feldwegen macht er jedenfalls eine ordentliche Figur.
Wo andere steckenbleiben, kommt man mit dem Herrn vom Land durch. Auch wenn es für das Gokart-ähnliche Fahrgefühl des Standard-Mini nicht ganz reicht. Aber trotz des dafür verantwortlichen höheren Schwerpunkts und der zusätzlichen Pfunde ist der Countryman ein fahraktiver,, spurtreuer und leicht zu beherrschender Lifestyle-Laster, der sich auch bei winterlichen Temperaturen mit rund sieben Litern Diesel zufrieden gibt.
Das Auto für den Single
Die meisten Countryman werden aber wohl nie Landluft schnuppern. Mini, das ist die Automarke junger Großstadtsingles. Mit dem nötigen Kleingeld. Denn der Countryman startet bei 20 200 Euro. Für den Diesel mit Allradantrieb werden sogar 26 000 Euro fällig. Dafür gibt’s ordentliche Verarbeitung und einen Riesentacho in der Mitte der Mittelkonsole. Wenigstens der dürfte Fans des Klassikers ein wenig versöhnlich stimmen.