Essen. Der erste in Europa gebaute Vollhybrid-Pkw - ist ein Japaner. Toyota produziert den Auris mit zusätzlichem Elektroantrieb im seinem englischen Werk in Burnaston.

Zehn Prozent der jährlichen Produktionskapazität von 30 000 der kompakten Spritsparer will der Erfinder des serienreifen Hybrid-Pkw in Deutschland verkaufen.

Bei der Präsentation des Auris Hybrid in Essen und Duisburg bekamen die Pressevertreter, die solche überflüssigen Geschenke annehmen, eine Schimanski-Jacke gereicht. Dazu die rustikal gestrickte Begründung von Toyotas Presse(Be-)arbeitern: „Schimmi” fuhr einen Citroën CX, und der sehe mit seinem runden Rücken so aus wie der Toyotas Vollhybrid-Pionier, der Prius mit seinem Fließheck. Das Götz George die meiste Zeit seines Duisburger Kommissarslebens Ford fahren musste, sei hier nur am Rande erwähnt.

Damit ist ein Hauptproblem des bereits 1997 erschienenen Prius angesprochen. Er gehört in die schmale Riege wegweisender Avantgardisten in der Geschichte des Automobilbau, sieht aber auch in der zweiten Generation immer noch ökig aus statt avantgardistisch. Ein Prius ist ein offenes Bekenntnis, das aber nicht jeder abgeben möchte.

Da hilft der Auris Hybrid. Das komplette Technikpaket des Prius steckt unter seiner unveränderten Kompaktwagenkarosserie - wenn man denn ein Auto der Golf-Klasse mit 4,25 Länge überhaupt noch als kompakt bezeichnen möchte. Und die Lizenz zum Sparen kostet in dieser Verpackung nur noch 23 000 Euro, also knapp zehn Prozent weniger als beim günstigsten Prius.

Sonst spart der Verzicht auf 20 Zentimeter Blech - nichts. Da das gewicht identisch und der Luftwiderstand etwas schlechter ausfällt (cW-Wert 0,28 statt 0,25) verbraucht der Auris in der Praxis ein paar Zehntel Liter mehr Benzin. Aber auch unter ungünstigen Bedingungen sind es nicht mehr als 6,5 Liter.

Das ist einerseits ein sehr guter Wert, andererseits aber über 50 Prozent mehr als nach der offiziellen Verbrauchsangabe von knapp vier Litern. Die Schere zwischen Norm- und Praxisverbrauch geht bei Hybridfahrzeugen unverhältnismäßig weit auseinander, nicht nur beim Auris.

Da auch Toyota nicht zaubern kann, gibt es einen zweiten wichtigen Kritikpunkt. Durch die Batterien ist das Kofferraumvolumen eingeschränkt. Sind diese vollständig geladen, kommt man rein elektrisch höchstens zwei Kilometer weit. Das setzt aber einen hypersensiblen Gasfuß voraus, sonst springt sofort der Vierzylinder-Verbrennungsmotor zur Unterstützung an.

Das Prius-System komt auch beim neuen kleinen Modell von Toyotas Luxus-Marke Lexus, dem CT 200h, zum Einsatz. Schwachpunkt ist das stufenlose Automatikgetriebe. Wer nur etwas der Gesamtleistung von fast 140 PS abfordert, wird mit einem sofort einsetzenden Hochdrehen des Motors bestraft.

Bessere Batterie kommt

Das kann gewaltig nerven. So es mal etwas schneller gehen, ist man mit einem nur 100 PS starken Diesel deutlich entspannter unterwegs. Man wünscht sich eine weniger nervöse Auslegung des Toyota, bei der die durchaus vorhandene Durchzugskraft bei niedrigen Drehzahlen besser ausgenutzt würde.

Aber die große Stunde des Hybrid-Pkw schlägt erst noch, wenn bald neueste Stromspeichertechnik wesentlich längere rein elektrisch gefahrene Passagen ermöglicht. Und zwar ohne sich wie beim reinen Batterieauto Angst davor haben zu müssen, mit leerem Akku liegenzubleiben.