München. Deutschlands Autofahrer lieben es offensichtlich strahlend: In wohl keinem anderen Land werden Autos so oft poliert. Wohl zu recht: Nur mit Wachs und Politur behält die lackierte Oberfläche ihr glänzendes Bild. Wir geben Tipps für den richtigen Umgang mit (Auto-) Lack und (Fenster-) Leder.

Schätzungsweise 12.000 Portal-Waschanlagen gibt es an bundesdeutschen Tankstellen, 1800 Waschstraßen sowie 2400 SB-Autowaschplätze. Foto: WAZ/Ulla Michels)
Schätzungsweise 12.000 Portal-Waschanlagen gibt es an bundesdeutschen Tankstellen, 1800 Waschstraßen sowie 2400 SB-Autowaschplätze. Foto: WAZ/Ulla Michels) © WAZ

Deutschlands Autofahrer lieben es offensichtlich strahlend. Schätzungsweise 12.000 Portal-Waschanlagen gibt es an bundesdeutschen Tankstellen, 1800 Waschstraßen sowie 2400 SB-Autowaschplätze. In wohl keinem anderen Land werden Autos so oft poliert. Die Vermutung bestätigt sich spätestens beim Urlaubstrip ins Ausland. Waschpaläste sind in Frankreich kaum zu finden, Dänen werden über die samstäglichen Waschaktionen eher lächeln. Doch der kollektive Reinlichkeitszwang hat auch sein Gutes. Philip Puls, Leiter des TÜV Süd Service Centers in Garching, sagt: «Eine vernünftige und regelmäßige Lackpflege trägt zum Werterhalt des teuren Autos bei.» Nur mit Wachs und Politur behalte die lackierte Oberfläche ihr glänzendes Bild.

Am besten wird mit dem Pflegeprogramm bereits beim Neuwagen begonnen. Doch Vorsicht, frischer Lack ist zunächst empfindlich. «Er ist noch nicht ausgehärtet und kann beispielsweise durch zu harte Bürsten einer Waschanlage in Mitleidenschaft gezogen werden», warnt Georg Wolf, Mitglied des Bundesverbandes Fahrzeugaufbereitung (BFA). In diesem Verband haben sich Betriebe zu einem gemeinsamen Standard in der Fahrzeugaufbereitung verpflichtet - von der Felgenreinigung bis zur Glanzversiegelung. (Mitgliedsbetriebe finden sich hier.) Bis ein Lack richtig ausgehärtet ist, sollte man ein halbes Jahr mit der Bürstenwäsche zurückhaltend sein, empfiehlt Wolf.

Wachsen ist die leichtere Übung

Nach der Wäsche ist Handarbeit mit Wachs oder Politur angesagt - je nach Zustand der Außenhaut. Dabei ist Wachsen die leichtere Übung: Das flüssige Wachs mit einem Schwamm auftragen und nach dem Trocknen Reste mit einem weichen Lappen abwischen. «Besonders gut geeignet sind dazu spezielle Microfasertücher», rät Olaf Menzel vom Pflegemittelhersteller Nigrin. Damit die Hartwachsschicht möglichst lange hält, sollte in der Waschanlage nicht immer die komplette Schaumwäsche gewählt werden, dann überdauert die Konservierung etwa ein halbes Jahr. TÜV-Fachmann Puls erläutert: «Wenn Regen auf der Karosserie nicht mehr abperlt, ist es Zeit für eine Nachbehandlung.»

Besonders hart setzen Baumharz und Vogelkot der farbigen Hülle zu. Richtig problematisch wird es im Sommer, wenn der Schmutz förmlich einbrennt. Deshalb mahnt Auto-Aufbereiter Wolf, möglichst rasch diesen Verschmutzungen mit Lappen und Wasser den Garaus zu machen. Steht dann irgendwann eine komplette Politur des Wagens an, ist Handarbeit der beste Weg. Vor dem laienhaften Einsatz von Maschinen warnt der Fachmann: «Der Einsatz von Poliermaschinen bedarf fachkundiger Hand. Man muss sehr auf die Umdrehungszahl achten, sonst wird der Lack zu heiß, das Poliermittel kann sich festbrennen.»

Wenig empfehlenswert ist der Einsatz einer Bohrmaschine mit einem Polieraufsatz. Insbesondere an Ecken und Kanten kann dann rasch der Lack so malträtiert werden, dass er «durchpoliert» wird, wie Wolf sagt. Im Klartext: Die Oberfläche ist zerstört, eine Neulackierung fällig. Das kann bei Handarbeit nicht passieren. Doch dafür ist die Arbeit schweißtreibend. Aber, immerhin, man wird strahlend belohnt. (ddp)