Berlin. .

Die meisten Busse im Straßenverkehr sind sicher. Das hat der erste „TÜV Bus-Report“ festgestellt. Doch gerade bei den kleinen Mängeln sind Busunternehmen oft nachlässig.

Wer mit dem Bus zur Arbeit oder zur Schule fährt, ist in der Regel sicher unterwegs. Nur 0,2 Prozent der Reise- und Linienbusse fallen in der Hauptuntersuchung beim TÜV als „verkehrsunsicher“ durch und werden stillgelegt, sagte Klaus Brüggemann, Geschäftsführer des TÜV-Verbands am Donnerstag in Berlin. Doch vor allem mit steigendem Alter der Busse nehmen die Probleme teils massiv zu, stellten die Prüfer in ihrem ersten umfassenden „TÜV Bus-Report“ fest.

Die Ergebnisse von rund 50.000 Hauptuntersuchungen bei Reise- und Linienbussen zeigen zudem, dass gerade bei leicht vermeidbaren Mängeln von Busunternehmen offenbar bei der Wartung geschlampt wird. So funktionierte bei 18,6 Prozent der Busse aller Altersklassen die Beleuchtung nicht richtig.

12,4 Prozent der Busse sind mangelhaft

„Das ist vermeidbar und auch nicht nachvollziehbar“, da sich die Funktion leicht vor jeder Fahrt etwa mit Spiegeln überprüfen lasse, sagte Brüggemann. Bei alten Fahrzeugen traten zudem gehäuft Probleme mit den Bremsen, Motor und Antrieb sowie Korrosion an tragenden Teilen auf. Liegt die Quote der Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln bei einjährigen Fahrzeugen bei gerade 3,8 Prozent, steigt sie bei zwanzigjährigen Bussen auf 23 Prozent.

Insgesamt wiesen 12,4 Prozent der Busse erhebliche Mängel auf, die die Betreiber innerhalb eines Monats beheben lassen müssen. Auch eine nachlassende Bremsleistung sowie Ölverlust am Motor und Antrieb bemängeln die Prüfer bei alten Fahrzeugen häufiger. „Wir hatten gerade im Jahr 2009 zwei Zwischenfälle mit Schulbussen, bei denen plötzlich Flammen aus dem Motorraum schlugen“, sagte Brüggemann. Dabei sei zwar niemand verletzt worden, doch jeder Vorfall sei bei 5,5 Milliarden Passagieren im Jahr einer zu viel.

Dichtes Prüfnetz schafft Sicherheit

Anders als Autofahrer müssen Busunternehmer ihre Fahrzeuge jährlich zur Hauptuntersuchung bringen, bei der die Prüfer bis zu 130 Prüfpunkte abarbeiten. Zusätzlich müssen über drei Jahre alte Busse alle drei Monate zu einer Sicherheitsprüfung in die Werkstatt, wo vor allem Fahrgestell, Lenkung, Bereifung und Bremsen begutachtet werden. Dieses dichte Netz ist nach Ansicht der TÜV-Prüfer unbedingt notwendig, da auch kleinere Mängel bei einem vollbesetzten Reisebus schnell zur Katastrophe führen könnten, sagte Brüggemann.

Etwa 20 Prozent der für den Report untersuchten Fahrzeuge waren den Angaben zufolge Reisebusse, die von Unternehmen oft zu Billigpreisen quer durch Europa geschickt werden. Hier sieht Brüggemann auch die jährlich rund 100 Millionen Fahrgäste in der Verantwortung. „Wer bei der Planung einer Busreise, etwa für eine Klassenfahrt, stets auf dem billigsten Angebot besteht, spart am Ende an der Sicherheit.“ Zudem klagten gerade Busunternehmen häufig darüber, dass ihre Fahrgäste selbst zu später beanstandeten Mängeln beitragen.

Nothämmer als Reisesouvenir

So seien etwa die Nothämmer, um im Unglücksfall die Scheiben zu zerschlagen, ein beliebtes Reisesouvenir, das ständig aus den Bussen verschwinde. Dennoch ist das Fazit der Prüfer positiv. Mehr als die Hälfte der durchschnittlich 8,5 Jahre alten Fahrzeuge verlässt die Hauptuntersuchung ohne Mängel. Busunternehmen sollten allerdings nicht nur in die technische Sicherheit investieren, sagte Brüggemann. Auch die Qualifikation der Fahrer und die Einhaltung der vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten sei wichtig. (dapd)