Stuttgart. .

Wer sich automobil gerne möglichst unbemerkt fortbewegt, der sollte den Porsche Panamera meiden. Denn der viertürige Sportwagen aus Zuffenhausen zieht die Blicke aller Passanten auf sich. Am bulligen Design scheiden sich die die Geister.

Unauffällig geht nicht. Wo immer der Porsche Panamera parkte, fanden sich alsbald Passanten ein, um den ersten viersitzigen und viertürigen Sportwagen von Porsche zu begutachten. Auf der Autobahn lüfteten überholende Fahrer das Gaspedal - so groß war die Neugierde. Und an der Tankstelle wurden die Handykameras gezückt.

Von vorne erkennt man die Gene des 911er, am Heck werden Geschmacksnoten ausdiskutiert. Knapp zwei Tonnen schwer, knapp fünf Meter lang, nur 1,42 Meter hoch, doch dafür 1,93 Meter breit - diese Proportionen machen den Panamera zu einer auffallenden Erscheinung, und ebenso frappant sind seine Fahreigenschaften.

Sportwagen-Fahrgefühl trotz üppiger Ausmaße

Es gibt wohl keine Limousine, die sich so flott und leicht über kurvenreiche Landstraßen bewegen lässt. Das Fahrgefühl ist immer präzise, manchmal beeindruckend. Insbesondere, wenn man sich auf einem der beiden Fondsitze chauffieren lässt. Das geht mit bemerkenswertem Platz- und Komfortangebot, entspannt und langstreckentauglich. Wechselt der Fahrer in die forcierte Gangart, kommt alsbald der Wunsch nach einem Platzwechsel auf - weil man ein Gespür dafür bekommt, wie viel Spaß der Job hinter dem Lenkrad macht. Widerstrebt man dem Wechseldrang, lässt sich aus den tiefen, einstellbaren Schalensitzen entspannt das ICE-Tempo genießen, akustisch akzentuiert von einem wohligen Knurren der Auspuffanlage.

Komfortabel, sportlich oder rennwagenmäßig - der Allrad-angetriebene Panamera beherrscht alle drei Fahrdisziplinen nahezu perfekt. Dafür sorgen das sehr schnell schaltende Doppelkupplungsgetriebe mit seinen sieben Fahrstufen, die aktive Dämpferregelung sowie die Luftfederung, die sich per Knopfdruck auf die verschiedenen Fahrstile einstellen lässt. Im Komfortmodus rollt der Panamera fast schon weich über asphaltöse Unannehmlichkeiten hinweg. Im Super-Sport-Modus kommt richtig Spaß auf. Allerdings sollte der Fahrer besonders auf nasser Straße den Grenzbereich der Fahrphysik kennen und respektieren - ungeachtet des wohldosiert agierenden ESP. Assistiert wird das Fahrgefühl von einer messerscharfen Lenkung und makellosen Bremsen. Das alles konzentriert sich rasch zu einer entspannten Fahrweise nach dem Motto: Man könnte ja, wenn man wollte.

Normverbrauch von 11,1 Litern bei 400 PS Leitung

Erliegt man nicht den Versuchungen von 400 PS und 500 Newtonmetern Drehmoment, wird dies mit einem für die gebotenen Fahrleistungen akzeptablen Verbrauch belohnt. Der Normverbrauch des Panamera S liegt bei 11,1 Litern Super. Dafür sorgt vor allem das lang übersetzte Doppelkupplungsgetriebe. Die verhältnismäßig niedrigen Drehzahlen reduzieren den Spritkonsum. Die Start-Stopp-Funktion unterstützt die Sparbemühungen. Im Stand schaltet sie den Motor ab, wann immer es geht. Bei flotter Fahrweise pendelt die Verbrauchsmarke zwischen 16 und 20 Litern auf 100 Kilometer. Auf den tempolimitierten Autobahnen des benachbarten Auslands sinkt der Verbrauch auf die Zehn-Liter-Grenze.

Wer möchte, kann sich selbst um die Gangwahl kümmern - entweder per Hebel oder mit den Wippen am Lenkrad. Im Automatik-Modus schaltet das Getriebe sanft wie mit einer konventionellen Automatik. Nur wenn es ganz langsam gehen soll, neigt der Panamera zum Ruckeln und verspannt sich etwas.

Zunächst verwirrend erscheint die Vielzahl von Knöpfen auf der Mittelkonsole, die den Raum für Fahrer und Beifahrer attraktiv separiert. Doch nach wenigen Blicken wird die Systematik erkannt und bedarf keiner weiteren Erläuterungen. Wie in dieser Preisklasse nicht anders zu erwarten, glänzt der viersitzige Porsche nicht nur mit feinster Technik, sondern einem ebenso eingerichteten Innenraum. Holz und Leder dominieren. Materialwahl und -einsatz dokumentieren zeitgerechte Noblesse. Zu den praktischen Facetten gehören die elektrisch bedienbare, weit öffnende Heckklappe sowie ein Kofferraumvolumen von 445 Litern. Zudem lassen sich die Rücksitzlehnen und das Mittelteil umlegen.

Doch praktische Erwägungen und familienfreundliche Features werden kaum jemanden zum Kauf eines Panamera bewegen. Wer mehr als 86 000 Euro ausgibt, hat sicherlich mehr als ein Fahrzeug in der Garage. Doch sportiver kann man mit Kind und Kegel kaum unterwegs sein. (ddp)