Melsungen. In den kommenden Monaten „droht Marderalarm“, warnt Dirk Eickmeier vom Automobilclub AvD. Im Sommer tummeln sich vor allem die Marderweibchen mit Nachwuchs im Auto und machen sich über Schläuche und Gummiummantelungen her. Was tun gegen die possierlichen Beißer? DerWesten gibt Tipps.

Das Miteinander von Mensch und Tier ist mitunter von deutlichen Aggressionen geprägt. Das wird sich speziell in den kommenden Monaten wieder zeigen. «Es droht Marderalarm», warnt Dirk Eickmeier vom Automobilclub AvD. Wem beispielsweise ein Marder die Zündkabel seines Autos zerbissen hat, dem wird das Attribut «niedlich» für den possierlich-aussehenden Räuber kaum noch über die Lippen kommen.

Simpel aber wirkungsvoll, damit Marder gar nicht erst in den Motorraum gelangen: Das Auslegen von Maschendraht. (Foto: imago)
Simpel aber wirkungsvoll, damit Marder gar nicht erst in den Motorraum gelangen: Das Auslegen von Maschendraht. (Foto: imago)

Zunächst sind es Mardermännchen, die unter der Motorhaube mit ihrer individuellen Duftmarke ihr Revier kennzeichnen. Diese Duftspur aber reizt andere Artgenossen zu schier blindwütiger Bisswut. In den Sommermonaten tummeln sich dann die Weibchen mit Nachwuchs im Auto und machen sich über Schläuche und Gummiummantelungen her. Im Herbst schließlich messen Jungtiere auf ihrer Suche nach einem eigenen Revier ihre Kräfte an den Weichteilen im Motorraum.

Motorwäsche, wenn der Marder zugebissen hat

Die Zahl der durch Marder verursachten Schäden ist laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Allein von 2004 bis 2007 gab es einen Anstieg um mehr als 26 Prozent auf 180 000 gemeldete Schadensfälle. «Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen, da lediglich kaskoversicherte Fahrzeuge erfasst wurden», vermutet AvD-Fachmann Eickmeier und «die Tendenz ist weiter steigend». Das sieht auch die Biologin und Marderforscherin Beate Ludwig aus Melsungen so: «Marder gibt es überall, auch wenn wir sie nicht sehen und sie kommen mit der Zivilisation gut klar.»

Wer die unliebsamen Gäste aus der Familie der hundeartigen Raubtiere aussperren will, hat allerdings Probleme. Hat ein Marder zugebissen, sollte man neben den nötigen Reparaturen unbedingt von einer Fachwerkstatt eine Motorwäsche durchführen lassen. Das eliminiert den Duft im Motorraum, der die Attacken auslöst. Ansonsten kann noch in der nächsten Nacht eine erneute Bissattacke folgen. Grundsätzliche Prävention ist hingegen schon schwieriger. Zwar gibt es von Ultraschallgeräten bis hin zu diversen Hausmitteln alles Mögliche, aber nur wenig Wirksames. Manche Sprays enthalten Knoblauch, Katzenabwehrstoffe, Seife, Pfeffer. Allerdings hält keine der noch so grässlich riechenden oder schmeckenden Substanzen den Marder davon ab, weiterhin in die Kabel zu beißen, wie Marder-Forscherin Beate Ludwig beobachtet hat. Auf ähnlichem Wirkungsniveau bewegen sich Ratschläge in diversen Internet-Foren, wie etwa die Empfehlung, der Autobesitzer solle selbst ab und an in den Motorraum urinieren.

«Bezüglich der Wirkung verhalten sich Duft- oder Abwehrstoffe ähnlich wie Medikamente. Hier arbeiten wir nicht mit Garantie, sondern mit Erfolgsquoten», sagt Stefan Schaub, Vertriebsleiter von «Stop&Go-Marderabwehr». Der Marder sei ein Stück Natur und lasse sich eben nicht mathematisch vorausberechnen. «Trotzdem können wir von einem Erfolg, je nach Produkt, von nahezu 100 Prozent sprechen», meint Schaub.

Hochspannung und Maschendraht

Ganz oben auf seiner Liste erfolgversprechender Abwehrmittel stehen Hochspannungsgeräte nach dem Weidezaunprinzip. «Der Marder bekommt einen Schlag, der ihn zwar erschreckt, aber nicht verletzt, er flüchtet», erläutert Marderkennerin Ludwig. Solche Geräte kosten rund 140 Euro. Eine weitere Prävention ist das Auslegen von Maschendraht unter dem Auto. «Der frei verlegte Draht vibriert immer ein wenig», verdeutlicht Ludwig das Prinzip. Dies irritiere die Tiere.

Hauptsächlich fallen weiche Gummiteile wie Schläuche oder Lenkmanschetten Marder-Attacken zum Opfer und die Folgen sind kostspielig, denn nicht immer springt die Fahrzeugversicherung in die Bresche. Da die Assekuranzen ihre Vertragsbedingungen frei gestalten, kann ein Marderbiss je nach Gesellschaft und Police unterschiedlich versichert sein - oder eben auch nicht. Manche Versicherer bieten zudem für den Marderschaden eine gesonderte Police an.

Bremsanlage ist nicht gefährdet

«Darüber hinaus werden vielfach nur die unmittelbar beschädigten Teile, nicht die möglichen Folgeschäden abgegolten», schildert Maximilian Maurer vom ADAC seine Erfahrungen. Zieht beispielsweise ein zerbissener Kühlwasserschlauch einen Motorschaden durch Überhitzung nach sich, sind in einem solchen Fall dann nur die Kosten für den Kühlwasserschlauch abgedeckt. Aber auch wenn Folgeschäden übernommen werden, gibt es häufig eine Obergrenze. Ist der Schaden teurer, zahlt der Autofahrer den Rest selbst.

Vor einem brauchen sich von Mardern gebeutelte Autobesitzer allerdings nicht zu fürchten. «An die Bremsanlage gehen Marder praktisch nicht», beschreibt ADAC-Mann Maurer die Grenzen der Bissigkeit: «Bremsleitungen sind für den Marder schlecht erreichbar und bestehen überwiegend aus hartem Material.» (ddp)