Detroit.

Auf der jetzt gestarteten internationalen Autoshow in Detroit gibt sich die Branche umweltfreundlich und präsentiert sogar einen Sportwagen mit Elektroantrieb. Nur kaufen kann man die neuen Autos mit Elektroantrieb nicht. - Noch nicht.

Während der Automobilkrise 2009 wurde den Automobilbauern klar, dass die Zukunft nicht mehr im klassischen Verbrennungsmotor liegt. Wer weiterhin Autos verkaufen will, muss Alternativen zu den bisherigen Antriebsarten anbieten, denn die Autofahrer sind sensibel geworden. Steigende Ölpreise und Meeresspiegel lassen die Nachfrage nach Autos mit geringem Benzinverbrauch und CO2-Ausstoß nach oben schnellen. Die nahende Alternative, der Hybridantrieb, soll der Heilsbringer sein für die Branche. Das hebt die Stimmung auf der aktuellen „North American International Auto Show“ (NAIAS).

20 neue Modelle mit Elektromotor

Zu Beginn der Automesse in Detroit ist die Katastrophenstimmung in der US-Autobranche neuer Zuversicht gewichen. „Ich blicke wirklich optimistisch in die Zukunft“, sagte der Vizechef des US-Autobauers General Motors (GM), Bob Lutz, dessen Konzern im vergangenen Jahr nur durch einen Milliardeneinsatz des Staates gerettet wurde. Neuen Zahlen vom Montag zufolge verdrängte China die USA 2009 als weltweit größter Absatzmarkt. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Montag unter Berufung auf den Verband der chinesischen Autohersteller meldete, stieg der Absatz in China 2009 um 46,15 Prozent auf mehr als 13,6 Millionen verkaufte Autos. Der chinesische Automarkt verdrängte damit die US-Branche von der weltweiten Spitzenposition.

Nach Angaben der Organisatoren sollen auf der bis zum 24. Januar dauernden Messe rund 50 neue Fahrzeuge vorgestellt werden. Allein im Segment der Elektrofahrzeuge stehen etwa 20 Neuvorstellungen an. Einige große Unternehmen bleiben der Automesse allerdings fern, darunter der japanische Hersteller Nissan. Chrysler wollte sich nur mit einem Rumpfprogramm präsentieren.

„Preisgünstigkeit, Effizienz und Umweltfreundlichkeit“

Die Auszeichnungen des Ford Fusion zum Auto des Jahres entsprach dem Trend bei den Herstellern zu kleineren und Sprit sparenden Modellen, Elektroautos sowie Wagen mit Hybrid-Antrieb. Ford-Chef Bill Ford benannte in Detroit die seiner Ansicht nach wichtigsten Zukunftsstrategien der Branche: „Preisgünstigkeit, Effizienz und Umweltfreundlichkeit“.

Der Marktführer für sparsame Antriebe, Toyota, hat auf der Autoschau ein neues Hybrid-Modell vorgestellt, das vor allem eine junge Zielgruppe ansprechen will. Der zweitürige Konzeptwagen mit der Bezeichnung FT-CH ist 55 Zentimeter kürzer als der Prius und soll die Energieeffizienz des mit Benzin und Strom betriebenen Autos weiter verbessern. Der USA-Chef von Toyota, Jim Lentz, sagte am Montag, das neue Modell werde voraussichtlich ebenfalls unter der Marke Prius verkauft.

Volkswagen und Mercedes greifen den US-Markt an

Der Chef von Volkswagen America, Stefan Jacoby, kündigte „ehrgeizige Ziele“ für den US-Markt an. Bis zum Jahr 2018 wolle das Unternehmen in den USA seinen Absatz mehr als verdreifachen und eine Million Autos der beiden Marken Volkswagen und Audi verkaufen.

Der Stuttgarter Autokonzern Daimler will nach dem Krisenjahr 2009 schnell wieder durchstarten. Im laufenden Jahr wolle Daimler sowohl von seinem Luxusmodell Mercedes-Benz und den Schwestermarken smart, Maybach und AMG als auch von seinen Lastwagen und Bussen mehr verkaufen als im vergangenen Jahr, sagte der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche am Montag auf der Automesse in Detroit. 2009 verkauften die Stuttgarter weltweit 1,13 Millionen Neuwagen und damit gut ein Zehntel weniger als im Vorjahr.

US-Autobauer haben die Talsohle durchschritten

Die angeschlagenen US-Autobauer General Motors und Chrysler haben die Talsohle offenbar durchschritten. Die Opel-Mutter GM kündigte am Montag auf der Automesse an, einige der insgesamt 14 im Vorjahr geschlossenen Fabriken in den USA, Kanada und Mexiko wieder in Betrieb zu nehmen, um die Nachfrage nach bestimmten Modellen zu befriedigen. Wenn es GM gelinge, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, könnten auch neue Arbeiter eingestellt werden, sagte Nordamerika-Chef Mark Reuss.

Chrysler-Chef Sergio Marchionne kündigte Neueinstellungen in Produktion und Entwicklung an, wenn genug Fahrzeuge verkauft würden. Chrysler habe derzeit nicht genügend Arbeitskräfte, um die gesteckten Ziele zu erreichen, sagte er in Detroit. Einen Zeitrahmen nannte er nicht. Das Unternehmen habe immer noch genügend Barreserven und stehe derzeit trotz des sehr schwierigen Jahres 2009 etwas besser da als erwartet, sagte Marchionne. (ddp/apn/afp)