Brühl. .

„Das Auto hat tatsächlich bis hierher gehalten?“ Die despektierliche Frage nach einer 200-Kilometer-Fahrt mit dem Dacia Sandero Stepway zeigt wohl am deutlichsten, dass die rumänische Renault-Tochter trotz des großen Verkaufserfolgs bei vielen noch immer mit einiger Skepsis gesehen wird.

Dem anfänglichen Misstrauen folgt beim näheren Hinsehen schnell Anerkennung. Erst recht, wenn der Preis von nur 11 290 Euro ins Spiel kommt. Dann gibt es kaum jemanden, der nicht positiv überrascht ist von dem wirklich guten Preis-Wert-Verhältnis, das der Kompakte im Geländelook bietet.

Schon das Äußere des Autos macht was her. Die Stoßfänger sind muskulöser als beim „normalen“, sechs Zentimeter kürzeren Sandero. Radlauf- und Schwellerblenden in Schwarz, Unterfahrschutzleisten an Bug und Heck sowie eine Dachreling in matt-chrom geben dem Stepway einen sportlichen Anstrich. Zudem tragen die Anhebung der Karosserie um 20 Millimeter und serienmäßig 16-Zoll-Räder zum selbstbewussten Auftritt des Freizeit-Off-Roaders bei.

Viel Platz im steingrauen Ambiente

Die wenigen Zentimeter mehr in der Höhe machen sich sowohl beim Einsteigen als auch bei der Rundumsicht vom Fahrersitz aus positiv bemerkbar. Im Innenraum erwartet die Passagiere ein in steingrau gehaltenes Innenleben. Das klingt ein wenig einfallslos. Zugegebenermaßen sind die Materialien auch eher einfach gehalten. Doch es ist offensichtlich, dass Dacia bemüht ist, das Beste aus „günstig“ zu machen - wie der leicht geriffelte Kunststoff des Armaturenbrettes zeigt. Außerdem hat Einfachheit ja auch etwas Gutes: die großen Tasten und Knöpfe sind eindeutig zu erkennen und zu bedienen. Der Scheibenwischer lässt nur die Wahl zwischen Intervall- oder Dauerbetrieb, was braucht man mehr. Selbst auf einen Bordcomputer oder elektrisch verstellbare Außenspiegel kann man durchaus verzichten. Gegen einen Aufpreis von 300 Euro öffnen sich zumindest die Fenster auf Knopfdruck und die serienmäßige Zentralverriegelung erhält eine Funkfernbedienung.

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Tadellos ist das Platzangebot. An den Sitzen dürften nur Großgewachsene aufgrund der etwas kurzen Beinauflage Kritik üben. Die Kopfstützen lassen sich weit genug ausziehen. Die Reisenden in der zweiten Reihe haben ausreichend Kopf- und Kniefreiheit. Nur die rückwärtige Lehne neigt sich relativ weit nach hinten und kann nicht in einer anderen Stellung arretiert werden. Rückengerechtes Sitzen ist dadurch etwas schwierig.

Munterer Antritt

Bei einer Ladekante von knapp 80 Zentimetern Höhe verstaut man Koffer und Taschen zudem nicht gerade rückenfreundlich. Dafür präsentiert sich der 320 Liter fassende Kofferraum mit einem angenehm breiten Zugang. Sperrig dürfen die Gegenstände also ruhig sein. Wer mehr befördern will, der kann die ein Drittel zu zwei Drittel teilbare Lehne der Rücksitzbank umklappen. Es bleiben jedoch eine Stufe und eine Schräge in der Ladefläche. Immerhin fasst der Stepway dann aber bis zu 1200 Liter Gepäck.

Mit 400 Kilogramm Nutzlast dürfte der 1,5 dCi auch noch ganz gut zurechtkommen. Unterwegs mit maximal vier Personen an Bord überrascht der gerade einmal 68 PS starke Common-Rail-Diesel mit seinem munteren Antritt. Ab Tempo 120 sind die Arbeitsgeräusche allerdings deutlich vernehmbar. Etwas mehr Dämmung wäre ganz nett und würde die Kommunikation im Fahrzeuginneren erleichtern. Den Verbrauch gibt Dacia mit 5,3 Litern an. Im alltäglichen Fahrbetrieb sind es jedoch locker zwei Liter mehr. Das ist kaum mehr als sparsam zu bezeichnen. An der Abstimmung des Fahrwerks gibt es hingegen nichts zu mäkeln. Der Asphalt muss schon sehr holprig sein, dass sich die Insassen von den Stößen unangenehm gestört fühlen. Auf Kurvenfahrten reagiert der Fronttriebler - Allrad ist trotz der Optik nicht im Angebot - erst spät mit leichtem Untersteuern. Von Geräuschen in der Karosserie keine Spur.

Ersatzrad also Extra

Die Sicherheitsausstattung besteht aus ABS und Frontairbags. Luftpolster an den Seiten sind ebenso wenig wie ESP erhältlich. Überhaupt ist die Liste der zusätzlich zu erwerbenden Dinge für den Sandero Stepway recht kurz. Neben dem erwähnten Elektropaket stehen noch ein Ersatzrad (50 Euro) und ein CD-Radio mit abnehmbarem Bedienteil (460 Euro) zur Wahl. Wer sich für eine Klimaanlage entscheidet, kann das nur in Kombination mit dem CD-Radio tun und muss dafür 850 Euro extra zahlen. Eine zusätzliche MP3-Funktion erhöht den Betrag um weitere 50 Euro. Metallic-Lackierung, Nebelscheinwerfer oder die matt-chromfarbenen Einstiegsleisten indessen gehören schon zum serienmäßigen Lieferumfang. Ganz abgesehen von dem nicht unbedingt zu erwartenden Fahrspaß, den der kleine SUV bietet, ist also auch das Verhältnis von Preis und Leistung mit Blick auf die Ausstattung wirklich stimmig. (ddp)