Gegenüber dem großen VW gibt es beim Vorzeige-Skoda mehr Auto für weniger Geld und einen DSchönheitspreis dazu. Der 4,84 Meter lange Superb Combi erschien gerade auf der Bestenliste 2010 des Essener Designzentrums.

Mein Onkel hatte damals den Absprung aus der DDR verpasst, was er sich selbst nie verzeihen konnte. Er tröstete sich unter anderem mit einem Skoda, dem besten, was man im Ostblock kaufen konnte. Ob er das heute auch noch tun würde?

Das beste, was Skoda zwei Jahrzehnte nach der Wende und dem Einstieg von Volkswagen anzubieten hat, ist der Superb Combi. Den Namen kann man hochtrabend wie altmodisch finden. Tatsächlich stammt er von den letzten wirklich luxuriösen Skoda-Modellen aus der Vorkriegszeit, ist also zumindest eine Traditionsbezeichnung. Das Auto ist ein VW Passat mit verlängertem Radstand (2,76 Meter) und entsprechend sehr großzügigem Knieraum auf den Rücksitzen und großem, aber mit 11,5 Meter gerade noch akzeptablem Wendekreis.

Als Limousine trägt der Superb ein gewöhnungsbedürftiges Knubbelheck. Das ist ungeheuer praktisch, weil sich wahlweise nur der Deckel des separaten Kofferraums öffnen lässt oder eine ziemlich große Klappe. Das Knubbelheck kommt aber andererseits nicht für Designpreise infrage. 2500 Euro billiger als der kleinere Passat Kombi Einen Roten Punkt für Designqualität verdiente sich jedoch jüngst der neue Superb Combi, Skoda-typisch mit feinem C statt kantigem K geschrieben. 900 Euro mehr kostet der elegante Anzug gegenüber dem Biedermann-Kostüm. Tatsächlich rückt der tschechische Raum-Riese (über 600 Liter Kofferraumvolumen) optisch an Audis (noch längeren) A6 Avant vom A6 heran.

Die Verarbeitungsqualität liegt auf dem Niveau der Premium-Schwesternmarke im Volkswagen-Konzern, die Materialanmutung natürlich nicht. Dafür kostet der günstigste Superb nur 24.000 Euro und die teuerste Allradversion 40.000 Euro. Ein (größerer) Ingolstädter A6 ist rund 9000 Euro teurer, der (kleinere) Wolfsburger Passat rund 2500 Euro. Dabei muss man bei einem Skoda keine Abstriche an der Technik oder Sicherheit hinnehmen wie etwa bei Renaults Einstiegsmarke Dacia.

Die Auswahl an technischen Details ist geringer, die Aufpreisliste anders gestaffelt. Kein Wunder, dass bei VW hinter vorgehaltener Hand gemeckert wird: Skoda ist zu gut und zu günstig. Die Marke solle gefälligst Billigautos bauen, vor allem auch unterhalb des Polo-Pendants Fabia, anstatt den Markenschwestern Kunden abzujagen.

Da ist natürlich viel Wahres dran. Solange jedoch der VW-Allgewaltige Ferdinand Piëch seine Hand über die von ihm so titulierte „schöne tschechische Tochter” hält, darf ein Skoda das beste sein, was im ehemaligen Ostblock gebaut wird. Mein Onkel hätte einen Combi gekauft, um sich über die Wiedervereinigung zu trösten. Oder über sonst was.